29.8.08

Alles nicht so einfach

Eigentlich hatte ich einen längeren Bericht über meinen Besuch in Matsuyama verfasst, aber da muss ich noch ein paar Dinge für recherchieren. Und da ich jetzt gerade in einem recht vollen Café sitze (oben im KDDI Design"museum" in Harajuku, wo es übrigens mal wieder großartige "Will haben!"-Handyprototypen zu sehen gibt, ein Projekt mit Yamaha und dann das Projekt Ply), will ich hier nicht zu lange den Platz wegnehmen. Wird also später nachgereicht.

Gestern gab es übrigens wieder Spaß mit "Oo-ame" (großer Regen). Zwischen Nagoya und Tokyo hatte es mal wieder so stark geregnet, dass der Shinkansenverkehr zum erliegen kam. Ich saß zum Glück schon in einem, hab dann allerdings 2 Stunden länger darin verbringen müssen.

Jetzt geh ich noch weiter Mitbringsel shoppen, alles weitere werde ich wohl im Flieger oder in Amsterdam (hab ja mal wieder 4 Stunden Wartezeit, glaube ich) ausführlich in den Richter hacken und dann online stellen, wenn ich zu Hause bin. Jetzt bring ich erstmal meinen letzten Tag des Urlaubs hinter mich. Das ich nicht wirklich nach Hause will, muss ich wohl kaum erwähnen...

26.8.08

Doch mal ein bißchen Kultur

Heute habe ich wieder einen Tagesausflug unternommen und, welch Wunder!, es hat nicht geregnet! In der Nacht dachte ich, es würde die ganze Zeit durchregnen, aber meine Zimmergenossen haben einfach nur die Aircon durchlaufen lassen. So war es wenigstens erträglich kühl, die Temperaturen haben nämlich wieder angezogen und nähern sich den 30°C.

Das Ziel des heutigen Ausflugs war die Hafenstadt Kobe. Im Rest der Welt bekannt zum einen durch das heftige Erdbeben 1995, bei dem über 6000 Menschen ihr Leben verloren und zum anderen das Kobe Beef, das teuerste Rindfleisch wo gibt. Deswegen war ich aber nicht gekommen (insbesondere letzteres wäre sicher zu teuer gewesen, bei einem Kilopreis von 600 Euro), Ziel war das Kunstmuseum der Präfektur Hyogo. Aus dem einfachen Grunde, weil es von Tadao Ando entworfen ist und ich den Besuch von Museen bisher so gut wie vermieden habe (nur das Hokusai-Museum in Obuse).

Also mal flott mit dem Shinkansen hingedüst, dank Japan Rail Pass kein (finanzielles) Problem, dauert eine halbe Stunde von Kyoto aus. Am Bahnhof Shin-Kobe (Neu-Kobe, Shinkansen halten öfter mal an Bahnhöfen, die extra nur für diese Linien gebaut wurden, ähnlich wie mit den ICE bei uns) angekommen, war ich durch die Beschilderung erstmal verwirrt und brauchte etwas, bis ich überhaupt aus dem Bahnhof in die Stadt rausgefunden hatte. Vorher noch an der Touristeninfo eine Stadtkarte geschnappt und gesehen, dass gleich neben dem Bahnhof eine Seilbahn in die Berge hinter Kobe fährt. Also nicht lang gefackelt, hin da und die Stadt mal von oben angeguckt. Oben an der Endstation des Shin-Kobe-Ropeway angekommen kommt man sich in eine fake-mittelalterliche deutsche Stadt versetzt, mit Fachwerkhäuschen und Stadttor. Dortdrin untergebracht die üblichen Sehenswürdigkeitsstandards, Café und Souvenirladen. Und zum Gelände gehört aber auch ein Geruchsmuseum (eher ein Duftmuseum, das sich mit der Herstellung von Parfums usw. auseinandersetzt) und ein Kräutergarten. Im Souvenirladen gab es dann auch Samen für alle möglichen Kräuter zu kaufen, darunter solche Sachen wie Zitronen- und Zimtbasilikum.

Und dann gab es nebenbei ja auch noch die Aussicht auf die unten liegende Stadt Kobe, den Hafen und die Seto Inlandsee, an dessen Ufer Kobe liegt. Ach, und Osaka konnte man auch sehen, schließt sich ja nahtlos an Kobe an. Ein paar Fotos gemacht (bin ich jetzt so faul für die hochzuladen), ein wenig herumspaziert und dann wieder runter mit der Seilbahn. Lustig war die Zwischenstation auf halber Strecke, wo kurz die Türen geöffnet und mit Gebläsen frische Luft in die Gondeln geblasen wurde.

Unten wieder angekommen beschloß ich mir noch das "Rheinhaus" anzusehen, welches ich zufälligerweise auf der Karte entdeckt hatte. Das Stadtviertel unterhalb der Seilbahn beherbergte früher die Vertretungen vieler ausländischer Staaten, da Kobe zu Zeiten Öffnung Japans während der Meiji-Ära ein wichtiger Hafen und Handelsplatz wurde. So finden sich in den engen Straßen viele westlich aussehende Häuser, in denen an diese Vergangenheit erinnert wird. Allerdings meistens nur als Vorwand um Souvenirs zu verkaufen oder um ein schickes Setting für Hochzeiten im westlichen Stil zu bieten. Im Rheinhaus also, ein bürgerliches Haus des 19. Jahrhunderts, gab es eine Ausstellung zur Entwicklung des Viertels und zu den Restaurationen, die nach dem Erdbeben 1995 nötig waren. Ganz interessant, aber warum das jetzt "Rheinhaus" heißt, wurde mir auch nicht ganz klar.

Nächstes Ziel also das Kunstmuseum. Es folgte ein längerer Fußmarsch durch die belebte Innenstadt. Es war gerade Mittagszeit und so sah man viele Anzugträger und Office Ladies durch die Straßen ziehen, die gerade zum Essen gingen oder von dort kamen. Ich hab mir nur kurz im Konbini zwei Onigiri (gefüllte Reisbällchen) besorgt, wirklich hungrig war ich nicht. Eine halbe Stunde später war ich dann am Ziel angekommen. Viel los war nicht gerade und so hatte ich schon die Befürchtung, ich hatte den japanischen "heute sind Museen alle geschlossen"-Tag erwischt. Aber die Tür öffnete sich, die Kassen waren besetzt, also auf geht's. Es gab eine Ausstellung über die Neuerwerbungen des Museums. Hauptsächlich gab es die Werke japanische Künstler des 20. Jahrhunderts zu sehen, welche mehr oder weniger stark durch die westliche Kunst beeinflusst waren. Oft war dabei kein wirklicher Unterschied festzustellen, jedoch waren auf einigen Bildern doch die japanischen Wurzeln erkennbar. Vor allem in Sachen Bildkompostion waren ein paar ungewöhnliche Bilder dabei. Ein paar Bilder von Ryohei Koiso fand ich sehr schön, sie wirkten sehr lebendig, tolles Licht in den Gemälden und manchmal wirkte es fast wie ein Foto, im richtigen Moment eingefangen.

In einer der Gallerien wurde man gebeten, Uhren, Ringe, Ketten und ähnliches abzulegen und sich die Hände sauber zu machen. Es gab nämlich ein paar Skulpturen zum anfassen. Vor allem geometrische Figuren aus verschiedenen Steinarten, bei denen man durch die direkte Interaktion die Perspektive und somit den Eindruck ändern konnte. Dazu gab es noch ein paar Holzstämme, glattgeschliffen, zu "begreifen".

Das Gebäude selbst ist wenig aufregend, von Naturstein eingefasst und innen der Ando-typische nackte, aber spiegelglatte und feine Beton. Ando hat aber nicht nur das Museum entworfen, sondern auch die Hafenpromenade vor dem Museum, mit großzügigen Freitreppen und kleinen Amphitheatern. Dort machte sich aber schon der Zahn der Zeit, bzw. das es nicht sooo wahnsinnig belebt es dort unten. Durch die Fugen sprossen die Pflanzen (das gute alte Unkraut) und auch sonst sah es bei seiner Einweihung sicherlich etwas schicker aus.

Da mein Akku langsam ausgeht, viel aufregendes gibt es eh nicht mehr, der Rest in Kurzform. Ich war erschöpft, machte noch einen kurzen Zwischenstopp in einem Kaufhaus (übrigens hab ich immer noch keine Spielhalle mit jubeat gefunden, überall gibt's riesige Pachinkohallen, aber ne gute Arcade fehlt mir noch zum Glück) und dann zurück, bergauf, zum Bahnhof. Dort angekommen, hatte ich den Zug gerade verpasst. Mit der Konsequenz, dass ich eine geschlagene Stunde warten musste. Ächz. Zu allem überfluss hatte ich nix für den Zeitvertreib dabei und der Akku vom Handy ging mal wieder aus. Aber die Rettung war nah, im Laden im Bahnhof gab es Batteriepacks für die handelsüblichen Handys zu kaufen! Gerettet, die zeit ging schnell vorbei, ich bin wieder in Kyoto, im Zimmer sind 3 neue Leute (Chinesen glaub ich, die waren wieder weg, als ich vom Klo wiederkam), jetzt muss ich auf's Klo und dann etwas essen. Und morgen geht es dann weiter nach Matsuyama, zum ältesten Onsen Japans, oder so ähnlich.

25.8.08

Hier war ich doch schon mal...

Jawoll, da hab ich es doch tatsächlich trotz Bahnchaos nach Kyoto geschafft. Das war, obwohl ich einen Sitzplatz hatte schon recht anstrengend. Insbesondere wenn der halbe Wagen voll mit Kleinkindern ist (wie war das mit dem Geburtenrückgang? Da wird offensichtlich dran gearbeitet...). Am Bahnhof von Kyoto herrscht auch Ausnahmezustand, wenn auch im etwas milderen Rahmen. Überall Leute die wissen wollen, wann ihr Zug fährt und die irgendwie versuchen Tickets zu tauschen und umzubuchen.

Draußen ist es noch immer alles grau, also was den Himmel angeht. Temperaturen sind erträglich herrscht nur eine ziemlich hohe Luftfeuchtigkeit, was das ganze noch etwas wärmer wirken lässt. Meine Unterkunft ist recht einfach zu finden (K's House Backpacker) und macht einen ziemlich guten Eindruck, alles sauber und modern ausgestattet. Zwar schlaf ich jetzt im 4-Mann/Frau-Bett-Zimmer, aber dafür ist es halt extrem günstig.

