21.4.07

Und jetzt aber wirklich daheim

Jetzt hocke ich hier wieder, kämpfe mit dem Jetlag und versuche erstmal anzukommen. Klar, mit dem Flieger gestern abend bin ich schon in Köln gelandet und habe auch die erste Nacht geschlafen (nach 24 Stunden wachbleiben). Aber wie schon beim letzten Mal, es schwingt immer noch ein wenig Wehmut und Fernweh nach. Insbesondere beim Auspacken, hier noch ein Flyer von da, eine Eintrittskarte von dort, das weckt Erinnerungen.

Die Reise war natürlich mal wieder insgesamt ein total großartiges Erlebnis, auch in seiner schlechten Seiten. Leider habe ich an den letzten Tagen kaum noch Fotos gemacht, insbesondere von dem Karaokeabend hätte ich gerne noch ein paar. Na ja, beim nächsten Mal. Apropos Fotos, mehr Fotos als hier im Blog gibt es natürlich noch auf meiner Flickr-Seite zu sehen. Allerdings muss ich die auch mal alle vernünftig beschriften und so.

Jetzt muss ich erstmal einkaufen gehen, um meinen Kühlschrank zu füllen. Ich hoffe nur meine Kreditkarte wird genommen, finanziell bin ich nämlich um es mal freundlich auszudrücken am Limit. Und die Filme von den beiden lustigen Minikameras werde ich auch mal mitbringen, ich bin mal sehr gespannt, was dabei rauskommt.

Wieder daheim (fast)

Die Heimat hat uns wieder. Naja, fast, jetzt sitzen wir erstmal für knappe 3 Stunden am Flughafen Schipol / Amsterdam herum und dürfen uns die Zeit totschlagen. Immerhin bleibt mir so die Zeit noch den letzten Tag in Tokio zusammenzufassen.

Nach unserer Ankunft haben wir uns gleich wieder nach Asakusa aufgemacht, für die letzte Nacht hatte ich noch eine Übernachtung im Khaosan (diesmal der "Zentrale" nicht wie in der ersten Woche im "Annex") reserviert. Es war für uns schon wie eine Heimkehr, die "alt"bekannten Wege, unser Block. Die Kirschbäume, die wir an unserem ersten Tag am Sumida-gawa in Asakusa besichtigten, hatten mittlerweile ihre Blüten fast vollständig abgeworfen und gegen das grüne Blattwerk ausgetauscht.

Am Hostel angekommen waren wir eine Stunde vor der Check-In-Zeit da und hatten Glück, dass uns nach zweimaligen Klingeln doch noch jemand öffnete und wir immerhin schon mal unser Gepäck da lassen. Wir beschlossen erstmal die "Shopping"straße zum Senso-ji abzuklappern, wo ich mich mit diversen Souvenirs eindecken wollte. Yukata für die werte Frau Mutter, Süßigkeiten für den Sprachkurs, Minischwerter für die Arbeitskollegen. So was halt.

Da wir nach erfolgreicher Shoppingtour noch eine Viertel Stunde Zeit bis zum Check-In hatten, suchten wir uns noch was zu essen... und so ließen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen, mal den nur noch diese Woche erhältlichen MegaMac zu probieren. Fazit: wie ein BigMac, nur halt noch doppelt so viel Fleisch.

Wieder beim Hostel angekommen brauchte es noch etwas Wartezeit, bis uns aufgetan wurde und wir auch endlich einchecken durften. Das Zimmer war noch kleiner als das im Annex (eigentlich schwer vorstellbar) und alles etwas älter... für das Licht mussten wir eine Stehlampe einstecken. Aber naja, war ja nur für eine Nacht.

Nachdem wir also unser Zimmer bezogen hatten, ging die Einkaufstour weiter. Da Martin in Akihabara eine Playstation3 kaufen wollte (was er auch getan hat...) und ich mich noch was in Harajuku umsehen wollte, trennten wir uns und verabredeten uns für später, wir waren mit Saori zum Karaoke verabredet.

In Harajuku wollte ich noch ein paar Mitbringsel suchen, in einem 100 Yen-Shop hab ich mich noch mit Bonbons und anderem Kleinkram eingedeckt. Weitere Wunschmitbringsel scheiterten leider am limitierten Budget (kein Angst, Rebecca, für dich hab ich trotzdem noch was). Auf dem Rückweg nach Shinjuku bin ich noch an einem Audi Forum Tokyo vorbeigekommen, und bei dem guten Licht musste ich das ungewöhnliche Gebäude auch fotografieren.

Auf dem Weg zum verabredeten Zielort Nihonbashi bin ich dann auch mal schön falsch ausgestiegen (zum Glück ohne finanziellen Nachteil, der JR Pass war noch gültig), habe aber meinen Weg gefunden und in der U-Bahnhaltestelle auch direkt Martin (bzw er mich). Jetzt galt es noch Saori zu finden... dauerte wie üblich etwas, aber diesmal haben wir uns zügig getroffen.

Saori schleifte uns erstmal kurz in ein gegenüber liegendes Luxuskaufhaus, in dem sie sich schnell noch einen Rock kaufte... als Belohnung für ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch. In den Laden selbst durften wir übrigens nicht mit, angeblich "Woman only". Bei der anschließenden Suche nach einem Karaokeladen liefen wir dann ein paar mal um den Block. Zwar hatte Saori im Handy eine Stadtkarte / Navi, bestätigte aber dummerweise das Klischee von Frauen und deren Probleme mit der Navigation anhand von Karten. Geschafft haben wir es dann ja trotzdem.

Nachdem wir uns zwischen zwei gegenüberliegenden Karaokeläden entschieden hatten, ging es rauf in unsere "Gesangskabine". Die war zwar klein, aber von der Ausstattung her top. Total überrascht waren wir von der Songauswahl - 1000 englische Songs, ganz aktuelle Sachen und natürlich Klassiker und dabei auch jede Menge... außergewöhnliches. Napalm Death, Pantera und Kreator zum Beispiel. Oder J Mascis, The Strokes und Ben Folds Five. Deutsche Sachen auch, zu späterer Stunde konnte es Martin nicht lassen, "99 Luftballons" und "Moskau" von Dschingis Khan anzuwählen. Großer Spaß.

Zwischendurch durfte Saori auch mal das ein oder andere japanische Lied singen, aber auch ein paar andere Sachen wie My Chemical Romance, Arctic Monkey, Bon Jovi oder Backstreet Boys. Gegen Ende habe ich mich auch mal an etwas Japanisches rangetraut, "Aruiteru" von Morning Musume, weil ich wusste, dass da auch viel Nanana und Shalala drin vorkommt. Hilfreich war auch, dass bei dem Lied auch alle Kanji mit Lesung angegeben waren. Hab mich zur eigenen Überraschung auch ziemlich wacker geschlagen.

Um 21 Uhr kam dann noch Mariko dazu, die sich beim Singen aber merklich zurückhielt. Naja, wir anderen haben ja fleißig gesungen, am Ende hatte ich schon Angst, dass ich am nächsten Tag keine Stimme mehr hätte...

Kurz nach 23 Uhr machten wir dann mal Schluß ("Hard Days Night" war das letzte Lied) und an der Kasse gab es dann, zumindest für Martin und mich einen kleinen Schocker: 21.000 Yen, rund 130 Euro für den ganzen Abend! Und ich hatte nur noch 2000 Yen in der Tasche. Netterweise haben Mariko und Saori den Großteil der Kosten übernommen (dafür muss ich mich noch dringend revanchieren!).

Es ging wieder flugs zurück zum Hostel, das Gepäck wurde professionell gepackt (alles gut verstaut gekriegt!) und dann ab ins Bett. Heute morgen dann raus aus dem Bett, kurze Morgentoilette, Gepäck gepackt, ausgecheckt und hopp, Richtung Flughafen. Nach ein paar kleineren Schwierigkeiten den richtigen Zug zum Flughafen zu finden und einer dann einstündigen Fahrt dorthin (Kleine Anekdote zwischendurch: Im Zug stieg unterwegs eine Grundschulklasse zu. Von zu Hause das schlimmste gewohnt, rechneten wir mit einem Hörsturz, aber total wahnsinn, während der ganzen Fahrt unterhielten sich die Kinder mit leiser Stimme und verhielten sich relativ ruhig.), wurde es am Flughafen noch hektisch.

Ich musste ja noch das Leihhandy zurückgeben, wusste aber nicht genau wo. Es folgte eine kleine Laufeinlage (mit 20kg Gepäck natürlich) von Pontius nach Pilatus. Und am Ende hab ich nur einen lausigen Aufkleber bei der Rückgabe erhalten. Naja, die haben ja meine Kreditkartendaten, die dicke Rechnung kommt dann ja auch noch.

Beim Check-In standen wir erstmal an einer riiiiesen Schlange an. Nervige Wartezeit, rumstehen und mit den Rucksäcken den Boden des Terminals putzen (staubig!). Natürlich waren wir dadurch zu spät für zusammenhängende Wunschplätze, immerhin war die Wartezeit beim Boarding dann nicht so lang.