Nachdem ich dort eingecheckt habe, hat es mich wieder an ein altbekanntes Ziel gelenkt: der "Seattle's Best Coffee", wo ich mich schon bei meinem ersten Japanbesuch zum entspannten Bloggen hin zurückgezogen habe. Jetzt geh ich mir erstmal noch etwas die Stadt ansehen (naja, ich bin das dritte Mal hier, mittlerweile kenn ich mich aus und eigentlich will ich nur ne Arcade mit "jubeat" suchen...) und morgen will ich dann mal nach Kobe. Hoffentlich hat sich bis dahin die Bahnsituation etwas entspannt...

Chaos strikes back!

Eigentlich sollte dieser Eintrag ungefähr so lauten: keine besonderen Ereignisse, hatte einen netten Tag in Ueno, neue Leute kennengelernt und abends mit Miho diesmal in ein Izakaya vom anderen Ende Japans, sprich Hokkaido-Style. Und dann war der Plan, heute einfach in den Shinkansen nach Kyoto und gut ist. Dass das ganze aber irgendwie ereignisreicher werden wird, davon gab es letzte Nacht im Hotel schon eine Andeutung. Um 5 Uhr schrillte nämlich eine Glocke los. Was war los? Feueralarm? Aufgesprungen, Brille an, wo ist die Hose?... da hörte das klingeln schon wieder auf. Jemand hatte wohl mit besoffenen Kopp Probleme mit der Tür und löste wohl einen Alarm aus.

Heute morgen noch fix geduscht, ausgecheckt und ab zum Bahnhof Ueno. Ticket besorgt, alles easy und dann los Richtung Tokyo Hauptbahnhof, wo der Shinkansen abfuhr. Beziehungsweise abfahren sollte, ich war schon ob der Menschenmassen am Eingang etwas verwundert und dann noch mehr als ich auf die Anzeigentafel blickte: Züge mit 2 Stunden Verspätung?? In der dauernden Durchsagen mit nonstop Entschuldigungen fing ich dann etwas von schweren Regenfällen auf. Die hatten wohl den Fernverkehr in komplettes Chaos gestürzt. Überall hockten Leute und blickten auf die Anzeigetafeln. Die veränderten sich nur seeehr langsam. Ich hockte mich dazu und schaute mal, was passieren würde. Nachdem mein Zug auch nach 2 Stunden immer noch keine Anstalten machte, auf der Anzeigentafel aufzutauchen, beschloß ich auf meine Platzreservierung einen großen Haufen zu machen und einfach den nächstbesten Zug Richtung Kyoto zu besteigen, um dort im unreservierten Teil mein Glück zu versuchen. Und Glück hatte ich in der Tat, nach 15 Minuten herumstehen auf dem Gleis tauchte tatschlich ein Zug Richtung Kyoto auf und ich hatte mich früh genug angestellt um dann auch noch einen Sitzplatz ergattern zu können. Yay! Mittlerweile sind wir drei Stationen weiter und der Zug ist jetzt gerammelt voll, auf den Gängen stehen sie dichtgedrängt und schauen sehnsüchtig auf die besetzten Sitzplätze. Aber ich bleib jetzt hier sitzen. Selbst wenn ich auf's Klo müsste, ich käme gar nicht dorthin...

Endspurt!

Heute geht sie leider schon los, die letzte Woche in Japan. Nach einem Zwischenstopp in Tokyo (wohin ich gerade unterwegs bin) geht es morgen weiter Richtung Süden, ein bißchen Kyoto und dann noch zum ältesten Onsen des Landes. Irgendwie werde ich schon jetzt wieder ganz wehmütig, weil ich weiß, dass die Zeit wie im Fluge vorüber gehen wird, auch wenn es noch einiges zu sehen geben wird. Also frohen Mutes auf die nächsten Tage und Ereignisse! Als nächstes noch ne Runde Socialising in Tokyo!

Socialising gab's gerade auch schon am Bahnhof von Aomori. Eine ältere Dame spricht mich an: "Are you American?" (Yup...) Ich sage, nee, aus Deutschland. Es stellt sich heraus, das die Dame seit 40 Jahren in Maine, USA lebt und derzeit auf (Heimat-)Besuch in Japan ist. Hatte mich schon gewundert, dass sie einen Rail Pass hat (den kriegen halt nur Touris). Wie es der Zufall so wollte, hatten wir für den nächsten Zug Plätze fast nebeneinander und so konnten wir uns etwas länger unterhalten. Sie hält die Japaner für die unhöflichsten Menschen der Welt, weil sie einen im Zug nicht grüßen und nicht gleich in ein Gespräch verwickeln. Immer lustig, so andere Ansichten zu finden.

Sie erzählte dann noch, auf dem Flug hierher gab es (wie bei mir auch) Probleme mit einem Fluggast, der etwas zu tief ins Glas geschaut hatte. Nur mit dem Unterschied, das der bei ihr anfing zu randalieren und offensichtlich nicht zu beruhigen war. Konsequenz war ein außerplanmäßiger Zwischenstopp in Alaska (!) um den Suffkopp aus dem Flieger zu schmeißen. Hoffentlich bleibe ich zukünftig von solchen Aktionen verschont.

To hell and back

Einen ganz schönen Trip habe ich heute hinter mir: einmal Hölle und zurück, mit Zwischenstopp in der Wartehalle der Seelen. Ziel des heutigen Ausflugs war Osore-zan und von dem, was im Reiseführer steht, schien es sich um den Eingang der (buddhistischen) Hölle zu handeln. Aber irgendwie bin ich schon früher in der Hölle gelandet als ich das vor hatte. Aber erstmal beim Frühstück angefangen. Das gab es im Hoteleigenen Restaurant, im 11. Stock. Also auch mit Aussicht auf die Bucht vor Aomori. Naja, zumindest das was man sehen konnte, für micht wenig überraschend war der Himmel nämlich... na? grau vor lauter Wolken. Toll, würde das schon wieder ein regennasser Ausflug werden?

Vorher wurde erstmal das Frühstücksbuffet geplündert, dort gab es sowohl Sachen aus dem "westlichen" und dem japanischen Frühstückssektor. Man konnte also lustig kombinieren. Naja, ganz nett aber nicht der Überflieger.


Nach dem Frühstück auf zum Bahnhof und dann in die Bimmelbahn nach Shimokita, wo es dann im Bus weitergehen sollte. Und obwohl der Zug voll war mit offensichtlichen Touris, hab ich es doch geschafft, erstmal in die falsche Richtung zu laufen. Mit dem Ergebnis, dass als ich die richtige Bushaltestelle gefunden hatte, den Bus natürlich verpasst hatte. Und der nächste fuhr erst... bitte festhalten: in 3 Stunden!!! Aus dem Reiseführer wusste ich, es gab noch eine andere Busfahrmöglichkeit. Also losgetigert, die andere Linie gesucht. Rumgelaufen wie blöd, mal in die Richtung, in die andere, nochmal in die... irgendwann hatte ich die richtige Haltestelle gefunden. Rein in den Bus, bis zur Endstation, nach dem Terminal gefragt... ach ja, das war ja eine Haltestelle vorher! Also wieder (zum Glück nur ein paar Hundert Meter) zurück und da das Terminal... von der Linie gefunden, die ja erst um 14 Uhr fährt! Uffz. Da hab ichs aufgegeben, mir ein Ticket gekauft und mich dahin gehockt.

Wer Japan mal von unten, quasi das Hartz 4-Equivalent, erleben will, der setze sich einfach mal für ne Stunde in ein Busterminal. Wat da so an Volk rumläuft... am besten war der Renter, der alle 10 Minuten zu der Kassiererin lief um vermutlich jedes Mal die gleiche Frage zu stellen oder um noch mal auf den Fahrplan zu gucken. Zwischendurch schlürfte er Kaffee aus der Dose oder klapperte mit seinem Gebiss rum. Ich war eh schon angefressen wegen der Buspleite, das hätte mir fast den Rest gegeben.
Zum Glück fuhr dann der Bus ab und er alte Herr nicht mit.

Nach ungefähr einer halbstündigen Fahrt durch die steilen Straßen im Urwald (nuja, es scheint auf jeden Fall wild zu wachsen) und einem Zwischenstopp an einer Quelle, zum rituellen Wassertrinken, tauchte dann endlich ein See auf und an dessen Ufer das Ziel: Osore-zan.
Die Legende zu diesem Ort: vor rund 1200 Jahren, als der buddhistische Priester En'nin in China für Studien war, erschien ihm im Traum ein Mönch. Dieser teilte En'nin mit, er möge nach seiner Rückkehr nach Japan nach Osten gehen. Nach einem 30-tägigen Marsch von Kyoto aus würde er einen heiligen Berg finden. Dort solle er dann eine Statue des Bodhisattva Jizou aufstellen und den Buddhismus lehren. Nach einigen Mühen landete er dann in den Bergen der Shimokita-Halbinsel und fand dort den See, wo Osore-zan jetzt steht. Zufälligerweise ist der See von 8 Gipfeln umgeben, genau so viele wie Blütenblätter am Lotus, das Symbol der Welt Buddhas. Und es finden sich angeblich 108 Teiche mit kochendem Schlamm und Wasser und 108 ist im Buddhismus die Anzahl der weltlichen "Gelüste" und Sehnsüchte.

Am See findet man jetzt also einige dicht bewaldete Gipfel, eine harsche Landschaft aus Vulkangestein, viel Blubbern und Dampfen, kleine bemäntelte Buddhafiguren wie diese hier:

Weil das auch ein Ort ist, an dem vor allem den verstorbenen Kindern gedacht wird, stehen überall kleine bunte Windräder herum. An diesem Tag war es ziemlich windig und so gehörte neben dem allgegenwärtigen Krächzen der Raben (oder Krähen?) das Quietschen und Flattern der Windspiele zur Geräuschkulisse. Eine recht unheimliche Atmosphäre, mit den wolkenverhangenen Gipfeln und dem leichten Nieselregen. Da es sich um einen der heiligsten Orte Japans handelt, darf natürlich auch ein Tempel nicht fehlen, der aber neben der ihn umgebenen Landschaft wenig aufregend ist:

Nach dem Tempel führt ein Rundweg durch die karge Vulkanlandschaft. Es riecht überall nach Schwefel, kleine Berge aus Vulkangestein sind aufgehäuft und daneben der total klare (weil vermutlich ziemlich tote, mal von diversen Bakterien und ähnlichem abgesehen) See.