Der Flug war im Vergleich zu meinem Hinflug ungleich angenehmer, Premiere für mich: In-Seat-Entertainment! Yay! Damit war auch das nicht-am-Gang-sitzen ausgeglichen. Es gab eine große Auswahl von aktuelle und älteren Filmen und Fernsehserien, gleiches für Musik, Dokumentation, Spiele usw. Ich hab mir unterwegs "Cars" und "Flags of our Fathers" angesehen (das Gegenstück "Letters from Iwo Jima" hab ich ja bereits gesehen), mir ein Beatles- und Brian Wilson-Musikspecial angehört, Folgen von "Dexters Lab", "Simpsons" und "Malcolm In The Middle" geguckt, da ging die Zeit ziemlich gut vorbei.

Am Essen gab es auch überhaupt nichts zu meckern, einmal gab es Rindergeschnetzeltes mit Reis und diversen Kleinigkeiten (Soba-nudeln, Inari-sushi und ein Stückchen Kuchen) und kurz vor Landung noch Gemüse mit Hühnchen, mit Salat (knackiger! Unglaublich!) etwas Obst etc. Und hat auch alles bestens geschmeckt.

Nun ja, und jetzt hocken wir hier am Flughafen Amsterdam und warten auf unseren Anschluß. Noch eine Stunde. Hurra...

Besseres Wetter bitte!

Am letzten Tag unserer Reise führt uns unser Weg noch einmal durch halb Japan. Von Takamatsu sind es über 800km Zugfahrt, momentan düsen wir im Shinkansen Osaka entgegen, fast drei Stunden Fahrt stehen uns noch bevor.

Gestern haben wir uns wie geplant in aller Frühe (8 Uhr) Richtung Naoshima aufgemacht, einer Insel vor Takamatsu, auf der sich zwei der interessantesten Museen befinden. Bevor ich jetzt noch einmal alles erzähle, bin ich faul und verlinke einfach auf den Bereicht meines vorherigen Besuchs.

In den anderthalb Jahren, die seit meinem letzten Besuch vergangen waren, hatte sich auch einiges auf der Insel verändert. Schon allein bei der Ankunft, die Fähre legte vor einem, erst vor kurzem eröffneten, neugebauten Fährterminal an. Dort warteten auch schon die Busse, die zu den Museen fuhren. In dem in den wir einstiegen, war so gut wie alles besetzt, so dass wir uns in mitten einer heiteren Reisegruppe älterer Damen setzen mussten. Als einzige Gaijin im Bus waren wir mal wieder die Hauptattraktion, allerdings übernahm Emiko für uns das Reden, wir bekamen kaum Gelegenheit selber etwas zu sagen.

Am und im Benesse Art Museum war noch größtenteils alles beim alten, also konnte ich Martin und Emiko noch auf ein paar Sachen hinweisen. Im Museum war deutlich mehr los, als beim letzten Mal, Naoshima scheint in der Tat immer populärer bzw. bekannter zu werden.

Anschließend wanderten wir noch etwas im Gelände um das Museum herum, auf dem noch einige öffentliche Skulpturen ausgestellt sind. Da sich das Wetter zusehends verschlechterte und es begann zu regnen, besuchten wir nicht den Bennesse Park, der sich bei meinem letzten Besuch noch in Bau befand, sondern machten uns auf zum Chichu Museum, meinem persönlichen Highlight der Insel.

Dort fiel uns auf, dass sich in diesem Museum mindestens genau so viele "Auswärtige" wie Japaner herumtrieben, wenn nicht sogar noch mehr. Ein paar Dinge waren im Vergleich zu meinem letzten Besuch anders, zum Nachteil, leider. So wurde man zu Turrells Open Space nicht mehr nur einzeln vorgelassen, diesmal war, als wir uns das Kunstwerk ansehen wollten, schon ein Pärchen dort drin, was die Illusion eines scheinbar flachen Bildes natürlich gleich zerstörte. Nichtsdestotrotz ist diese Installation immer noch ein großartiges Erlebnis.

Auswirkungen auf das Kunstwerk selbst hatte das Wetter auch auf den Sky Space, schließlich handelt es sich um einen Blick auf den Himmel und der hatte nur eine gleichmäßig graue Fläche zu bieten. Schade.

Außerhalb des Museums wusste aber der sich bei meinem letzten Besuch noch im Aufbau befindliche Monet-Garten zu gefallen, der eine Menge hübscher Blüten zeigte. Zurück am Ticketcenter gab es dann ein unangenehmeres Erlebnis, auf Grund eines Mißverständnisses verpassten wir unseren Bus zurück zum Hafen und mussten als fast eine Stunde auf den nächsten Bus warten. Was bei dem mittlerweile wieder mal amtlichen Sauwetter nicht leicht fiel.

Irgendwann hatten wir es dann doch auch zum Hafen zurück geschafft... allerdings mussten wir dann dort wieder über eine Stunde auf die Fähre warten. Zum Glück gab es dort auch Internet für lau und ein kleines Restaurant, wo wir uns erstmal stärkten, mit Udon (dicke Nudeln in Suppe) und frittiertem Hähnchenstücken. Auf der Fähre machte sich dann Müdigkeit breit, das Wetter trübstens, im Fernsehen nichts spannendes (Thema Nr. 1 ist hier der Anschlag auf den Bürgermeister Nagasakis) und das leichte Schaukeln der Fähre, da wird man schläfrig.

Wieder in Takamatsu angekommen, fehlte uns die Motivation für einen weiteren Museumsbesuch, also machten Emiko, Martin und ich uns auf zu einem Bummel durch die Einkaufsarkarden, die ja glücklicherweise überdacht sind. Ein paar Gebrauchtspieleläden, Bücherläden, Kaufhäusern und einem Vintage / Vanguard später war es schon viertel vor 7, wo wir mit Maiyumi verabredet waren mit der wir zusammen Essen gehen wollte. Bzw. um genau zu sein nahm sie uns mit zu einem Restaurant.

Das Restaurant war gemessen an den Läden, in denen wir bisher waren, sicher auch für deutsche Verhältnisse recht ungewöhnlich. Wie in Japan nicht selten, befand sich der kleine "Hauptladen" im Erdgeschoss, darüber liegen die "Wohnetagen". Hier hatte man aber einfach die oberen Etagen einfach zu weiteren Essensräumen umfunktioniert.

Im Angebot waren sozusagen japanische Hausmannskost, wie Curryreis, Om-reis (Reis mit irgendwas und das ganze von einem Omlette umhüllt), Donburi (Fleisch auf Reis in Variationen), aber auch einige westliche Gerichte wie Pizza und Pasta. Während ich die Gelegenheit nutzte, mal in Japan Om-reis zu essen, bekam Martin endlich mal seine Chance, Curryreis zu probieren. Und alles auch mal wieder vorzüglich und auch günstig. Für mein Essen habe ich inkl. Getränk (Longdrink) und Nachtisch (einer Kugel Eis) nachher rund 1200 Yen, also rund 8 Euro bezahlt. Und das bei einem Service, der jedem von der Servicewüste Deutschland geschädigt ist, die Tränen in die Augen treibt.

Maiyumi und Emiko brachten uns anschließend noch zum Hotel, wir verabschiedeten uns, es gab noch eine kleine Fotosession in der Lobby und dann nach dem obligatorischen Bier und einer Runde Fernsehen wieder ins Bett, heute ging es ja wieder früh raus für uns.

Heute morgen war das Wetter natürlich wieder 1A. Offenbar vergisst jemand den Zeitunterschied beim Wetter rüberschicken. Oder will uns wieder zurück in Deutschland haben. Jetzt sitzen wir auf jedem Fall im Zug Richtung Tokyo, wo uns noch eine Souvenireinkaufstour und hoffentlich, wenn alles gut läuft, noch eine kleine Runde Karaoke bevorsteht. Und morgen früh heißt es dann, wieder mit Wehmut, Sayonara, Nippon...

Zeig mir wo du wohnst

Es zahlt sich doch immer wieder aus, Leute vor Ort zu kennen, die einen ein wenig herumführen können. Am Bahnhof holte uns Emiko ab, die mich ja Anfang des Jahres auch in Bonn besucht hatte, sozusagen jetzt der Gegenbesuch.

Viel zu bieten hat Takamatsu ja eigentlich nicht, auf dem Weg zu unserem Hotel, dem Hotel Kawaroku, kamen wir an dem Hotel vorbei, bei dem ich bei meinem letzten Takamatsubesuch übernachtet hatte. Auch die Einkaufsarkarden, durch die wir danach gingen, waren mir schon bekannt. Am Hotel angekommen, brachten wir kurz unsere Sachen auf's Zimmer und trafen uns kurz danach wieder mit Emiko in der Lobby. Mittlerweile war auch deren Freundin Momoko dazugestoßen, die leider nur Japanisch spricht und etwas außen vor blieb, weil wir einfach wenig auf Japanisch redeten.

Wir gingen weiter durch die Einkaufsarkarde, wohl eine der längsten Japans mit 2,4km oder so. Irgendwann landeten wir im Ritsuren Koen, einem großen Garten, speziell zum Spazieren angelegt. Leider war gerade die Sakurazeit vorbei und die Irisse (?) machen sich wohl auch erst nächsten Monat daran zu blühen. Also gab es viel Grün zu sehen, aber wenig Blumen. Aber auch sonst gibt es dort interessantes zu entdecken. Zum Beispiel dieser Wasserfall, für den die Bediensteten per Hand das Wasser nach oben in ein Fass brachten um den Wasserfall jedes mal fließen zu lassen, wenn der Fürst daran vorbeiging.