Nachdem ich mir alles aufmerksam angesehen und den Rundgang beendet hatte ging es wieder zurück zum Ausgang und zur Bushaltestelle. Und jetzt ratet mal: klar, ich hatte den Bus gerade verpasst. Und weil der nur viermal am Tag fährt, musste ich mal wieder 2 Stunden auf den nächsten warten. Das Restaurant dort machte gerade zu, Essen war also auch nicht drin, also in das Wartehäuschen gehockt, das glücklicherweise sauber und gemütlich war. Dort lagen ein paar Gästebücher herum, in denen ich ein wenig herumblätterte, um die Zeit totzuschlagen. Mit dem Handy spielen war auch nicht mehr, der Akku ging zu neige.

Irgendwann kam er dann endlich, der letzte Bus des Tages. Der Busfahrer machte im Wartehäuschen noch die Jalousien und die Tür zu und dann gings wieder runter nach Shimokita. Was war ich heilfroh wieder da unten zu sein und vor allem gleich einen Zug nach Aomori zu erwischen. Nur doof das die Zugfahrt knapp 2 Stunden dauerte und außer der Dunkelheit draußen nicht viel zu sehen war. Irgendwann war ich dann endlich wieder "zu Hause", schnell noch im Konbini ein Abendessen geholt (Flaisch! und zum Nachtisch lecker Pudding) ab ins Hotel und Feierabend machen. Zwar war der Besuch von Osore-zan ein absolutes Erlebnis, jedoch der dorthin und wieder zurück vor allem eins: die Hölle.

22.8.08

Du darfst nicht vergessen zu essen

Okay, Aomori also. Ist so ein wenig provenziell, weit weg vom Glamour Tokyos. Es gibt hier zwar den ein oder anderen interssanten Laden und einen schönen Ausblick auf die Bucht (der Akku für die Kamera musste geladen werden, deshalb leider keine Fotos, hab ich nur analog), aber sonst ist hier nicht allzu viel los. Für einen Besuch im örtlichen Kunstmuseum, welches schon allein vom architektonischen ziemlich interessant aussah, war ich wie immer zu spät (die machen halt immer schon um 17 Uhr Feierarbend). Shopping ist hier auch nicht der Hit, was blieb war: Essen. Neben Äpfeln (schon wieder!) sind Bartmuscheln (Hotate) die hiesige Spezialität. Ich bin in eins der vom Reiseführern empfohlenen Lokale, Kakigen, und die Empfehlung war goldrichtig. Es gab die Auswahl zwischen frittiert, in Butter gebraten und Sashimi (also roh), ich hab mich mal für letzteres entschieden. Und es war absolut hervorragend! Wie üblich gab es dazu Misosuppe, eingelegtes Gemüse, grüner Spagel in Sesamsoße und Reis. Lächerlicher Preis für das ganze: 1400 Yen, also 9 Euro. Ich schätze mal zu Hause würde ich dafür mindestens das 4-fache bezahlen. Also wenn sonst nichts da ist, auf eines ist in Japan immer Verlaß: gutes Essen. In diesem Sinne: Itadakimasu!

Erster Eindruck von Aomori

In Aomori bin ich sicher angekommen, mein Hotel hab ich auch gefunden, mal ein kurzer erster Eindruck. Ins Internet bin ich im Kaufhaus in der Nähe des Bahnhofs gekommen. Dort kann man sich kurz an der Info melden und darf dann für 1 Stunde das Netz kostenlos besurfen. Direkt neben dieser Internetecke war eine kleine Familienarcade - wo auch problemlos ein House of the Dead 4 Automaten neben den Automaten für die ganz kleinen steht. So sah man dann auch junge Schulmädchen nach der Fotosession im Purikura dort fröhlich auf Zombies ballern.

Auch lustig: ich kam ins Klo rein und dort lief übelster Miami Bass / Südstaaten Gangster-Hiphop. Die Bitch ist so fett etc. pp. und doch bitte Ass shaken. Ob das während dem Geschäft auf dem Klo so eine gute Idee ist, glaube ich nicht.

Das Hotel hier wo ich jetzt residiere ist übrigens tiptop, Zimmer groß genug, sehr gut ausgestattet (zum ersten Mal ein Flachbildfernseher!), im Kühlschrank steht sogar ein Fläschchen Energiedrink.

Und im Fernsehen wurde grad gezeigt, wie man Schulfernsehen richtig macht: man stellt dem Chemielehrer einfach eine niedliche Studentin daneben, die nochmal nachfragt um am Ende das Gelernte wiederholt und zusammenfast. Wenn ich da an unser gutes altes Telekolleg Chemie zurückdenke...

Ach ja, das Wetter ist übrigens sehr gut, so um die 20° und Sonnenschein. Jetzt geh ich erstmal zum Meer und guck mich was in der Stadt um.

Schlag ins Wasser

Und schon geht es wieder fröhlich weiter Richtung Norden, das Ziel heißt dieses mal Aomori (grüner Wald, wobei es auch blauer Wald heißen könnte, die Farbe "aoi" ist da etwas flexibel). Ich werde damit mein nördlichstes Ziel meiner Reise erreichen und ich hoffe trotz der Nördlichkeit auf besseres Wetter als gestern in Sendai. Da hat es nämlich, welch Überraschung, ich hatte ja nur einen Ausflug geplant, mal wieder wie aus Eimern geschüttet. Eigentlich hatte ich vor mir die Bucht von Matsushima anzusehen, die als einer der schönsten Gegenden Japans gilt. Nur war davon nichts zu sehen gestern. Ich bin mit dem Zug zum nächstgelegenen Fährableger gefahren, in der Hoffnung, das Wetter würde sich etwas bessern. Aber nichts dergleichen, weiter Bindfadenregen, heftiger Wind, alles grau in grau. Da die Fährfahrt auch mal rund 10 Euro gekostet hätte, beschloß ich, dass das zwecklos und Geldverschwendung wäre und kehrte durchnässt (meine Hose zumindest, meine Schuhe waren auch nass, aber da kam nix durch, gute Investition) wieder nach Sendai zurück.

Und was macht man so, wenn es nicht so läuft, wie man es gern hätte und Zeit tot zu schlagen hat? Klarer Fall: Frustshopping! Aus dem Bahnhof raus gab's direkt ein Anlaufziel, ein "Loft" (ein Kaufhaus wie bei uns Kaufhof, Karstadt etc.), der neben einem HMV und einem Muji vor allem eins hatte: ein Village/Vanguard! Diese Kette hatten Martin und ich beim letzten mal zufällig in Fukuoka entdeckt. Die Läden sind vollgestopft mit lauter Dingen, die man nicht wirklich braucht: Scherzartikel, Spielzeug, ungewöhnlich Musik, Bücher und Manga und für mich immer ein beliebtes Ziel: die Holga-Abteilung. Das sind ähnlich wie Lomo ungewöhnliche und billige Kameras, von ganz miniklein (hatte ich beim letzten Mal schon gekauft) bis zur Luxusausführung mit Farbblitz, Filtern und Ministativ. Ich hatte überlegt mir mal die Standardausführung einer Holga zu holen, die mit 120er Rollfilm arbeitet (gibt auch Adapter für 35mm Film und Polaroid), aber ich entschied mich dann für eine "Golden Half"-Kamera, ein Halb-/Hochformatkamera und einen dazugehörigen Blitz. Da diese Kamera auf einem 35mm Film nur die Hälfte belichtet, kann man damit doppelt so viele Fotos machen, mit dem beiliegenden 24er als 48 Fotos. Ich bin mal sehr gespannt auf die Bilder, die da rauskommen.

Weiter ging es dann in die Einkaufsarkaden. Ein Großteil der Innenstadt durchzieht eine ziemlich große überdachte Fußgängerzone. Bei dem Mistwetter war das natürlich optimal. Und wieder fand ich diverse Läden, die ich in Tokyo auch schon besucht hatte - nur waren die hier besser ausgestattet! Zum Beispiel der ABC Schuhladen, eine Riesenauswahl... und ich war wieder kurz davor die Adidas Grün zu kaufen, halber Preis, Statt ursprünglich rund 65 Euro jetzt 35 Euro. Und ich überlege noch lange, tss... Nein, ich hab sie stehengelassen. Das Geld hab ich dann in einem Videospielladen gelassen, wo ich "Rythm Tengoku Gold" und "Taiko no Tatsujin DS" gebraucht kaufen konnte. Das geile ist ja: man kann Gebrauchtware kaum von Neuware unterscheiden, in 1A Zustand.

Wo ich auch wieder gelandet bin, war in der Spielhalle, wo ich noch ein paar Runden "jubeat" eingelegt habe. Jetzt wo ich den e-Amusement Pass habe und somit meine Fortschritte gespeichert werden, wird das ganze noch süchtigmachender. Ich kann neue Lieder freischalten und andere Gimmicks und kann in höhere Level aufsteigen. Wie gesagt, macht süchtig. In einer anderen Spielhalle hab ich dann noch Guitar Freaks V Infinity-was-weiß-ich ausprobiert. Aber "Guitar Hero" ist einfach wesentlich besser, es fühlt sich wesentlich "echter" an. Von der besseren Musikauswahl ganz zu schweigen, wobei ich ein paar J-Rock-Sachen auch gerne bei Guitar Hero hätte.

Irgendwann war es dann auch Zeit etwas zu essen und so kehrte ich in das nächstbeste kleine Restaurant ein, das damit warb, das Menu auch in Englisch zu haben. Drinnen saßen zwar nur ein paar Ommas (hatte vielleicht auch etwas mit der Uhrzeit zu tun, 16 Uhr), aber egal. Ein kleines Menu aus Tenpura-don (frittierte Garnele und Gemüse auf Reis) und Udon (dicke Nudeln in Suppe) bestand. Dazu gab es wie üblich ein Glas Wasser und eine Tasse heißen Tee, alles auf Anfrage nachfüllbar (wie gesagt, wann, Deutschland, ach vergiss es). Ich musste keine 5 Minuten warten, da stand alles auf dem Tisch, alles sehr lecker und mit rund 7 Euro auch nicht wirklich teuer.