Es gab sowieso einige Dinge, wie ein geschenkter Stein aus einer fernen Provinz, ein Baum von Prinz sowieso gepflanzt und ähnliches. Das Highlight war dann der Besuch im Teehaus, wo wir in einem Tatamiraum mit natürlich großartiger Aussicht eine Tasse Tee und eine kleine Süßigkeit serviert bekamen.
Etwas besonderes war es dann wohl auch, beim Schließen des Hauses dabei zu sein, wofür das Haus runderherum mit schiebbaren Fensterläden verschlossen wir, eine Prozedur, für die die Mitarbeiter eine Viertel Stunde benötigen. Leider hatte es begonnen ein wenig zu regnen, so dass wir auch etwas flotter durch den Garten zogen, außerdem näherten wir uns der Schließung des Parks. Also schnell noch ein paar fotogene Punkte aufgesucht.

Nachdem wir den Park verlassen hatten, zeigten uns Emiko und Momoko noch ein paar andere Punkte von mehr oder weniger Interesse in Takamatsu, einen Tempel und das Regierungsgebäude der Region, aber danach hieß es dann auch mal: Essen!

Die beiden führten uns in ein traditionelles japanisches Restaurant. Interessant war vor allem der zentrale Essensbereich, wo eine Theke um ein Becken gebaut war, in dem Fische schwammen (vermutlich die, die einem kurze Zeit später auf dem Teller begegneten). Da diese Sitze aber ein wenig kommunikationshemmend waren, setzten wir uns in ein Tatami-Separee, welches glücklicherweise noch frei war.

Ich as ein Sashimi (roher Fisch) Menu, mit den üblichen diversen Kleinigkeiten. Auch wie üblich alles sehr lecker. Martin hatte auch die Gelegenheit Tempura (frittierte Meeresfrüchte, Gemüse und anderes) zu probieren.

Da wir ja morgen ja nach Naoshima wollen und deshalb früh raus wollten, verabschiedeten wir uns frühzeitig und kehrten zum Hotel zurück. Jetzt muss vor allem noch was schmutzige Wäsche gewaschen werden, damit ich an den letzten paar Tagen auch noch was anzuziehen habe. Das dauert noch ein bisschen, das muss ja auch noch in den Trockner...

17.4.07

Himmel und Hölle

Wie ich ja bereits in meiner kurzen Zwischenmeldung andeutete, wenn Kurokawa Onsen der Himmel war, dann ist Beppu ziemlich nahe an der Hölle. Das war schon auf dem Weg vom Bahnhof zum Hotel festzustellen, ein Pachinkoladen neben dem anderen, was laut Martin ein gutes Indiz dafür ist, wie schlimm es um eine Ortschaft steht. Im Hotel angekommen konnten wir auch gleich wieder auf's Zimmer. Wieder ein Tatamiraum, mit viel Platz zwar und den üblichen Annehmlichkeiten (Klo und Bad im Zimmer, Minibar, Fernseher, Yukata (non-Gaijin-Size), aber kein Internet), aber alles hatte einen leicht abgeschraddelten Charme, Klimaanlage und Kühlschrank waren sicherlich noch aus den frühen Achtzigern.

Also gleich mal raus aus dem Hotel und sich ein paar Beppu'sche Sehenswürdigkeiten angesehen. Beppu ist vor allem ein Badeort, schon bei der Ankunft am Bahnhof sieht man überall Dampfsäulen aufsteigen. Bekannt ist Beppu auch für seine "Jigoku" (das buddhistische Equivalent der Hölle), wo sich die Aktivitäten der Erdwärme in verschiedenen Formen zeigt. Schon mein Reiseführer warnt, dass nur maximal 3 der insgesamt 9 "Höllen" wirklich einen Besuch wert seien. Mit dem Bus machten wir uns auf ins Zentrum dieser Ansammlung von "Höllen". Kaum dort angekommen, fing es auch schon wieder an zu regnen, wie passend für diesen Ort. Klugerweise hatten wir diesmal auch unsere Regenschirme eingepackt.

Da dieser Ort natürlich touristisch bestens erschlossen ist, ist auch der Weg zu den Höllen gut ausgeschildert. Unser erstes Ziel war die "Umi Jigoku", die Meereshölle. Zum Glück hatte es mittlerweile aufgehört zu regnen. Die Hauptattraktion ist ein relativ kleiner, dafür aber 120 Meter tiefer, kobaltblauer See, dessen Wasser eine Temperatur von 90°C hat. Genug um darin Eier zu kochen.

Der See ist umgeben von einem relativ schönem Garten, ein kleiner Schrein steht auch dort... ach ja, und es riecht mehr oder weniger stark nach Schwefel. Ebenfalls auf dem Gelände gibt es ein kleines Becken, in dem man seine Beine zur Entspannung baden kann. Hab ich, trotz des etwas anstrengenden Geruchs, auch einmal ausprobiert.

Die nächste Hölle auf unserer Liste war die "Bouzu Jigoku" (Bouzu sind buddistische Mönche mit Glatze). Hauptattraktion dort war Schlamm, ständig blubbernder Schlamm, dem man nicht wirklich zu nahe kommen möchte. Trotz der ganz netten Lage relativ unspektakulär. Übrigens bezahlt man für jede der Höllen 400 Yen Eintritt. Man kann sich zwar auch einen Pass für alle Höllen für 2100 Yen holen, aber man kann sich ja ausrechnen, dass sich das erst lohnt, wenn man wirklich alle besucht.

Als wir die "Bouzu Jigoku" verließen, wurde hinter uns auch gleich das Tor geschlossen. Es war 17 Uhr, und in Kannawa Onsen (der Teil Beppus, wo der Großteil der Höllen angesiedelt ist) klappte die Bürgersteige hoch. Passend dazu fing es natürlich auch wieder an zu regnen. Glücklicherweise erwischten wir auch gleich einen Bus zurück ins Zentrum. Allerdings erwischten diesen Bus auch ein gutes Dutzend französischer Austauschstudenten (vermutlich) womit es im Bus nicht nur voll, sondern auch (für uns mittlerweile fast ungewohnt) laut war.

Wieder im Zentrum Beppus angekommen, wollten wir mal sehen, wo dort was los war. Und mussten feststellen: es gab nichts zu finden. Vor allem: es war so gut wie niemand da, die meiste Zeit wirkten die Straßen und Geschäfte wie ausgestorben. Im örtlichen Kaufhaus (das mit einer Namco-Spielhalle voll von altertümlichen Automaten noch das aufregendste Angebot hatte) erlebten wir dann die nächste Überraschung. Um 19 Uhr wurden die geehrten Kunden gebeten das Geschäft zu verlassen - jetzt wäre Feierabend! Das wäre ja selbst bei uns ein Ding, an einem Wochentag.

Bei der anschließenden Suche nach etwas zu Essen folgten weitere Ernüchterungen, entweder waren die Restaurants geschlossen, wirkten nicht einladend oder die Köche sassen gelangweilt da und lasen Zeitung. Wir setzten uns am Ende einfach in ein Ramenrestaurant, in dem wenigstens ein paar Leute sassen. Irgendwas scheinen wir falsch gemacht zu haben, wo sind die Bewohner Beppus?

Mittlerweile hatten wir schon fast die Vermutung, das die Wagen, die nonstop durch die Stadt fuhren keine Wahlwerbung machten (was sie auch tatsächlich machten, von morgens Sonnenaufgang bis in die Nacht, immer weiter seinen Namen nennen und sich schon mal für die Stimme bedanken, ach, und winken) sondern eine Warndurchsage machten "Achtung, zwei komische Typen kommen in die Stadt, bitte flüchten sie sofort in die Berge!".

Nach dem Essen holten wir uns im Konbini noch Abendunterhaltung (Alkohol, Chips und Pr0n) und kehrten wieder zum Hotel zurück. Vor dem vor-dem-Fernseher-versumpfen probierten wir noch das Open-Air-Bad auf dem Dach des Hotels aus. Als ich dort hoch ging, bekam ich wegen des starken Winds die Tür kaum auf... es regnete leicht, es war ziemlich kalt, da oben nackt rumzuturnen. Aber im Bad war es dann seeehr angenehm. Kurz nachdem ich mich ins Bad gesetzt hatte, gesellten sich drei japanische Herren mit dazu. Natürlich folgte wieder ein wenig Small Talk, wobei sich herausstellte, dass einer der Herren vor 30 Jahren mit dem Motorrad durch Ostdeutschland gefahren war. Was ihn dorthin getrieben hatte, konnte ich allerdings nicht in Erfahrung bringen.

Entspannt vom Bad ging es zurück ins Zimmer, zu Chu-Hi, Chips und einer unterhaltsamen Sendung namens "Do you speak English?", bei dem ein paar Japaner ihre Englischkenntnisse beweisen durften. Wie zu erwarten, mit amüsanten Resultaten.

Danach schlafen und nach dem Aufstehen: bloss schnell weg hier. Irgendwie wollte Beppu uns wohl nicht wirklich. Und wir dementsprechend Beppu auch nicht. Jetzt sitzen wir im Zug (endlich auch mal wieder in einem Shinkansen) und sind auf dem Weg nach Takamatsu. Immerhin: da war ich schon mal, das kenn ich schon einigermassen...