Ach, wo wir grad beim Essen sind, bei McDonalds gibt es momentan den BigMac für 200 Yen, also rund 1,20 Euro. Normalpreis ist 640 Yen, knapp 4 Euro. (Damit ist Mikas Frage jetzt auch geklärt)

Auf dem Weg zurück zum Ryokan kam ich noch an der Sendai Mediathek vorbei. Das ist eine Mischung aus öffentlicher Bibliothek, Museum und Kultur- und Bildungszentrum. Im Eingangsbereich gibt es einen sehr interessanten Nadiff-Shop, wo es neben diversen Büchern und Zeitschriften über Architektur und Kunst auch einige interessante Designdinge zu kaufen waren, zum Beispiel T-Shirts, Taschen, Flipflops usw. Im Bibliotheksbereich gab es auch zwei englischsprachige Tageszeitungen zu lesen, wo ich dann auch endlich mal Klarheit bekam, warum sich hier Sumooffizielle ständig eim Fernsehen entschuldigen: der russische Top-Sumoringer Wakanoho hat sein Portmonee verloren und darin war eine "russische" Zigarette. Offensichtlich ist es dort üblich in die Zigaretten eine Ladung Marihuana reinzumischen. Dummerweise fand man bei der Durchsuchung der Sumoringerunterkünfte noch ein Pfeifchen und nochn büschen Gras. Das geht natürlich ü-ber-haupt-nicht! Neben dem schweren Regen und natürlich dem Flugzeugabsturz in Madrid _die_ Nachricht derzeit in Japan. Na gut, wenn nicht schon wieder jemand eine Medallie gewinnt (oder verliert, Schlaaand!).

Im nächsten Stockwerk, in der Gallerie gab es dann eine Ausstellung, Thema war irgendwas mit Kunst und die Stadt. Kostete aber Eintritt und da ich schon diverse Stunden wieder rumgelatscht war, fehlte mir auch die Motivation. Schade, hätte ich das mal früher gewusst.

Wieder im Ryokan angekommen ging's erstmal ins Bad. Hier ist das Bad relativ klein, am ersten Abend stand ich erstmal wie Hein Blöd nackt in der Gegend rum und musste warten, bis einer der drei Waschplätze frei wurden. Und ich kann euch sagen, die Japaner sind sehr gründlich bei der Wäsche vor dem Bad. Dieses Ryokan hat auch nicht so ein typisch japanisches Bad, sondern ein Jacuzi. Keine Ahnung was da toll dran sein soll. Wirklich entspannt rumliegen konnte ich da zumindest nicht (insbesondere, wenn da noch einer mit drin ist). Immerhin hatte ich gestern das Bad für mich allein und konnte mir ordentlich Zeit lassen.

Nicht allein war ich aber offensichtlich sonst. Eine Gruppe Schüler hatte sich wohl einquartiert und die liefen ständig durch die Gänge. Einer der wenigen Nachteile dieser Unterkunft, es war recht hellhörig. Als ich aber um halb zwölf ins Bett ging, war es relativ ruhig.

Heute morgen ging es dann ans auschecken. Gestern hatte ich etwas zu viel ausgegeben und hatte nicht genug Bargeld am Mann. Aber Visa sollte kein Problem sein, also Bitte sehr. Tja, was dann folgte war eine Viertel Stunde herumprobieren, hier Knopf drücken, da was eingeben, mit dem eCash-Terminal-Anbieter telefonieren, wie auch immer: irgendwie wollten die meine Kreditkarte nicht. Dann bin ich halt fix um die Ecke zur Post geflitzt und hab da noch etwas Geld abgehoben. Doof ist nur: ausgerechnet jetzt scheint sich meine Bankkarte zu verabschieden, die hatte schon vorher mal 5 Versuche gebraucht, bis der Automat sie annahm. Zum Glück hab ich noch eine Ausweichkarte dabei, die ich allerdings nur im Notfall brauchen wollte. Naja, ist ja ein Notfall. Also wieder zurück, für die Mühen entschuldigt, im Gegenzug entschuldigt sich die Besitzerin noch für den Lärm der Schüler, ein kurzes Schwätzchen über das nächste Ziel und dann verabschiedet und zum Bahnhof.

Am Bahnhof habe ich mir, nachdem ich mein Zugticket hatte, erstmal das übliche Ekiben besorgt. Spezialität Sendais: Gyutan, Kalbszunge. Hab ich vorher noch nie gegessen, sah aber lecker aus, also ab dafür. Schmeckt übrigens sehr gut, festes Fleisch (kein Wunder, ist ja fast nur gut durchtrainierter Muskel) und ordentlich gewürzt, bei den Beilagen gab es sogar ein paar Pepperoni! Schärfe gibt es, mal vom Wasabi abgesehen, in Japan eher seltener.

So, mittlerweile sitze ich im Intercity nach Aomori, in einer halben Stunde bin ich da. Dann muss ich erstmal nach einer Möglichkeit suchen ins Internet zu gehen. Ich hab nämlich total vergessen auszudrucken, welches Hotel ich reserviert habe und jetzt muss ich erstmal noch meine Mails checken und das nochmal nachschauen. Irgendwie sollte das ja hinzukriegen sein.

21.8.08

City of Trees

(Version 2.0 mit Bildern)

In Sendai bin ich jetzt also angekommen. Nachdem ich aus dem Zug raus war, hieß es erstmal die U-Bahn finden. Na gut, kein großes Problem, wenn es nur eine Linie gibt, man muss halt nur die richtige Richtung finden (Ja, hab ich geschafft). Der Weg zum Ryokan (traditionelle japanische Herberge) war auch recht einfach zu finden, da Sendai wie mit dem Lineal aufgebaut ist. Und das nicht erst seit dem Wiederaufbau nach dem Krieg, sondern schon seit seiner Blütezeit im 17. Jhd. Im Ryokan war die Dame am Empfang sehr erfreut ob meiner Japanischkenntnisse, aber da sie die Funktion von Airconditioning, Fernseher usw. selber vorgeführt hat, hätte es auch diese Kenntnisse nicht gebraucht. Aber angenehm ist es schon.

Am Zimmer gibt es überhaupt nichts auszusetzen, ziemlich groß, picobello sauber und den üblichen Annehmlichkeiten ausgestattet. Die Lage ist auch okay, nicht direkt im Zentrum, aber wie ich feststellen konnte, ist hier alles recht kompakt, also auch kein großer Weg zum Bahnhof und ins Zentrum.

Nachdem ich also im Ryokan eingecheckt war, hab ich mich mal aufgemacht, die Stadt zu erforschen. Von der Touristeninfo hatte ich eine Karte bekommen und das interessanteste schien mir die Überreste von Sendais Burg aufzusuchen. Das Wetter war ganz angenehm, nicht zu heiß und bewölkt. Unterwegs bin ich dann zum ersten Mal auf den Gründer Sendais, Date Masamune, gestoßen - und zwar auf der Rückseite eines Straßenschilds:

Der Weg zur Burg (bzw. das was von ihr übrigblieb, die wurde während den kulturellen Umwälzungen der Meiji-Zeit zerstört) geht ein gutes Stück bergauf und ein bißchen durch die Wälder. Spätestens da wird einem klar, warum Sendai als Stadt der Bäume gilt. Die Hauptstraßen sind größtenteils Alleen, es gibt große Parks und den Wald in der Nähe. Oben angekommen gibt es außer ein paar Mauerresten und rekonstruierten Wachtürmen nicht wirklich viel zu sehen. Mal abgesehen von der guten Aussicht auf die Stadt...

Und der Statue für den Gründer Date Masamune:

Mittlerweile war es schon nach 17 Uhr, die Museen somit geschlossen und dort oben nicht mehr viel zu tun. Außerdem wird es hier ziemlich flott dunkel (so um 19 Uhr ist es hier duster), also mal runter in die Stadt, mal sehen was die sonst noch zu bieten hat. Machen wir es kurz: ein Shoppingtraum (und somit ein Alptraum für mein Konto). Unter anderem habe ich einen großartig ausgestatteten graniph-Shop gefunden und zu viel Zeit bei HMV verbracht. Mit dem Ergebnis, dass ich schon wieder ein neues Shirt und 5 neue CDs... obwohl ich nicht mal eine Möglichkeit dabei habe die abzuspielen, der eeePC ist in dieser Hinsicht etwas nachteilig.

Falls es jemanden interessiert: "Rest and be thankful" von Stapleton, "Chemical Chords" von Stereolab, eine Envy / Jesu-Split CD, eine Offminor / Killie-Split CD (eigentlich nur wegen der Verpackung...) und zu guter Letzt "kannichnichtschreibenistjaisländischdasneuealbumaufjedenfall" von Sigur Ros. (Ich hatte auch Links zu den jeweiligen Bands fertiggemacht, aber weil das Pissinternet hier grad rumspackt, sind die jetzt weg. Müßt ihr halt selber suchen, haben alle Myspace-Seiten)

Von diesem Eindruck her find ich Sendai ziemlich super. Auf dem Weg zurück zum Hotel kam ich auch noch an ein paar sympatisch aussehenden Lokalen vorbei. Find ick juut hier. Mehr gibts morgen, ich geh jetzt erstmal ins Bett. Bzw in den Futon...

Sei kein Rettich!

Auch wenn es in Japan bei weitem nicht so schlimm ist, mit dem Mangel an Benehmen, wie zu Hause in Deutschland (bisher hab ich nur einmal einen Klingelton gehört, einmal hat einer telefoniert und einmal lief Musik vom Handy, aber das waren Italiener), aber es schadet ja nicht immer mal darauf hinzuweisen, was man doch bitte zu unterlassen habe. Und wie immer in Japan wird das ganze mit niedlichen Charakteren erklärt, in diesem Fall mit Gemüse. Die braven Tomaten und Kartoffeln werden von Rüpelrettichen böse belästigt!

Gefunden, wenn ich mich recht erinnere, am Bahnhof von Matsumoto. Wo mir wieder einfällt, die Ansagerin hat immer wenn ein Zug einfuhr und die Leute ausstiegen den Bahnhof mit "Matsumotoooooo! Matsumotoooooooo!" angesagt (hier ein Youtube Video, wo man das hören kann). Kann man bestimmt einen prima Technotrack draus machen...

20.8.08

Why does it always rain on me?

So, das erste mal Shinkansen auf dieser Reise. Und auch wenn's schnell geht, vom Komfort saß ich hier schon in besseren Zügen. Könnte aber auch an der Strecke liegen, auf jeder Linie fahren ja verschiedene Typen von Shinkansen. Wie auch immer, vorhin setzten sich zwei offensichtlich Tokyoter Mädels neben mich und ich lege mir schon mal mental die Sätze zurecht, die ich aufsagen will, wenn ich aussteigen muss. Ich steige nämlich schon etwas früher um in eine andere Linie und muss natürlich sehen, dass ich den beiden nicht meinen Rucksack auf den Kopf fallen lasse. Mit den ganzen Souvernirs wird der Rucksack auch immer voller. Ich glaub ich muss unterwegs mal etwas weitergeben.

Und mit Souvenirs habe ich auch eine gute Überleitung zurück nach Obuse. Nachdem ich den x-ten Andenkenladen auf der Flucht vor dem Regen aufgesucht hatte, wollte ich mich auf den Weg zurück zum Bahnhof machen. Mittlerweile nagte aber auch ein wenig der Hunger an mir und mit der Empfehlung des Reiseführers, sich nicht eine der Spezialitäten Obuses entgehen zu lassen, kehrte ich in das nächste, sympathisch aussehende Restaurant ein. Dort gab es Soba (Buchweizennudeln) in verschiedenen Varianten. Ich wurde zu meinem Platz gebracht, kriegte ein Glas Wasser (wann setzt sich das eigentlich mal in Deutschland durch?) und entschied mich für Tororo Soba und Apfelsaft. Von Tororo hatte ich mal in der Serie "Osen" gesehen und jetzt wollte ich das auch mal probieren. Tororo ist eine Art Yamswurzel und wird gerieben als Brei gereicht. Wie bei so vielen "Beilagen" in Japan schmeckt es nicht nach viel, wirkt aber frisch zusammen mit Soba. Die werden übrigens kalt serviert und einfach in eine Soße getunkt und dann gegessen. Ein typisches japanisches Sommergericht. Ach, der Apfelsaft war übrigens auch sehr lecker.

So gestärkt ging es dann wieder raus in den Regen, aber bis zum Bahnhof war es nicht mehr weit. Fahrkarte gezogen, ab in den Zug und zurück nach Nagano. Dort angekommen, hieß es erstmal "Halt!" von Fahrkartenkontrolleur. Bin ich doch glatt den Expresszug ohne Zuschlag gefahren! 100 Yen in die Hand gedrückt und gut war's. War aber auch nirgendwo erkennbar, dass es da einen gesonderten Tarif gab, naja, ging ja glimpflichst aus.

Weil es noch recht früh am Tag war (so um 15 Uhr) dachte ich mir, mich einmal in Nagano umzusehen. Aber da es immer noch regnete bin ich erstmal ins nächstgelegene Geschäft und hab mir einen Regenschirm besorgt. Als ich aus dem Laden wieder rauskam schüttete es dann aber wie aus Eimern, ach, was sag ich, Fässern. Da war mir dann auch die letzte Lust vergangen, ich bin wieder zum Bahnhof und zurück nach Matsumoto. Dumm gelaufen, so ein Dauerregen kann einem schon ordentlich den Spaß vermiesen.

Wie schwer die Regenfälle waren, konnte ich in den Nachrichten sehen, denn die Topnachricht kam zur Abwechslung mal nicht aus Peking, sondern aus den nahegelegenen Nordalpen, wo es einen ordentlichen Bergrutsch gab. Zwei Bergführer werden vermisst, wenn ich das richtig interpretiert habe, da fehlt mir noch ein Stück weit Japanisch.

Mittlerweile habe ich übrigens den Zug gewechselt, jetzt sitze ich in einem Doppeldeckershinkansen neuerer Bauart. Durch die Doppeldeckerbauweise sind allerdings die Gepäckablagen etwas niedriger und so passt mein Rucksack da nicht rein. Zum Glück ist neben mir (noch) frei und so kann ich mein Gepäck einfach auf den Platz neben mich stellen. Aber jetzt erreichen wir schon den nächsten Bahnhof, ich hoffe die Plätze bleiben frei... Jetzt nutze ich die Zeit bis Sendai erst einmal für ein Nickerchen. Das Geschaukel im Zug macht einen sooo müde.

19.8.08

Äh, wo war ich stehengeblieben?

So, wo war ich zuletzt? Ach, im Zug nach Matsumoto. Und da bin ich jetzt auch, aber morgen schon wieder weg. Und heute noch in in Obuse. Da kommt man schon mal etwas durcheinander. Also, nochmal zurück zu gestern... (zum Tippen gibt es nebenbei Bierchen, Senbei und London Hearts)

Ich bin so um 14 Uhr in Matsumoto angekommen und gleich erstmal den Weg zum (glücklicherweise) nahegelegenen Hotel. Aber für den Check-in war ich halt immer noch eine Stunde zu früh. Also Gepäck dort gelassen und ab in die Stadt. Die macht einen recht relaxten Eindruck, es gab sogar den ersten Japaner, der mich einfach so angequatscht hat (Verlauf des Gesprächs ungefähr "Guten Tag" - "Guten Tag" - "Pass auf dich auf, es ist ziemlich heiß" - "Nicht wahr, danke für den Hinweis" - "Also, alles Gute!" - "Danke, bis bald!"). Unterwegs noch bei der Post gewesen (da gibt es immer einen internationalen Bankautomaten) und nach knapp einer halben Stunde war ich dann an der zentralen Sehenwürdigkeit angelangt: dem Schloß.

Das Schloß von Matsumoto gehört zu den ältesten original erhaltenen und damit das auch noch länger so bleibt, heißt es am Eingang: Schuhe aus (und ab in diese Plastiktüte hier und mit rumgetragen)! Was im Verlauf des Rundgangs ein wenig knifflig war, denn die Treppen im Schloß sind teilweise übelst steil mit riesigen Stufen. Nebenbei gab es noch jede Menge Originalfeuerwaffen aus dem 16. Jhd. zu sehen. Da wurden ganz schöne Kaliber herumgewuchtet, damals. Je weiter es nach oben ging (das Schloß hat 6 Stockwerke) wurden auch die Schlangen vor den Treppen immer länger, es war nicht soooo voll, aber schon mehr als genug für so ein kleines Schloß.
Ganz oben angekommen blieb dann nicht viel Zeit die schöne Aussicht zu genießen, denn man wurde von den nachrückenden Menschenmassen ganz unauffällig zum weitergehen aufgefordert.

Wieder zurück am Hotel konnte ich dann auch einchecken. Das Gepäck war netterweise schon auf dem Zimmer. Das Hotel hat zwar seine besten Tage auch schon hinter sich, aber mit der Lage, Preis und Service eigentlich voll in Ordnung. Und vor allem: im obersten Stockwerk gibts das große Bad und für sowas bin ich ja immer zu haben (wenn es sauber ist, wie in diesem Fall, 1A). Bevor ich da aber rein bin, ging's noch mal zurück in die Stadt und... naja, shoppen halt. In diesem Fall bei Muji, wo ich mir ein neues Minihandtuch gekauft habe (hab mein altes ja im Okinawa-Izakaya vergessen...) und jede Menge Snacks und Süßkram, da ist bei Muji hier eine ziemlich große Auswahl vorhanden und vor allem sind die Sachen bei Muji hier auch bezahlbar (bei dem in Düsseldorf bezahlt man gerne mal mindestens das Doppelte als den Yenpreis).

Wieder zurück also ins Bad, noch etwas ferngesehen und geschlafen, denn heute ging es früh raus. Zum einen stand ein Ausflug auf dem Programm und zum anderen gibt es das Frühstück nur bis 9 Uhr. Beim Frühstück gab es die Auswahl zwischen westlichen und japanischen - ratet mal wofür ich mich entschieden habe. War auch okay so, nix weltbewegendes, aber vermutlich besser als das westliche.

Es ging also auf nach nach Obuse. Dafür musste ich erstmal nach Nagano (na, woher kennt man das?) und dann weiter mit der Bimmelbahn. Je näher man nach Obuse kam, um so mehr wichen die Reisfelder Apfelbaumplantagen, Kastanienwäldern und Wein... äh, feldern. Dafür ist die Gegend wohl bekannt. Was man dann auch in Obuse zu sehen kriegte, denn dort wimmelt es von kleinen Geschäften, die Produkte aus Kastanien, Äpfeln und Trauben verkauften.

Aber deswegen war ich nicht da, ich wollte ins Hokusai-Museum. So ziemlich dürfte ja das Bild mit der Welle kennen (zumindest alle, die schonmal in meiner Küche waren). Und das hing dort neben anderen schwer beeindruckenden Werken Hokusais verschiedener Phasen und Stile, Skizzen, Tuschezeichnungen und Holzschnitte. Übrigens gab es auch die 11 einzelnen Schritte zu sehen, aus denen sich die Welle zusammensetzt. Höchst interessant!

Wieder draußen... es hatte vorher schon geregnet, aber mittlerweile hatte es sich ordentlich eingeregnet. Und ich hatte keinen Schirm dabei. Also auf dem Rückweg von Laden zu Laden gehüpft und dabei nebenbei noch Souvenirs gekauft, wie Kastanienbonbons, Apfelküchlein und... frittierte Grashüpfer. Die hat mir der Typ an einem Verkaufsstand zum probieren angeboten. Und die schmecken in der Tat echt gut. Feiner Snack zum Bier. Muss jeder zu Hause mal probieren, bringe ich mit!

So, und jetzt bin ich zu müde weiter zu schreiben. Morgen hab ich ja ne lange Zugfahrt, da bleibt genug Zeit dafür. Ihr müsst euch also ein bißchen gedulden, ich hoffe ihr schafft das so gerade noch...

18.8.08

I'm on a train

(Soundtrack zu diesem Eintrag: On a train von Eskobar)

Meine Zeit in Tokyo ist für's erste vorbei, jetzt beginnt die Nomadenphase, alle 2 Tage geht's woanders hin. Unterwegs im Zug bleibt mit immerhin die Zeit, mal in Ruhe zu tippen, in Tokyo war das angesichts der ständigen "Termine" etwas "stressiger".

Ich wollte ja noch vom gestrigen Tag berichten. Nachdem es hier ja ständig ziemlich heiß war (30°C+, auch nachts gab es wenig Abkühlung), gab es gestern einen regelrechten Absturz was die Temperaturen angeht. Fast 10°C kühler, mit 25°C also ziemlich erträglich. Leider hat es dazu auch fast ständig genieselt, wenn nicht sogar amtlich geregnet. Ausgerechnet bei diesem Wetter also machten sich Miho und ich also auf nach Kamakura, dort wohin der Tokyoter fährt, wenn er einen Tag am Meer haben möchte.