Leben wie Kami in Japan

So langsam kriegt uns die Zivilisation wieder. Auf unserem Weg quer durch Kyushu haben wir gestern einen Zwischenstopp im Badeörtchen Kurokawa Onsen (auf gut Deutsch: "Bad Schwarzfluss") gemacht. Der Ort liegt am Rande der Aso Kaldera, einem der größten (zum Glück erloschenen...) Vukankrater der Welt, mit ca. 25km Durchmesser. Kurokawa Onsen selbst ist nicht mehr als eine Ansammlung von einem guten Dutzend Ryokan (traditionelle japanische Herbergen) mit jeweils dazugehörigen Onsen (heißen Bädern) und ist mit einer der beliebtesten Ausflugsziele dieser Art in Japan.

Wir fuhren mit dem Highwaybus vom Busterminal am Bahnhof Hakata ab (dafür musste man in den dritten Stock, die Busterminals hier sind wie nicht anders zu erwarten extrem gut durchorganisiert. Im Busterminal fiel uns auf, dass der Bus auch ein Transportmittel für die jenigen ist, die finanziell nicht so gut ausgestattet sind. Ein ziemlich offensichtlich der Unterschicht zugehöriger Mann quatschte uns an, endlich mal eine Chance meine Japanischkenntnisse praktisch anzuwenden! Was auch ganz gut klappte. Als Gaijin mit Riesenrucksack und weiterem Gepäck zieht man natürlich immer eine Menge Aufmerksamkeit auf sich.

Die Busfahrt selbst verlief ziemlich ereignislos, in Kurokawa Onsen angekommen, wurden wir an der Bushaltestelle am Ortseingang rausgelassen. Jetzt hieß es "nur noch" unser Ryokan finden. Als wir es dann auf einer dort aushängenden Karte des Ortes lokalisiert hatten, stellten wir fest, dass es am anderen Ende des Ortes lag. Und wie wir dann unterwegs feststellten waren das gut 2km Fußweg.

Wir wanderten also durch den Ort, geschäftig voller Sonntagsausflüglern, die von Onsen zu Onsen pilgerten. Unser Ryokan lag noch etwas außerhalb, auf dem letzten Kilometer ging es durch den Wald und mittendrin lag dann auch unsere Herberge, das Sanga Ryokan. Schon die Lage war wunderbar, abseits des Trubels und der größeren, schon fast an Touristenbunker gemahnende Ryokan im Ortskern. Drumherum einfach nur Wald.

Dort also angekommen (es war mittlerweile so um 13 Uhr herum) wurden wir gleich zu unserem Zimmer gebracht. Und was uns dort erwartete war wohl so etwas wie die Präsidentensuite. 2 je 8 Tatami-große Räumen, eine kleine Küche, ein Ankleidungsraum, ein Luxusklo mit allen Annehmlichkeiten und der Knaller überhaupt: unser eigenes Outdoor-Bad, das aus einer der heißen Quellen gespeist wurde.

Erstmal wurde uns noch eine Tasse Tee aufgetischt und gefragt, wann wir denn zu Essen gedenken. Wir entschieden uns für 18 Uhr und dafür vorher noch einen Spaziergang zu machen. Für den nächsten Tag wollten wir noch herausfinden, von wo es für uns weitergeht. Nachdem wir erstmal (einer Auskunft einer Dame an der Rezeption folgend) 20 Minuten in die falsche Richtung gewandert waren (dafür aber ein wenig vom Umland gesehen hatten) entschieden wir uns zum Ort zurückzukehren und uns diesen einmal genauer anzusehen.

Dort erhielten wir in der Information auch die benötigte Auskunft wo, wann und wie es für uns weitergehen würde (einfach da wieder einsteigen, wo wir ausgestiegen waren...) und bummelten darauf noch etwas durch den Ort. Dort gab es neben den erwähnten Ryokan und Onsen auch jede Menge kleiner Läden für allerlei Schnickschnack, Lebensmittel und Souvenirs. Letztere lieben die Japaner ja total, man bringt selbstverständlich immer etwas mit nach Hause mit, meistens Spezialitäten des Ortes, den man besucht, häufig Süßigkeiten in schicker Verpackung.

Nachdem wir so gut wie alles gesehen hatten, machten wir uns wieder auf den Rückweg zu unserem Ryokan. Unterwegs sammelte uns noch der Shuttle Bus auf, der uns dann doch erheblich Zeit (und Anstrengung) ersparte. Im Zimmer angekommen, war es Zeit für eine kleine Modenschau, die Hoteleigenen, eigens für Gaijin in größe LLL, Yukata wurden anprobiert!

Dann hieß es: Zeit für's Bad! An der Rezeption konnte man sich Schlüssel für die privaten "Familienbäder" (Kazukoburo) besorgen, aus der Auswahl von dreien wählte ich das offene Bad. Zunächst kam man dort in einen Vorraum, wo man sich komplett entkleidete und seine Klamotten in die Fächer dort legte. Dann ging es raus in den Baderaum. Dort stand ein großer Holzbottich mit gut 2 Meter Durchmesser, der ständig mit heißem Wasser gefüllt wurde. Von dort hatte man einen Blick in den danebenliegenden Wald. Zuallererst steht aber wie üblich eine gründliche Körperreinigung außerhalb des Beckens bevor. Wie üblich war für Shampoo, Conditioner und Körperseife gesorgt. Nachdem möglichst gründlich alle Seifenreste entfernt waren ging es rein ins Bad. Und das Wasser war in der Tat ziemlich heiß, mindestens 40°C. Vorsichtig wagten wir uns dort rein, aber kaum war man drin war man vor allem eins: extreeeeem entspannt.

Allzulang sollte man dort drin nicht verweilen (Blutdruck), also wieder raus und abtrocknen. Wir waren angesichts dieser totalen Entspannung beide etwas wackelig auf den Beinen. Zurück auf dem eigenen Zimmer, ging es jetzt daran unser eigenes Bad zu testen. Auch da: seeeehr entspannend.

Nach der Badesession war es noch ungefähr eine Stunde bis zum Essen, also hieß es mal wieder: japanischer TV-Check! Glücklicherweise gab's auch wieder den Filmkanal, auf dem Filme im Original mit Untertiteln lief und noch glücklicherweise kam was gutes, "The Butterfly Effect". Den allerdings mussten wir abbrechen, den jetzt folgte ein weiteres Highlight: das Abendessen. Dies wurden direkt im Zimmer serviert. Und schon der Anfang sah ziemlich gut aus:

Mit dabei unter anderem eine Metallpfanne (aus einer Hacke) auf der wir Fleisch und Gemüse braten konnten. Auch im Angebot, Oktopusarme, Sashimi (roher Fisch und, glaube ich, Pferdefleisch), Gemüse aller Art und weitere Dinge, von denen ich keine Ahnung hatte, was es ist. Aber probiert habe ich alles und alles schmeckte mir auch, Martin hatte da schon eher so seine Probleme mit diversen Sachen.

Etwas überraschend wurde dann eine weitere Fuhre Essen hereingebracht, überbackener Fisch und Suppe. Und dann kam noch eine Fuhre, mit Reispapier umwickelte Salatröllchen in Chilisoße und kalte Udon in Soße. Und dann am Schluß noch Suppe und, und auch erst dann: Reis. Und noch einen köstlichen Karamelpudding zum Dessert. Wahnsinn, alles sehr sehr lecker. Das ganze Essen dauerte wohl so ungefähr anderthalb Stunden und wir waren danach ordentlich gesättigt und schon zu dem Zeitpunkt sicher, dass sich jeder Yen für diese Unterkunft gelohnt hatte.

Anschließend wurden unsere Betten gemacht, klar, im Tatamizimmer auf Futons auf dem Boden. Die "Matratzen" waren schön dick und auch die Decke gehörte definitv in die Kategorie Pleumeaux. Vor dem Schlafen gehen guckten wir noch eins der neuen TV-Dramen (die Storyline war auch ganz gut mit geringen Japanischkenntnissen zu verstehen, Geschäftsmann in den Vierzigern heiratet junge Studentin, kurz vor der Hochzeit stellt sich heraus, dass die Mutter des Mädels (die mit dem Rest der Familie in Frankreich lebt) die Jugendliebe des Geschäftsmannes ist. Mutter kehrt nach Japan zurück, nistet sich beim jungen Pärchen ein, Chaos ist vorprogrammiert, Ende der ersten Folge). Als das zu Ende war, hatten wir 22 Uhr, ich war hundemüde und begab mich zum Schlafen.

Am nächsten Morgen gab es ab 8 Uhr in den Gemeinschaftsräumen das Frühstück, jedes Gästezimmer hatte seinen eigenen Tisch. Wieder war der Tisch mit einer Vielzahl von Gerichten gefüllt, viele sicherlich für "Westler" zum Frühstück ungewohnt. Natürlich Fisch, diverse Gemüse (meist eingelegt), ein verlorenes Ei (kalt) in Soße, Suppe, Reis, frische Milch und grüner Tee. Ich habe auch mal wieder alles probiert, auch wenn es mir schwer fiel, weil ich einfach irgendwann satt war. Nach dem Frühstück genehmigten wir uns noch einen Kaffee im Empfangsbereich, wo wir auf ein italienisches Paar trafen, mit dem wir uns eine zeitlang unterhielten, klar, über Japan, die Unterschiede, die guten und schlechten Seiten, Erziehung etc.

Vor dem kurz bevorstehenden Checkout genehmigte ich mir noch ein schnelles Bad in unserem Zimmer und dann ging es zum wohl schmerzhaftesten Teil, dem Bezahlen und somit dem Abschied vom Sanga Ryokan. Diesmal brachte man uns gleich mit dem Shuttlebus zur Bushaltestelle, unterwegs konnte ich mal wieder ein kleines Schwätzchen auf Japanisch führen. Zwar komme ich mir noch immer vor, als hätte ich grad sprechen gelernt, aber, hey, es klappt.

An der Bushaltestelle mussten wir dann keine 10 Minuten warten, bis dann der Bus kam, der uns nach Aso Bahnhof bringen sollte. Mit unseren Riesenrucksäcken sorgten wir gleich für ein großes Hallo bei den Reisenden, die bereits im Bus sassen. Kurz nachdem wir uns gesetzt hatten, quatschten uns auch wieder mal zwei Herren an und wieder mal war mein geballtes Japanischwissen (ungefähr Erbsengroß momentan) gefragt. Während sich der Fahrer des Shuttlebusses noch bemüht hatte, einfaches Japanisch in einer angenehmen Geschwindigkeit zu sprechen, war das diesmal schon etwas schwieriger. Die Fahrgeräusche des Busses waren der Kommunikation auch nicht wirklich zuträglich...

Nach ungefähr einer halben Stunde erreichten wir den Rand des Kraters und blickten von weit oben in eine weite Ebene. Dummerweise war das Wetter nicht wirklich gut, alles war wolkenverhangen, auf Fotos würde man wohl nur ein grau-weisses Irgendwas sehen. Nach dem Abstieg zum Kraterboden durch ein nicht enden wollendes Serpentinengekurve war es nicht mehr lang, bis wie den Bahnhof von Aso Town erreicht hatten. Ein klitzekleiner Bahnhof in der Mitte von Nirgendwo. Dummerweise mussten wir auch noch eine gute Stunde auf unseren Zug warten. Ein kurzer Rundgang durch Aso brachte dann auch nicht viel Unterhaltendes hervor, im Konbini deckten wir uns mit Nahrung ein und im Postamt konnten wir weitere Postkarten auf die Reise schicken. Aber sonst... nüscht. Dazu kam dann noch, dass sich das Wetter zunehmend verschlechterte. Als wir schließlich im Zug saßen, begann es sogar stark zu hageln und anschließend liess der Wind den Regen fast waagerecht "fallen". Aber jetzt sind wir ja im Zug (der nur aus zwei Wagen besteht, aber 2 reizende Zugbegleiterinnen hat, die einen ständig betüddeln) und sind auch knapp vor dem nächsten Ziel: Beppu.

16.4.07

Kurze Pause

Da hier im Hotel in Beppu kein gemütliches Internetten möglich ist, gibt es jetzt erstmal eine kleine Pause, vielleicht morgen mehr von mir, wenn es denn in Takamatsu im Hotel was besseres gibt. Kurze Zusammenfassung der letzten beiden Tage: Kurokawa Onsen (samt Luxusunterkunft) war Himmel und Beppu ist Hölle. Mehr später!

14.4.07

You might think we're not in Japan anymore

Schon bevor es heute richtig zu unserer Tagestour nach Nagasaki losging, hatte ich einiges zu erledigen. Erstmal Postkarten abschicken (kommen bestimmt 2 Wochen, nachdem ich wieder zu Hause bin an), dann das letzte Geld vom Konto abbuchen und dann noch schauen, wie wir morgen in unseren beschaulichen Badeort inkl. Ryokan im Herzen Kyushus kommen. Praktischerweise fährt ein Highwaybus auch vom Bahnhof Hakata ab, so dass wir nicht allzu viel herumsuchen müssen. Die Plätze haben wir uns gleich heute reserviert, 3000 Yen (ca. 20 Euro) kostet uns die dreistündige Fahrt pro Person.

Als das dann alles geklärt war, ging es dann mit dem Sonic Limited Express (derzeit ist Hakata die Shinkansen-Endstation in Richtung Süden) in einer zweistündigen Fahrt nach Nagasaki. Den meisten wird diese Stadt wohl vermutlich vor allem wegen eines verhängnisvollen Lochs in der Wolkendecke am 9. August 1945 bekannt sein. Diese günstige Gelegenheit nutzten die Amerikaner nämlich an eben diesen Tag um über der Stadt die zweite Atombombe nach den von Hiroshima drei Tage zuvor zu zünden. Das Nagasaki doch auch schon vorher eine bewegte Geschichte hatte, wurde uns schon auf dem Weg zu den Atombomben-Erinnerungsstätten bewusst. Zufällig kamen wir nämlich am Mahnmal der 26 Märtyrer Nagasakis vorbei.

Dieses Mahnmal erinnert an die Kreuzigung 26 dem christlichen Glauben angehöriger Missionare und Laien im Jahre 1597 (weiteres dazu gibt es zum Beispiel hier). Noch heute ist Nagasaki ein Zentrum des christlichen Glaubens in Japan. Auch den Einfluss der europäischen Händlern ist in Teilen der Stadt noch ziemlich auffällig. Doch zunächst führte uns unser Weg zu Atombombenmuseum.

Ähnlich wie in Hiroshima ist das Museum mit beeindruckenden Exponaten der Kraft der Atombombe gefüllt. Zerbogene Stahlträger, geschmolzene Münzen und Flaschen, verbrannte Steine. Leider wurde die eigentlich im Museum herrschende Atmosphäre (mal wieder) durch eine laut plappernde chinesische Reisegruppe gestört. Glücklicherweise waren die genau so schnell durch die Räumlichkeiten gerauscht wie sie sich laut unterhielten.

Noch ergreifender als die Beweisstücke der Zerstörung sind immer wieder die Berichte der Opfer. In Nagasaki waren dies nicht nur Einheimische, sondern auch hier viele (vor allem koreanische) Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Auf deren Schicksal wir in Nagasaki noch weiter eingegangen als ich Vergleich zu Hiroshima, wobei bei letzterem die Vorgeschichte, die zum Abwurf führte deutlicher dargestellt war.

Ebenfalls ausführlich wurde auch die noch immer existierende Bedrohung durch Atomwaffen in der Gegenwart dargestellt. Wer denkt schon daran, dass die USA und die ehemalige Sowjetunion noch immer im Besitz tausender Nuklearwaffen sind?

In einem gleich neben dem Atombombenmuseum gelegenen unterirdischen Bau wurde ein Ort geschaffen, an dem den bislang offiziell über 140.000 Opfern Nagasakis der Atombombe gedacht werden kann. In dem nüchternen unterirdischen Bau sind in Lichtsäulen die Namen der Opfer zur dauernden Erinnerung untergebracht. Nachts leuchten im Brunnen, der auf dem Bau ruht, 70.000 kleine Lämpchen, als Symbol für die Zahl der Opfer, die vermutlich direkt durch die Zündung der Bombe starben.

Von einer Aussichtsplattform oberhalb der Museen hat man die Gelegenheit in das "neue" Nagasaki zu werfen, das zum einen von den Bergen links und rechts umgeben schön liegt und zum anderen wie auch Hiroshima eine absolut lebendige Stadt ist.

Ein paar Meter weiter kommt man zum "Ground Zero", dem Zentrum an dem die Bombe gezündet wurde. Ungefähr fünfhundert Meter höher explodierte "Fat Man" damals...

Nach soviel Schwermut wollten wir zurück ins lebendige Nagasaki. Mit der rumpeligen Straßenbahn (dafür 100 Yen, ca. 60 Cent Festpreis, egal wo man hin will) ging es zurück ins Zentrum, zunächst an diversen alten Steinbrücken vorbei. Die älteste davon ist die sogenannte "Brillenbrücke", eine der ältesten Steinbrücken Japans. Und dreimal dürft ihr raten, wie die zu ihrem Namen gekommen ist...

Auf unserem Weg fanden wir noch ein sehr interessantes Geschäft - ein "Hard Off", sozusagen ein Schwesterladen der "Book Off"-Shops, nur das im "Hard Off" vor allem Hardware verkauft wird. Instrumente, Verstärker, Stereoanlagen, PCs... ich kenne einige Leute, den kämen sicher die Tränen, wenn ich hier schreibe, dass es dort einen bestens erhaltenen 1210er für rund 200 Euro gab. Und Mixer (die für DJs), Mikros, Effekte, Drummachines... ich höre besser auf.

Es ging weiter durch eine in keiner Stadt zu fehlende Einkaufsarcade, durch das kleine Chinatown der Stadt, bis wir schließlich am Holländerpfad gelandet waren. Wie bereits erwähnt hatte Nagasaki eine bewegte Geschichte hinter sich und war unter anderem in Zeiten der Isolierung einer der wenigen "offenen" Häfen Japans. Und dementsprechend gab es dort auch viele Holländer (bzw. Europäer im allgemeinen, "Holländer" war der Sammelbegriff). Und noch immer erhält Nagasaki einen Teil der alten Niederlassungen dieser Europäer. Ein wenig fremd wirken sie schon, diese "westlichen" Bauten...