Aber nicht nur Strand gibt es dort, sondern auch eine Menge Tempel und Schreine, denn im 12. Jhd war Kamakura für kurze Zeit das militärische Zentrum Japans. Der damals dort herrschende Feldherr war ein Förderer des Zen-Buddhismus und so förderte er die Errichtung von religiösen Orten, die von aus China geflüchteten Priestern gegründet wurden. Im Reiseführer wurde zwar davor gewarnt, dort am Wochenende vorbeizuschauen, aber offensichtlich hatte das Wetter leicht abschreckende Wirkung. Es war zwar einiges los, aber nicht so schlimm, das man sich nicht alles in Ruhe ansehen konnte.

In Kamakura angekommen, machten wir uns erst einmal auf zum Hachiman-gu-Schrein auf. Links und rechts des Eingangs waren zwei Teiche angelegt, die voll mit riesigen Lotusblätter und -blüten waren. Schöner Anblick.

Auf dem Platz vor dem Haupt-Tempel/Schrein tummelte sich ein Schwarm Tauben. Und das war ein ziemlich abgezockter Haufen, nicht so schreckhaft wie bei uns, wo man nur "Buh!" machen muss und schon sind sie weg. Wesentlich schreckhafter zeigten sich da schon insbesondere die jungen Japanerinnen. Wenn sich der Schwarm auf ein paar Mädels zu bewegte, gab es immer ein großes Gekreische. Manchmal hob der ganze Schwarm dann auch ab und drehte eine Platzrunde, allerdings nur ganz knapp über die Köpfe der Besucher. Man konnte die Flügelschläge förmlich im Nacken spüren.

Wie ich später dann feststellte, sind die Tauben so etwas wie das Maskottchen von Kumakura. Es gibt Geschäfte voll mit Keksen, anderen Süßigkeiten und sonstigem Tinnef in Taubenform. Putzig.

Oben am Tempelschreinwasauchimmer angekommen, haben Miho und ich dann noch so eine Art Horoskop gezogen. Dazu schüttelt man ein Kästchen, in dem Holzstäbe stecken. Durch ein kleines Loch zieht man einen dieser Stäbe heraus, auf dem dann eine Nummer steht. Dann erhält man dann sein Schicksal/Horoskop aus dem Kästchen mit der entsprechenden Nummer. Ich hatte wohl den Jackpot und das "bestmögliche" gezogen. War übrigens auch verständlich, denn für die Gaijin gibt es das ganze dann auch auf Englisch (auf rosa Papier anstatt weißem...). Damit sich das Schicksal und die damit verbundenen Wünschen erfüllen, knotet man den zusammengefalteten Zettel dann an eine Art Wäscheleine.

Nachdem so also für eine gute Zukunft gesorgt war, machten wir uns auf Richtung Strand. Leider nieselte es noch immer lustig vor sich hin und der Himmel sah auch nicht danach aus, als würde es Anstalten machen damit aufzuhören. Am Strand angekommen bekamen wir erst einmal Livemusik zu hören. An einem der zahlreichen Buden der Strandpromenade spielte eine Band zünftige Surfmusik (dat Pulp Fiction-Dingens zum Beispiel). Trotz des relativ schlechten Wetters war einges los am Strand. Sauber aufgeteilt nach Schwimmer- und nicht-Schwimmer-sondern-stattdessen-Windsurfen-und-Jetski-Bereich. Der Sand am Strand ist übrigens ziemlich dunkel, ich gehe mal von vulkanischem Ursprung aus. Ziemlich weit entfernt von weißem Sandstrand.

Miho und ich stellten unsere Füße mal kurz ins Meer (warm ist anders...) und nahmen dann in einer der Strandbuden Platz für die Mittagspause. Mihos Mutter war so nett und hatte uns zwei Dosen Bier mitgegeben. Klar, der Deutsche muss ja immer Bier trinken. Ich hatte dann dort eine Portion Ramen und Miho ein ziemlich mickrige Portion Yakisoba (auch in Japan gibt es Abzocke).

So gestärkt machten wir uns dann auf den Weg zum Daibutsu, dem großen Buddha von Kamakura. Trotz eines kleinen Umwegs fanden wir auch den Weg dorthin. Uns erwartete eine ziemlich beeindruckende, über 10 Meter hohe Bronzestatue, die seit über 500 Jahren dort Wind und Wetter widersteht, nachdem ein Tsunami den um ihn herum errichteten Tempel fortgerissen hatte.

Man konnte sogar einen Blick in das innere des Buddha werfen, ich musste mich ganz schön bücken um mir am Eingang nicht den Kopf zu stoßen. Ach, und damit man im Inneren auch etwas sehen kann, hat der gute auch zwei Fenster im Rücken:

In einem Raum neben dem Buddha hingen auch "seine" Strohsandalen, in passender Schuhgröße versteht sich. Alle drei Jahre werden diese von Schulkindern neu geflochten.

Danach war es dann wieder Zeit für den Rückweg nach Tokyo. Da es noch recht früh am Abend war, beschlossen Miho und ich noch in einem Izakaya vorbei zu schauen. In der Nähe des Bahnhofs von Ueno gibt es da einiges zur Auswahl, Miho führte mich in ein Okinawa-Style-Izakaya. Man musste sich erstmal bücken, um überhaupt reinzukommen und dann, na klar, Schuhe aus. Das Interieur war ziemlich... erdig, im wahrsten Sinne, denn die Wände waren mit Lehm verkleidet. Aber sehr gemütlich und atmosphärisch. Da ich a) von der Küche Okinawas keine Ahnung habe und b) die Karte eh nicht lesen konnte durfte Miho dann die Auswahl treffen. Neben den Getränken (ich hatte irgendwas mit sowas-wie-Grapefruit-gibts-nur-in-Okinawa-Sour-Longdrink)gab es also diverse Kleinigkeiten zu essen. Mal sehen, was ich noch zusammenkriege... ein leckerer Eintopf mit Schweinefleisch, Lotus, Konyakku, und anderem Gemüse; Seetrauben (wie Trauben, nur aus dem Meer, eigentlich ohne viel Eigengeschmack, mit Soße aber lecker und erfrischend); Champloo (Tofu, Gemüse und Co); karamelisierte Bohnen; Soba... so viele diverse Dinge, aber alles sehr lecker.

Übrigens sehr unterhaltsam ist immer der Chor der Kellner, jedes Mal wenn jemand hereinkommt gibt es aus allen Kehlen ein herzliches "Irishaimase!", natürlich auch einen Abschiedsgruß, wenn man geht. Als wir unsere Getränke bekamen, wartete die Kellnerin im Hintergrund, dass wir uns zuprosteten, um darauf einen "Otsukare-sama deshita!" (Danke für die gute Arbeit) Chor anzuleiern. Im Laufe des Abends wurde plötzlich das Licht gedimmt und in einer Durchsage wurde mitgeteilt, dass der ehrenwerte Besucher an Tisch XY heute seinen Geburtstag feiert. Woraufhin die versammelten Kellner ein Geburtstagslied anstimmten, selbst Miho war davon überrascht und hat sich gekugelt vor lachen. Lichtjahre besser als dieses ewige Stevie Wonder-"Happy Birthday"-Runtergeleier.

Irgendwann war dann auch alles aufgegessen und ausgetrunken, Miho war müde (sie muss ja heute auch schließlich arbeiten) und so verabschiedeten wir uns. Ich machte mich zurück zum Hotel (und stellte unterwegs fest, dass ich mein kleines Handtuch im Izakaya habe liegenlassen...) und hab mal angefangen zu packen. Mit einer Dose "Edelpils" (von Sapporo, wird mit deutschen Braumeistern im Fernsehen beworben) vor dem Fernsehen endete dann der letzte Tag in Tokyo. In einer Stunde bin ich dann in Matsumoto, im Herzen der japanischen Alpen. Bergigen Ausblick gibt es auf jeden Fall jetzt schon.

17.8.08

Kann ich nicht noch was bleiben?

Tscha, das ging jetzt flott, das ist schon der letzte Abend in Tokyo. Ursprünglich sollte es ja morgen nach Obuse weitergehen, aber nach dem Gespräch neulich im Flieger habe ich mich spontan entschieden, in Matsumoto zu stoppen. Von dort kann ich dann auch mal einen Tagesausflug nach Obuse machen.

Aber das ist ja morgen, erstmal das heute (und gestern). Gestern hab ich es dann irgendwann nach Mittag geschafft, mich aufzuraffen und raus zu gehen. Erstmal zum Bahnhof von Ueno, wo ich meinen Gutschein für den JR Pass gegen einen "echten" eingetauscht habe. Was zum Glück recht flott von sich ging, beim letzten Mal im Bahnhof von Tokyo saßen wir glaube ich ne gute halbe Stunde rum.

Anschließend ging es nach... puh, ich vergess das immer, Monzen-nakacho heißt die Station, ich glaub das ist Fukugawa, wo es ein Matsuri (Fest) gab, das sich im wahrsten Sinne des Wortes "gewaschen" hat. Im Laufe dieses Festes tragen verschiedene Gruppen unter großem Hallo und Anfeuerungsrufen Schreine durch die Straßen und die Dinger sehen wirklich schwer aus. Und weil es ja ordentlich heiß ist, werden die Träger regelmäßig ordentlich mit Wasser bespritzt. Ich hab Fotos gemacht, aber irgendwie will die meine Kamera nicht rausrücken...

Ach, übrigens fand dieses Schreingeschleppe natürlich mitten auf einer gut befahrenen Straße statt, die Autofahrer mussten also schön aufpassen, dass sie nicht in so eine Gruppe rauschen. Drumherum gab es noch die üblichen Sachen, die es bei so einem Natsumatsuri (Sommerfestival) halt so gibt: diverse Essenstände mit Yakitori, Yakisoba, Takoyaki, Okonomiyaki, Eis in diversen Varianten, kandiertes Obst, Zuckerwatte, Goldfischangeln, Schießbude usw usf. Zentrum war der örtliche Schrein, wo es auch Zeremonien aller Art gab. Und dazu noch Mädels in Yukata, alles was da sein muss.

Doof war nur: es fing an wie aus Eimern zu regnen. Die Schreinträger ließen sich davon nicht stören, die waren eh schon klitschnass und dieses Fest findet laut meinem Reiseführer auch nur alle 3 Jahre statt. War auf jeden Fall höchst interessant.

Danach bin ich noch weiter Richtung Ebisu. Eigentlich wollte ich mir mal Meguro ansehen, aber leider war es schon so spät und ich hatte ja noch eine Verabredung später am Abend. Also in Ebisu nur flott in den Yebisu Garden, wo man in dem dortigen Hochhaus bis in den 39. Stock fahren konnte. Schöne Aussicht von da oben, besonders nach dem Unwetter gab es einen recht dramatischen Himmel. Ich hab ein paar schöne Fotos, aber wie gesagt, die Kamera will grad nicht.