Mittlerweile, nach mal wieder vielen, vielen Kilometern war es später Nachmittag geworden und angesichts der längeren Rückreise auch Zeit an den Aufbrauch zurück zu denken. Ich kaufte mir im Bahnhof noch mein Nagasaki-Ekiben (bei 2/3 der Sachen hatte ich zwar keine Ahnung, was es war, aber es war lecker) und dann ging es zurück auf die laaaange Zugfahrt (ohne was zu lesen ist doch doch arg fad) in die Abenddämmerung.

Und morgen: ab in die Pampa! Zum Luxus! Eigenes Heiße Quellen-Bad im Zimmer! Luxusessen! Seien wir gespannt...

Kleine Inventur

Es wird mal Zeit für einen kleinen Zwischenstand all der Kleinigkeiten, die sich mittlerweile schon bei mir angesammelt haben. Erstmal wie versprochen der Atom / Astro Boy-Aufkleber, Bewerber dafür gibt es ja noch keine...

Dann vom gleichen Zeicher, eine kleine Kimba-Figur (auch Moderno-Style):

Auch aus den Kugel-Quasiriesenüberraschungsei-Automaten, von Soul Calibur eine Kämpferin, deren Namen ich grad zu faul bin nachzugucken:

Dann das lustige Ding hier, ein Street Fighter 2-Sounddrop, Typ Dhalsim, der auf Knopfdruck "Yoga Flame!" oder "Yoga Fire!" sagt:

Und zu guter letzt hatte ich heute an meiner Flasche Calpis (erwähnte ich, dass ich das Zeug liebe?) einen "Parappa the Rapper"-Handyanhänger!

Wer irgendetwas davon haben will, einfach mal bei mir melden...

13.4.07

On the beach

Bis jetzt hat es uns in jeder größeren Stadt in ein Gebäude gezogen, von dem aus wir einen Blick von oben auf die jeweilige Ortschaft werfen konnten. So natürlich auch hier in Fukuoka. Ideales Ziel dafür ist der (Überraschung again!) Fukuoka Tower, der sich in einem neuerschlossenen Gebiert direkt am Meer befindet. Aus 123 Metern hatten wir dann die Gelegenheit mal Fukuoka/Hakata zu überblicken. Natürlich lies ich mir auch nicht die Fotografiergelegenheit entgehen, vor allem um auch wieder ein paar Fake-Miniaturaufnahmen zu machen, zum Beispiel das hier:

Übrigens hat man uns an der Kasse des Fukuoka Tower gleich mal die "Welcome Card" auf's Auge gedrückt, mit der man als Tourist in diversen Sehenswürdigkeiten, Hotels und Restaurants einige Rabatte und ähnliches erhält. So mussten wir für den Tower statt der standardmäßigen 800 Yen nur 640 Yen zahlen.

Direkt vom Aufzug aus entdeckten wir den Strand, der wenige Dutzend Meter vom Tower entfernt liegt. Wie uns die freundliche Dame im Aufzug erklärte (die war natürlich total begeistert, das ich auch japanisch spreche...) wurde dieser Strand von Menschenhand geschaffen. Uns egal, da die Sonne ordentlich pelzte (ich weiss, in Deutschland isses noch pelziger) und das Wasser so schön aussah, mussten wir natürlich unsere Füsse reinstecken. Allerdings ist das Meerwasser noch ziiiiiemlich kalt.

Egal, erfrischend war es allemal und auch ganz angenehm sich die Füsse vom Sand massieren zu lassen. Als wir uns die Füsse nachher kurz abduschen wollten, entdeckten wir diese interessante Konstruktion, die mehr wie ein Rätsel aus "Myst" oder "Resident Evil" wirkte... wo muss ich wohl drehen, damit an der richtigen Stelle Wasser rauskommt?

Übrigens haben wir um den Großteil der Strecke schneller zu überbrücken dieses Mal auch die U-Bahn genutzt. Für 600 Yen gibt es eine Tageskarte, mit der man, man glaubt es kaum, den ganzen Tag mit der U-Bahn fahren kann. In der U-Bahn entdeckte ich dann diesen Mann auf einem Plakat. Na, wer weiss um wen es sich handelt?

Auf dem Weg zurück zur U-Bahn schauten wir noch am örtlichen Baseballstadion, Verzeihung, Arena vorbei, dem Yahoo! Dome Fukuoka, Heimat der Fukuoka Softbank Hawks (oder so). Neben dem Dome gab es noch einen Mall, der aber eher durch seine Unbelebtheit auffiel. Und Toys'r'us ist genau so üsselig wie woanders auf der Welt auch. Brr...

Mit der U-Bahn machten wir uns dann auf in den größten Park der Stadt. Dort wehte ein heftiger Wind, der Himmel hat sich auch schon etwas zugezogen. Dessen trotzend holte ich mir todesmutig ein Eis (mit grünem Tee-Geschmack) und einen Becher Calpis (das Zeug liebe ich mittlerweile). Dummerweise hab ich das Calpis getrunken bevor ich das Eis aß. Dementsprechend war letzteres dann auch angeschmolzen. Schöne Ferkelei an den Fingern.

Im Herzen des Parks war ein großer See, der von drei durch Brücken verbundene Inseln geteilt war. Um diesen See herum führte eine Art Flaniermeile, dreispurig, eine für die Spaziergänger, eine für Jogger (extra weicherer Untergrund und Distanzangaben) und eine für Radfahrer. In Teilen des Parks fanden sich auch wieder einige der durch die typischen blauen Planen erkennbaren Unterkünfte von Obdachlosen. Martin und mir kam dann die Idee, doch mal ein Buch zu machen, über die Behausungen, die sich diese Leute so konstruiert hatten. Aber wie sollte es anders sein: da war schon jemand schneller...

Danach ging es auch wieder zurück nach Tenjin, dem Einkaufsviertel. Zuerst durch den Tenjin Underground (jede Menge Klamottenläden, in den allerseltensten Fällen auch für Männer interessant), dann in einen Tower Records (Neuerwerbungen: Fennsz x Ryuichi Sakamoto und eine Girlpopband, dessen Name mir grad entfallen ist), durch ein Café (Postkarten schreiben), in einen Book Off (Martin kaufte die Beastie Boys Box für wenig Geld), durch ein paar Hinterstraßen und obskure Läden, bis zu Vintage / Vanguard, laut eigener Beschreibung ein "exciting bookstore". Und wie sie das recht haben. Bücher gibt es nicht allzu viele, aber jede Menge Kleinkram drumherum. Die dollsten Sachen, Musik, Spielzeug, Kameras, CDs, DVDs, Aufnäher, Buttons etc. Ach ja, und Haribo-Krams!

Auf dem Rückweg zurück zum Hotel (mittlerweile war es dunkel geworden) fanden wir am Fluß Richtung Canal City wieder einige der Imbißbüdchen. Nach kurzer Überlegung fanden wir uns dann wieder an einer ein, natürlich wieder zum leckeren Hakata Ramen. Neben uns hatten die... totaaaal unaufdringlichen jungen Männer, die den Stand bewirteten, noch Gäste aus Frankreich und Kanada angelockt. Eine kleine internationale Runde, ein paar Freunde (vermutlich Klassenkameraden) des jungen Wirt hatten sich auch noch eingefunden. War mal wieder lecker.

Der Rückweg verlief ziemlich unspektakulär (diesmal keine Angebote für leichte Mädchen) und hier im "Gemeinschafts"raum ist auch nüscht los... wie man sieht, mir blieb genug Zeit für ausführliches bloggen. Morgen machen wir uns mal auf nach Nagasaki. Schickt ruhig mal was von dem guten Wetter her!

12.4.07

Zurück in der großen Stadt

Die große Stadt hat uns wieder. Zwar hat Fukuoka "nur" anderthalb Millionen Einwohner, aber so gut wie alles was Tokyo, Osaka und Co. auch haben. Nach gut 5 Stunden Zugfahrt sind wir heute also auf Kyushu, der südlichen Hauptinsel Japans angekommen. Schon auf dem Weg vom Bahnhof zum Hostel (ähnlich wie das in Tokyo, etwas neuer und geräumiger) fiel Fukuoka (bzw. Hakata, wenn man genau ist) ziemlich angenehm auf. Warmes Wetter, man hätte auch in Shorts rumlaufen können, modernes Stadtbild und schicke Menschen. Sowohl Männer als auch Frauen. Sowieso, die Mädels hier... hier laufen immer weiter hübsche Mädchen rum (ja, ich weiß, nur gucken, nicht anfassen).

Nachdem wir im Hostel eingecheckt sind, haben wir uns gleich mal zum üblichen Stadtrundgang aufgemacht. Hinter dem Bahnhof, hab ich dann einen "Book Off", einen Laden für Gebraucht-Bücher/Manga/Spiele/DVD und am wichtigsten: CDs aufgetan. Nach ausgiebigen Herumstöbern bin ich auch fündig geworden (2 "Number Girl"-CDs für je 2100 Yen für den Bieter aus Düsseldorf?).