Am Abend war ich also bei Miho eingeladen. Sie wohnt relativ nah zu meinem Hotel, in einer Gegend hinter dem Ueno Park. Sie wohnt über einer Bäckerei, die ihren Eltern gehört. "Pain de Mie", falls mal jemand im der Gegend in Nezu ist. Die habe ich dann auch gleich mal kennengelernt, mein Gastgeschenk überreicht (Kölsch und Haribo...). Der Tisch war schon gedeckt, reichhaltigst und ohne langen Aufenthalt hieß es auch "Itadakimasu". Dazu gab's Fernsehen, klar Olympia. Kein Entkommen. War auf jeden Fall ein netter Abend, jetzt bin ich bei 2 Familien im Großraum Tokyo jederzeit willkommen. Zum Abschied gab's noch jede Menge Geschenke in Form von (huch!) Backwaren, schon mal Mitbringsel für zu Hause.

Für heute bin ich zu müde, da schreib ich morgen im Zug nach Matsumoto weiter. Vielleicht rückt dann die Kamera auch Bilder raus.

16.8.08

Sese Jones - Ramen zum Frühstück

Eine kurze Zusammenfassung der letzten 48 Stunden:

- Treffen mit Rebecca (Sprachkursmitschülerin) in Asakusa und Mittagessen in irgendeinem Familyrestaurant im obersten Stockwerk eines Omakaufhauses.

- Treffen mit Miho, Shopping in Ueno, kurzer Trip nach Roppongi, dort Besuch im neuen Kunstmuseum, bzw. dem Museumsshop, Blutvergiessen beim Totschlagen einer Mücke, endlich Herstellung der vollen Funktionstüchtigkeit des Mobiltelefons.

- Im Hotel rumlungern und relativ früh zu Bett gehen.

- Schlafen

- Aufstehen

- Weiterschwitzen (morgens um 10 Uhr: 33°C)

- erfolgloses Shopping in Akihabara und Ikebukuro.

- erster Test des jubeat-Automaten

- ein paar Blicke auf Street Fighter IV (sieht aus wie Street Fighter, nur mit neuer (extrem schicker) Grafik

- sehr wenige Blicke zum Vergleich auf Tekken 6 (sieht aus wie Tekken wie Tekken wie Tekken... booring!)

- Treffen mit Rei in Shinjuku, Besuch des Schwulenviertels, einer Bar dort, Kennenlernen von Rei's vielen (schwulen) Freunden, ein paar Bier ausgegeben kriegen.

- weiter nach Shibuya, ins "Womb" (jeiler Club, aber auch Gaijin-Abschleppschuppen) und zu Darren Emerson bis 5 Uhr tanzen.

- Ramen zum Frühstück und mit einem der ersten Züge zurück zum Hotel

- kurz schlafen

- duschen und endlich mal rasieren

- das hier schreiben

Pläne für den Rest des Tages: JR Pass eintauschen, einer Empfehlung von Mariko nachgehen, evtl. noch nach Meguro und heute abend bin ich von Mihos Familie zum Essen eingeladen. Jetzt muss ich aber mal los!

14.8.08

Etwas Haare schneiden

Ein schönes Beispiel für die lockere Mischung von Englisch und Japanisch:

Bedeutet ungefähr soviel wie "Ein wenig Haare schneiden", bezieht sich in diesem Falle aber darauf, dass man dort billigst seinen Cut kriegt.

Erste Inventur

Neben einem Fächer, den man hier wirklich braucht (wedelwedel, "Suzushiiii!") und einem taschentuchgroßen Frotteehandtuch (Schweiß-von-der-Stirn-wisch) hab ich wie bereits erwähnt ein paar Shirts gekauft, wie versprochen jetzt die Fotos. Zunächst mal das Keith Haring-Shirt:

Hier das Amano-Shirt, bzw. das Motiv in der Nahaufnahme, ist nicht so einfach zu erkennen:

Und dann noch das Tadoa Ando Shirt, zur Unterstützung der Sato Inland Sea Olive Foundation, die sich um die Wiederherstellung der Natur der Seto Inlandsee kümmert:

Heute hab ich dann auch noch Schuhe gekauft, diese schicken Slipper von Adidas:

Noch ist übrigens Platz im Rucksack, Bestellungen werden noch aufgenommen...

E for the effort, T for nice try

Wie gesagt, war ich gestern abend bei Familie Ishikawa nach Hause eingeladen. Mariko, die älteste Tochter, ist schon seit ein paar Jahren eine Brieffreundin und schon bei meinem ersten Japanbesuch wurde ich von der Familie fürstlich bewirtet. Diesmal also, passend zum Sommer, ein kleines Barbecue.

Ich traf Mariko am nächstegelegenen Bahnhof und von dort fuhren wir mit dem Taxi weiter. Angekommen gab's viel neues zu sehen. Nicht nur einen neugekauften Grill: nein, Papa Ishikawa hatte gleich das alte Haus (zumindest einen Teil) abgerissen und was neues hinbauen lassen. Alles eine Nummer größer als vorher. Platz auf dem Grundstück haben sie ja genug. Ich wurde erstmal ins Wohnzimmer vor den neuen Riiiiesenfernseher gesetzt, während sich der Vater um den Grill und Mutter und Tochter um die Vorbereitung des Essens kümmerten.

Tja, nur blieb das mit dem Feuer im Grill machen eher erfolglos. Nachdem das Feuer angezündet war überließ der Vater seinen Töchtern alles weitere. Die wedelten wie wild mit Fächern, aber wenn man eine geschlossene Platte drüber läßt, gibt das nicht viel mit dem Durchzug. Naja, groß einmischen sollte ich mich nicht, also machte die Mutter das einzig richtige, schmiß in der Küche die heiße Platte an und brutzelte dort das Grillgut. War auch lecker.

Während dem Essen (es kam ja ständig irgendwas neues dazu) unterhielten wir uns über diverse Dinge, z.B. erzählte der Vater, dass er neulich in Düsseldor (bzw. Mönchengladbach) auf Dienstreise war. Irgendwie kamen wir im Verlauf des Gespräch auf Nord- und Ostsee, worauf Mariko völlig überrascht reagierte: Deutschland liegt am Meer? Naja, bei so vielen Nachbarländern liegt es ja nahe zu vermuten, dass da kein Platz mehr für das Meer ist.

Irgendwann verschwand Saori (die jüngere Tochter) kurz zum Konbini, um Feuerwerk zu besorgen. Denn Sommerzeit ist in Japan Feuerwerkzeit. Allerdings, neben den großen öffentlichen Feuerwerken für den privaten Gebrauch eher kleines Zeugs für "auf die Hand". Schön isses trotzdem.

Ach ja, wusstet ihr eigentlich schon, dass japanische Kabelhersteller wegen der im Sommer allgegenwärtigen Zikaden (nehmt das Geräusch von Grillen, jagt es durch einen Verzerrer und verstärkt das Ganze zehnfach) ein Heidengeld machen? Irgendwie finden die Viecher Lichtfaserkabel total geil und knabbern fröhlich dran rum. Auf jeden Fall hat der Kabelhersteller, bei dem Papa Ishikawa angestellt ist, ein Zikadensicheres Kabel entwickelt. Und das muss jetzt natürlich überall benutzt werden, was bedeutet: ka-tsching!

Irgendwann war es dann Zeit, mich auf den Rückweg zu machen. Mariko und Saori brachten mich zum Bahnhof und erzählten mir unterwegs über die Gegend, die wohl laut Polizei als nicht wirklich sicher gilt, wegen der (Achtung!) Inder! Trotzdem kamen wir sicher am Bahnhof an und ich kam auch problemlos zurück zum Hotel. Und da sah ich dann im Fernsehen, wie man einen Grill richtig anfeuert. Hätten sie das mal früher gezeigt.

13.8.08

Mal etwas rumkommen

Während ich mich gestern "nur" in der näheren Umgebung aufgehalten habe, sprich auch ohne U-Bahn auskam, ging es heute mal etwas weiter. Am Vormittag ging es aber erstmal wieder Richtung Asakusa für ein bißchen Shopping. Im weiser Vorraussicht hab ich ja nur ein paar Shirts eingepackt. Und die Sammlung wurde dann heute etwas größer, denn bei Uniqlo (sowas wie Japans H&M) gab's ein paar schicke Exemplare zu kaufen. Einmal eins mit einem Keith Haring-Design, eins von Yoshitaka Amano und eins von, der Mann verfolgt mich jetzt wohl auf ewig, Tadao Ando. Fotos gibt es morgen, ich bin jetzt gerade mal zu faul.

Unterwegs bin ich auch mal über die Kappabashi Dougugai Dori geschlendet. Auf der Straße gibt es tonnenweise Geschäfte für Küchenbedarf. Ich glaub was es da nicht gibt, gibt es nicht. Ich mach mal ein Video drüber.

Weil ich eh in der Gegend war, bin ich mal wieder am Senso-ji vorbei und hab da was gegessen, was für den Sommer in Japan typischst ist: geschabtes Eis mit Sirup drüber. Wie Wassereis halt, nur süßer. Gibt's in verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Zitrone, Melone, Traube undundund. Bei der Hitze tut es echt gut, im Schatten zu sitzen und sich so einen Becher reinzulöffeln. Ach, beim Thema Eis fällt mir ein, in einem Konbini sah ich neulich Becher, die man kaufen konnte, in denen direkt Eiswürfel drin waren. Das Getränk seiner Wahl kann man dann selber reinfüllen.

Okay, hier im Fernsehen werden gerade Bikinimädels mit... viel Charakter... an den Füßen gekitzelt, während sie für irgendwelche DVDs Werbung machen. Sexy Sport Clips auf Japanisch.Und jetzt eine Talkshow, die von Schaufensterpuppen moderiert wird...

Wie auch immer, nach einer kleinen Erfrischungspause im Hotel ging es weiter nach Harajuku aka wo die schönen Menschen ihre Klamotten kaufen. Da wollte ich natürlich nicht nachstehen. Aber bei graniph hab ich diesmal nix gefunden, was ich unbedingt haben musste. Naja, ich hab ja dafür schon bei uniqlo zugeschlagen.

Aber auch sonst gab's ein paar interessante Sachen zu sehen. Zum Beispiel den Schreibwarenladen Delfonics in Omotesando Hills, mit sehr schick designtem Kram. Unter anderem auch mit dem Label "Büro" und dem Motto "Wir geben unser Bestes um die Qualität unserer Produkte weiter zu verbessern" (Ja, auf Deutsch). Oder Kalender mit dem Titel "Ein neues Leben". Aber wie gesagt, alles schick anzusehen. Im großen Modekaufhaus "La Foret" gab es zum einen zum 30sten Geburtstag von Space Invaders einige interessante Klamotten (zu "interessanten" Preisen) und eine Ausstellung aus dem BMX und Skateboardsektor namens "Beautiful Losers & Lightning Bolts", u.a. mit Bildern von Ed Templeton, Mike Mills und Harmony Korine.

So, über meinen Besuch bei Mariko und ihrer Familie und warum Japaner dringend Grillkurse brauchen (gab's eben im Fernsehen auch), da schreib ich morgen drüber. Will schlafen. Und morgen bin ich mal wieder verabredet. Gute Nacht!

12.8.08

Gaaanz locker!

Man hat es mir ja vorher gesagt, aber ich wollte ja nicht hören: es ist einfach mal richtig warm im Sommer in Japan. Empfindliche Personen würden vielleicht sogar von heiß reden, was vor allem an der hohen Luftfeuchtigkeit liegt. Nun ja, ich lieg jetzt hier auf dem Futon, habe den Fernseher nebenbei laufen, schlürfe lecker Chu-hi und knibbel Edamame. Auf jeden Fall ein entspannter Abend. Ein paar Sachen, die ich mir vorgenommen habe, z.B. Guthaben für das Prepaid-Handy zu kaufen. Doof nur, dass ich trotz neu geladenem guthaben immer noch nur empfangen, aber nix schicken bzw telefonieren kann. Merkwürdig.

Trotz der Hitze bin ich erstmal durch die Straßen Uenos gezogen, Check-in war erst um 25 Uhr möglich und ich war schon um 11 Uhr da. Wenigstens durfte ich mein Gepäck da lassen. Die Haupteinkaufsstraße ist die Ameyoko und da gibt es so ziemlich alles gibt und vor allem so ziemlich alles for sale. Neben Klamotten, Nahrungsmitteln, Uhren usw. hat mich vor allem das Schuhangebot dort hin gezogen. Eigentlich bin ich nur auf der Suche nach ein paar simplen Stoffslippern a la Vans. Aber dieses Angebot... schwer verführerisch. Ein paar Special Edition-Adidas hatten es mir angetan. Preis: 8000 Yen (momentan... knapp 49 Euro). Aber doch nicht gleich am ersten Tag das Geld so rausballern.

Auch interessant: der 5-stöckige Spielzeugladen. Da gibt's einige interessante Sachen. Aber auch erst später.

Irgendwann war es dann auch Zeit für's einchecken. Der freundliche junge Mann am Empfang spricht überraschenderweise ziemlich gut Deutsch. Toll, wie soll ich denn hier mein Japanisch testen? Nun ja, rauf ins Zimmer und so ziemlich als erstes: DUSCHEN! Sehr willkommen. Das Zimmer ist nicht groß, hat aber TV, Internet, ein Bad, Wasserkocher, Yukata und vor allem: ist sauber. Empfehlung von meiner Seite für das Oak Hotel.

Danach wieder raus, nach Asakusa, wo Laternen zu Wasser gelassent werden sollten. Was auch klappte... zu Beginn, leider hat der Wind die leichten Papierdinger umgeblasen und versenkt. Ins Wasser gelassen wurden die Laternen übrigens im Rahmen des Bon-Festes, zum Gedenken an die verstorbenen Ahnen. Vielleicht habt schon mal davon im Rahmen der Gedenkfeiern in Hiroshima davon gesehen. Hier übrigens ein größeres Exemplar, welches nicht so leicht zu versenken ist:

Und wo wir grad bei großen Exemplaren sind: zum typischen Klang des japanischen Sommers gehört das stetige Sägen der Zikaden. Das das allerding SO laut ist, hätte ich vorher nicht gedacht. Naja, kein wirkliches wunder, wenn man sich mal ansieht wie groß die Viecher sind:

So, jetzt muss ich mal schlafen. Der Jetlag kommt... zum Glück spät.

Da simmer wieder

Da wär es also wieder einmal geschafft, ich sitze im Regionalzug vom Flughafen nach Ueno und da das gut 80 Minuten dauert (man spart halt wo man kann) hab ich reichlich Zeit, den Flug zu rekapitulieren. Kurz gesagt: groß aufregendes ist nichts passiert. Es gab kein Inseat-Entertainment, die Filmauswahl war mies ("Fool's Gold" statt "Iron Man", na danke!), das Essen war gut und am Gang zu sitzen eine sehr kluge Entscheidung. Am aufregendsten waren da schon die nicht ganz so leichten Turbulenzen und ein älterer Herr, der nicht vom Alkohol lassen wollte und von den Flugbegleiterinnen zurechtgewiesen werden musste.

Die erste Reaktion, als ich den Flieger verlies war dann auch ein wenig überraschendes "あつい!" oder auf gut Deutsch "Hui, ist das warm hier!". Nun ja, kein Wunder, wenn man aus einem klimatisierten Flieger kommt. Jetzt hier im Zug, mit Zugluft (haha...), geht es eigentlich. 27°C soll es haben, es ist bewölkt, aber bisher war ich noch gar nicht wirklich draußen. Also waren wir mal ab.

Der erste Weg nach dem Ausstieg führt den Genießer natürlich gleich an einen extrem wichtigen Ort: die Toilette. Und hurra!, direkt ein Washlet erwischt.

Bei der Passkontrolle bekam man dann auch die verschärften Sicherheitsmaßnahmen zu spüren, den gleich hieß es: Fingerabdrücke her und bitte recht freundlich für ein Foto. Schöne neue Welt. Und auch bei der Gepäckabholung was neues: Schnüffelhunde werden herumgeführt. Und bei der Zollabfertigung ließ man sich auch etwas mehr Zeit. Mir wurde zum ersten Mal das Gepäck durchsucht, wenn auch nicht sehr gründlich. Spannend war dann aber: ich hatte ein Sixpack Gaffel sorgfältig verpackt und im Rucksack untergebracht. Aber offensichtlich kein Problem, er hat's ertastet, er fragte ob das Schuhe seien, ich sagte "Bier!" und er sagte OK und verabschiedete mich.

Der Rest... naja, ich mach das jetzt zum dritten Mal, alles easy und nicht mehr so aufregend und bei der Fahrt jetzt erkenn ich die Gegend auch wieder. Obwohl: sieht ja eh vieles gleich aus.

Wenn ich dann am Hotel angekommen bin, gibt's auch gleich ein paar kleine Missionen: Handy laden (sowohl Strom als auch Geld), die Umgebung erforschen, vielleicht auch gleich ein paar Schuhe kaufen und heute abend ab nach Asakusa, wo laut Saori heute abend ein Laternenschiffchenfest sei. Schaumermal. Am ersten Tag nach Asakusa ist mittlerweile wohl eh Tradition.

In der Zwischenwelt

Da bin ich wieder, im Limbo namens Amsterdam-Schiphol. 3 Stunden Aufenthalt müssen irgendwie rumgekriegt werden und wenn man keine Lust hat, hier hunderte von Euro zu lassen, dann bleibt einem nicht viel außer rumsitzen und lesen. Oder halt etwas schreiben.

Ein paar Euro hab ich doch mal ausgegeben und mir einen BigMac gegönnt. Ein Keks zum Frühstück ist halt doch nicht so reichlich. Wie gesagt, machen könnte man hier einiges. Aber die Preise... da Flughäfen ja ein abgeschottetes Land für sich sind, sind sie offensichtlich auch das Paradies für Abzocker. Internet beispielsweise gibt's hier an jeder Ecke... für schlappe 6 Euro für 30 Minuten! Ich weiss auch nicht, warum Leute immer so scharf sind, auf Flughafen Duty Free einzukaufen. Das, was man später als Steuer abgezogen kriegt, wurde vorher eh auf den Normalpreis draufgeschlagen.

Immerhin lief heute morgen alles mehr oder weniger glatt. Zwar war ich eine halbe Stunde zu früh am Bahnhof, weil ich Doofnuss nicht daran gedacht habe, dass der Zug, den ich eigentlich nehmen wollte, ja überhaupt nicht über Köln/Bonn-Flughafen fährt... clevererweise hab ich aber eh einen Zug früher als nötig nehmen wollen und von daher: kein Problem, überpünktlich war ich dann trotzdem am Flughafen.

Der knapp einstündige Flug nach Amsterdam war völlig in Ordnung. Dank eines Fensterplatzes hatte ich dann auch Google Earth "in echt", was die Sache nur noch faszinierender machte. Fast wie eine Runde Sim City, nur das ich nicht auf Knopfdruck mal eben Godzilla durch ein holländisches Dorf schicken kann.
Die Dame auf dem Platz neben mir war übrigens eine (klassische) Sängerin, auf dem Weg zu einem Festival in Edinburgh. Die kommt auch gut rum, in Japan war sie auch schon (ich solle mal nach Matsumoto fragen), ich weiss schon gar nicht mehr, wo es als nächstes hingeht. Als ich ihr davon erzählte, gerade ein Buch über einen sudanesischen Flüchtling zu lesen ("What is the what" von Dave Eggers, sehr, sehr gut bisher, wenn auch manchmal einfach nur tieftraurig), berichtete sie mir von einer Begegnung mit einem General, der versucht hatte den Völkermord in Ruanda zu verhindern. Sie traf ihn bei einem Gedenkkonzert, bei dem Motive aus Beethovens "Egmont" mit Augenzeugenberichten gemischt waren. Immer wieder interessant, auf welche Geschichten man so unterwegs stößt.

So und bevor es gleich heißt "Mister Sebässtschn Fox, travelling to Tokyo, you are delaying the flight..." mache ich mich mal auf zu meinem Gate.

10.8.08

Jetzt geht's looos! (mal wieder)

So, der Rucksack ist gepackt, das Handgepäck ist auch beisammen und ich total müde. Morgen früh geht es wieder los Richtung Japan. Und an dieser Stelle wird also auch wieder mehr Leben einkehren, wenn ich wieder einmal vor dort berichte. Freut euch schon mal drauf und wie immer freue ich mich auf Kommentare! Next stop: Tokyo!