Wieder draußen wurde ich an der nächsten Ampel stutzig. Die Ampeln spielen hier häufig, wenn sie nicht einfach "piu piu" machen, Melodien vermutlich bekannter Volks?lieder. Und diese Melodie kam mir total bekannt vor. Nach kurzer Überlegung fiel es mir dann ein: die kenne ich aus dem Film "Swing Girls". Wer den Film gesehen hat (und wer noch nicht: nachholen!), es ist die gleiche Melodie wie an der Ampel wo die Mädels den "Groove" entdecken. Und jetzt hab ich einen 1A Ohrwurm davon...

Unterwegs Richtung Innenstadt kamen wir dann an "Canal City" vorbei, einem riesigen Einkaufs- und Entertainmentkomplex vorbei. Neben Kinos und einem Hyatt-Hotel gibt es dort vor allem viele Läden all der großen Brands, u.a. ein Comme Ca-Store, Stüssy, Louis Vuitton etc. Im Untergeschoß befinden sich diverse Läden für Kinder... und halt die, die sich für solche halten. Dort hab ich im Tezuka Store (vielleicht erinnert sich der ein oder andere an den quasi Ur-Manga "Astro Boy") 2 Aufkleber von "Astro Boy" im Modern Style (ein Bild mach ich morgen mal, Bewerber können sich schon mal einen guten Grund ausdenken, warum sie einen haben möchten) gekauft.

Nachdem wir den übelst unspektakulären "Sega World"-Arcade abgecheckt hatten (die größte Attraktion war der abgesperrte "House of the Dead 4 Special"-Automat und ein "Typing of the Dead"-Automat) und uns im Schuhladen mal wieder über die Preise beklagt haben (weil ich zumindest nicht genug Geld hab... ich mein, Vans für ... was wars? 28 Euro?) ging's weiter in die Stadt.

Fukuoka / Hakate teilt sich durch den Fluß Naka ganz grob gesehen in den Businessbezirk und den Shopping und Entertainmentbezirk. Im Fluß liegt noch eine Insel, die rappelvoll ist mit Bars/Lokalitäten der besonderen Art: Hostessen- und Striplokale ohne Ende. Na gut, bis zum Ende der Insel. Als wir auf dem Rückweg da durch kamen, sprach uns tatsächlich auch einer der schick im Anzug gekleideten ... Lockvögel (sehr leicht zu erkennen) an und fragte wie es denn um meine Vorliebe für japanische Mädchen stünde. Er pries die "sexiest" Mädels der Stadt an und "Drink and Touch for Free!". Äh, ja... sicherlich. Kurz danach lief uns noch eine der Frauen in Arbeitskleidung über den Weg, die gerade den Müll runterbringen musste. Hmm, vielleicht hätte ich das Angebot doch nicht ablehnen sollen? *malwiederduck*

Vorher hatten wir Tenjin, den Haupteinkaufsbereich der Stadt erreicht. Wieder mal eine Menge interessanter Läden. Zum Beispiel der 4stöckige für gebrauchte Videospiele, Manga, Hentai und großartige Spielwaren"antiquitäten". Riesige Kampfroboter, Godzillas aus allen Phasen, Mangachicks in ... äh... diversen Posen. Wieder mal: zuwenig Geld, zuwenig Platz im Gepäck.

Nach weiterem Geschäftsbummeln (u.a. noch an einem neueröffneten Adidasstore, einem Designbuchladen und einem Graniphstore vorbeigekommen) folgten wir der Empfehlung des Reiseführers und futterten eine Portion Ramen an einem der Büdchen an der Straße. Hakata-Ramen ist die Spezialität der Stadt, die Nudeln schwimmen hier in einer herzhaften Schweinebrühe. Sehr lecker!

Nach all dem Rumgelaufe bin ich zum Schluß gekommen, dass Fukuoka definitiv einen Spitzenplatz unter meinen Lieblingsorten in Japan verdient hat. Eine lebendige, aber nicht zu große Stadt, modern und ganz offensichtlich auch mit reichlich spaßigen Seiten. Morgen schauen wir uns mal die Gegend Richtung Meer an. Jetzt bleib ich noch was im Gemeinschaftsraum... und muss mir wohl mit ein paar Schweden einen reichlich üblen Steven Segal-Film angucken... mit japanischer Synchro! Pff...

11.4.07

Nochmal zum Thema Sakura...

Gestern hab ich mich mal bei Wikipedia zum Thema Kirschen und Kirschblüte umgeschaut, vor allem weil ich wissen wollte, wieso bei Kirschbäumen immer das "Prunus" (was ich mit Pflaumen in Verbindung brachte) steht. Auf jeden Fall stieß ich dann auf diesen Artikel. Fast noch interessanter (und wohl typisch Wikipedia) ist die Diskussionsseite. Was da über ArtenGattungsWasWeissIchBezeichungen diskutiert wird... meine Herren... was ich weiss: Sakura = schön!

Wie Chinesen im Zengarten

Heute morgen führte uns unser Weg raus aus Matsue, ins etwa 20 km außerhalb liegende Adachi Museum of Art. Dort werden diverse Werke, sowohl klassische als auch moderne, japanischer Künstler ausgestellt. Die Besonderheit des Museums liegt jedoch in seiner Umgebung, wer nämlich dort aus dem Fenster blickt, entdeckt einen perfekten japanischen Garten.

Der feuchte Traum eines jeden Garten- und Landschaftsbauers. Teilweise sind die Fenster im Gebäude so angelegt worden, dass es so wirkt, als würde man einen lebendigen Wandteppich betrachten. Zwar war innerhalb des Gebäudes war zwar ein Fotografierverbot ausgesprochen, aber die chinesische Reisegruppe, die mit uns im Museum war, kümmerte dies einen feuchten Kehrricht. Raus mit der Kamera und los gehts. Immerhin beschränkten sie das typische "Person vorm Motiv"-Shooting auf das Minimum. Ein wenig wie Elefanten im Porzellanladen.

Sonst gab es zum Teil großartiges zu sehen: Kisten, Schreibutensilien, Schränke u.ä. mit wundervollen Lackierungen, Wandgemälde mit lebendig wirkenden Naturszenen, putzige Bilder für Kinder und immer wieder Blicke in den Garten.

Trotz seiner Abgelegenheit ist das Museum übrigens problemlos zu erreichen. Von Matsue 20 Minuten mit dem Zug nach Yasugi und von da fährt ein kostenloser Shuttlebus zum Museum. Und auch im Museum gilt: statt der 2200 Yen die man normalerweise zahlen müsste, zahlen wir Ausländer nach Vorlage des Passes nur die Hälfte. Yay!

Nach unserer Rückkehr nach Matsue widmeten wir uns den übrigen Sehenswürdigkeiten. Zunächst besuchten wir eine nahe der Burg gelegene Residenz eines Samurais mittleren Ranges. Dort wurden Alltagsgegenstände ausgestellt und die Aufteilung der Räume gezeigt. So wurden hochrangige Gäste selbstverständlich in einem anderen Raum empfangen als die Familienmitglieder. Und der Herr des Hauses hatte natürlich auch seinen eigenen Raum. Teeraum, Küche, Gästeklo, alles war zu sehen. Leider fehlte dem Bachlauf im Garten etwas Wasser, sonst hätte man da vermutlich ein perfektes Bild gehabt. Aber auch so schon interessant genug.

Weiter ging es dann ins Shimane Art Museum, welches direkt am Shinji See in Matsue liegt. In der dortigen ständigen Sammlungen gibt es neben denen einiger europäischer Künstler wie Gaugin vor allem viele Gemälde japanischer Künstler zu sehen. Nach all den üblichen Wandgemäldungen und Tuschezeichnungen wirken die Bilder vom Beginn des 20. Jahrhunderts schon ein wenig überraschend: zuerst war ich davon ausgegangen, es würde sich um Bilder europäischer Künstler handeln. So kann man sich täuschen.

Nach dem Museum und einem kurzen Rundgang durch die... Hinterstraßen der Stadt kehrten wir pünktlich zum Ufer des Shinji zurück. Nämlich pünktlich zum Sonnenuntergang. Und da kann man das ein oder andere schöne Foto machen...

Nach einer Runde Ramen ging es zurück ins Hotel, wo wir gerade noch Wäsche waschen, mittelmäßige britische Thriller von 1970 sehen und uns betrinken. Yay again! Und ich futter dazu einen getrockneten Kalmar... mjam!

Morgen geht es dann wieder weiter, wir wechseln weiter in den Süden nach Fukuoka. Die Unterkunft dort wird sicher wieder was... einfacher. Aber mal abwarten.

10.4.07

Urlaub im Urlaub

Bisher waren wir eigentlich immer in großen Städten. Riesengroßen Städten um genau zu sein. Doch jetzt geht's auch was kleiner. Ziemlich viel kleiner sogar. Momentan sind wir in Matsue, eine Kleinstadt mit rund 150.000 Einwohnern an der Westküste Japans. Hier läuft alles seeehr entspannt für uns. Wir kamen heute nachmittag nach knapp 4 Stunden Zugfahrt an und hatten kein Problem sofort eine Unterkunft zu finden. Direkt vor dem Bahnhof in die Touristeninfo, unsere Wünsche angegeben und schwupp hatten wir ein Doppelzimmer in einem Businesshotel für 7700 Yen pro Nacht. Für uns beide. Das Zimmer hat so ziemlich alles, gutes Bett, eigenes Bad, Internet und sogar englischsprachige (wenn auch schlechte) Filme im TV.

Wir waren eine Stunde vor Check-In dort, also ließen wir unser Gepäck dort und schauten uns ein wenig in der Stadt um. Unterwegs fanden wir vor allem jede Menge Snack Bars... und da Matsue nicht sooo wahnsinnig groß ist, auch die Hauptattraktion, die Burg von Matsue.

Da wir ja gerade erst halb vier hatten, beschlossen wir spontan uns die Burg mal anzusehen. Das tolle in Matsue: für Ausländer gibt es Rabatt, meistens 50%! Das ließen wir uns natürlich nicht entgehen. In der Burg selber waren einige interessante Exponate aus Samuraizeiten ausgestellt, ähnlich wie in Osaka-jo, nur mit dem nicht unerheblichen Unterschied, das hier nur seeehr wenige Besucher da waren und man sich nicht zu den Ausstellungsstücken drängeln muss. Von ganz oben gab es eine rundum Aussicht auf Matsue.

Morgen wollen wir uns dann die restlichen Punkte von Interesse hier angucken, wie die Samuraisiedlung. Außerdem gibt es ganz in der Nähe das höchst interessante "Adachi Museum Of Art", das wir uns gleich morgen früh ansehen werden. Jetzt muss ich mich erst einmal um meine Wäsche kümmern. Hier wird ja trotz Trockner nix wirklich trocken...

On the road again

Das Kapitel Osaka ist beendet! Gestern hatten wir wieder einmal einen ziemlich aktiven Tag, was bei dem mittlerweile doch sehr guten frühlingshaften Wetter auch leicht viel. Unser erstes Ziel war Nara, ungefähr eine dreiviertel Stunde außerhalb Osakas. Bevor unsere Reise überhaupt losgegangen war, gab es eine Begegnung der unangenehmen Art: am Eingangstor des kleinen Bahnhofs hatte ein offensichtlich betrunkener Typ sein gesamtes Hab und Gut verstreut und war gerade dabei alles einzusammeln. Als Martin da vorbei wollte und auf Zehenspitzen durchtaperte wurde der Typ ziemlich laut und (das verstand man auch ohne Japanischkenntnisse) beleidigend. Martin fuhr rechtzeitig zurück, denn der Typ spuckte auf den Boden vor ihm. Daraufhin wies ihn der Bahnhofskassenmensch ziemlich bestimmt zurecht und während des Streitgesprächs der beiden huschten wir schnell durchs Tor auf Gleis.

Endlich in Nara angekommen gibt es dort jede Menge Tempel zu sehen und, wie auch auf Miyajima, haufenweise Rehe:

Die Viecher gelten als heilig, sind natürlich null menschenscheu und stehen ebenfalls selbstverständlich sofort parat, wenn es so aussieht, als hätte man etwas zu Essen für sie. Dafür werden an den dutzenden Souvenirständen spezielle Reiskekse verkauft. Aber die Rehe sind offensichtlich Allesfresser, wie Martin feststellen musste, als ihm ein Reh seine Stadtkarte aus der Hosentasche stibitzte, als er gerade ein Foto machte. Das Viech hat auch tatsächlich in aller Seelenruhe die Karte genüßlich aufgefuttert.

Hauptattrakion von Nara jedoch ist der Todaiji Tempel mit der Daibutsuden, der Großen Buddha Halle. Dies ist das größte hölzerne Gebäude der Welt, ein ziemlich imposanter Anblick:

Interessant auch, dass das jetztige Gebäude nur ein kleinerer Nachbau aus dem frühen 18. Jahrhundert ist, das Originalgebäude aus dem 8. Jahrhundert (!) war noch größer und von zwei ca. 100 Meter hohen Pagoden flankiert.

Die Große Buddha Halle beherbergt eine, na wer errät es?, riesengroße bronzene Buddhastatue. Auch das, sehr beeindruckend.

Im Tempel bemerkten wir dann plötzlich eine Ecke, in der große Stimmung herrschte. Dort fanden wir eine Säule vor, an deren Fuß sich ein rund 30x50cm großes Loch befand. Unter großen Gejubel krochen dort die Besucher (mehr oder weniger selbstständig) durch. Da es endlich mal an die Zeit gekommen war, mich auch einmal zum Affen zu machen, entschloß ich mich es auch einmal zu versuchen. Und Martin war so nett davon ein Video zu machen. (Folgt später!)

Rei erzählte später, dass es sich dabei um des Buddhas Nasenloch handelte, das Loch hätte die gleiche Größe wie das Nasenloch an der großen Buddhastatue.

Nachdem unser Tempelpensum in Nara auch irgendwann erfüllt war und es gerade erst früher Nachmittag war, machten wir uns auf den Weg Richtung Kyoto. Ich hatte Martin vorgeschlagen, den Inari-yama zu besuchen. Das ist der Berg mit den vielen roten Toren (Torii) den ich schon bei meiner letzten Reise besucht hatte. Dort war angenehm wenig los und mit dem schönen Nachmittagslicht war es auch beim zweiten Mal die Reise wert gewesen.

Leider war von den Aussichtspunkten keine wirklich gute Aussicht möglich, da es noch immer ziemlich diesig ist. Schade.

Rechtzeitig machten wir uns auf den Rückweg nach Osaka, da wir zum Abendessen mit Rei verabredet waren. Zwar hatte ich die Befürchtung, es würde nicht so einfach werden uns am Osaka'er Bahnhof zu treffen, aber als Gaijin stechen wir wohl doch ganz gut aus der Menge heraus. Dann natürlich die Frage: was sollen wir essen? Da Osaka für Okonomiyaki und Takoyaki bekannt ist, standen diese beiden Gerichte zur Wahl. Da Martin aber kein Freund von (erkennbaren) Meeresfrüchten ist und Takoyaki ja mit Oktopusarmen gefüllt sind, fiel die Wahl auf Okonomiyaki. Womit ich auch durchaus leben könnte, schließlich liebe ich das Zeug.

Während dem Essen beherrschten vor allem Nerdthemen unser Gespräch, vor allem weil Rei momentan seeehr regelmäßig World of Warcraft spielt (ich will hier nicht von Sucht sprechen...) und sie ja auch mein Konsolenfantum kennt und teilt.

Nach dem Essen (mal wieder leeecker!) beschlossen wir noch woanders etwas trinken zu gehen. Rei führte uns in das Vergnügungsviertel, in dem wir schon gestern waren und bog plötzlich in einen unauffälligen, engen Hauseingang ein. Dort führte eine Treppe ins Untergeschoß, die Wände links und rechts wirkten wie grobes Fachwerk, Holzbalken und Lehm. Tatsächlich befand sich dort unten eine ziemlich urige Kneipe (Japanstyle, Iyakaza also), wo jedes Getränk nur 300 Yen (rund 2 Euro) kostet. Da zahlte es sich mal wieder aus, mit jemandem unterwegs zu sein, der sich auskennt. Zum Getränk gab es mal wieder Kleinigkeiten zu futtern, neben den uns schon aus Tokyo bekannten Edamame (grüne Bohnen) bestellte Rei noch kleine Geflügelhackbällchen, frittierten Käse und ... frittierte Hühnerknorpel. Letztere schmeckten mir zumindest ganz okay, die Hühnerhälse allerdings, die ich in Tokyo gegessen hatte, mag ich lieber. Aber wir wollten ja mal was ausprobieren.

Rei trank übrigens einen Calpis-Longdrink. Calpis habe ich vorgestern auch zum ersten Mal probiert. Es wird aus fermentierter Milch hergestellt, erinnert leicht an Joghurt und zumindest in der Variante die ich hatte noch an Ananas oder Pfirsich. Lecker auf jeden Fall. Angesichts des etwas merkwürdigen Namens wird Calpis in anderen englischsprachigen Ländern übrigens als Calpico verkauft.

Um kurz vor 11 trennten sich dann unsere Wege wieder. Auf dem Heimweg zum Hotel durchfuhr mich plötzlich ein Schrecken: unser Hotel hatte ja einen Curfew, war das nicht um 11? Martin war sich zwar ziemlich sicher, dass das erst um 12 war, nichts desto trotz liefen wir vom Bahnhof schnellsten Schrittes zum Hotel... und siehe da, Martin hatte Recht gehabt, ich hab mich umsonst gestreßt.

Spät war es aber trotzdem, Zeit für einen Blogeintrag blieb nicht mehr (hiermit nachgeholt), auch für Wäsche waschen und ein Bad leider auch nicht mehr.

Heute morgen standen wir zeitig auf, packten unsere Sachen, guckten nebenbei noch Pitagora Suicchi (es gibt übrigens gerade neu eine DVD mit den ganzen Kugelbahnen, leider keine kompletten Folgen) und checkten dann aus. Ein letztes Mal vorbei an den Obdachlosen, Alkis und Arbeitern, Auf Wiedersehen Osaka. Mittlerweile sind wir eine halbe Stunde vor unserer Ankunft in unserem nächsten Ziel, Matsue. Ein wenig schlecht wird mir auch gerade, von daher hör ich jetzt besser mal auf...