3.11.08

Kleiner Spaß für Japanischkenner

Möglichkeit A: Der Namensgeber dieses Produkt kann Japanisch und lacht sich scheckig über die passende Namenswahl. Möglichkeit B: Der Namensgeber dieses Produkt hat keinen blassen Schimmer von Japanisch und nur Japanischlernenden mit viel Phantasie fällt dieses Produkt auf...

(Für die Japanischunkundigen: "Bakana" bedeutet in etwa soviel wie dumm, unsinnig usw. Und "-san" hängt man hinten an Namen dran. Wenn man will kann man das also mit "Ehrenwerte/r Herr/Frau Vollpfosten" übersetzen...)

24.9.08

Les vacances de Monsieur Jolie

Einer meiner ewigen Lieblingsfilme ist Jacques Tatis göttlicher "Die Ferien des Monsieur Hulot". Jetzt nehmen wir hier mal Brad Pitt dazu, ne ziemlich coole Sau, für den ein oder anderen Spaß zu haben. Und wenn man dann noch Wes Anderson als Regisseur dazu nimmt und daraus eine Werbung für einen japanischen Mobiltelefonanbieter macht, dann kann das mitunter dann so aussehen:

Mehr Bilder gibt's bei bauer-griffin. Auf das Endergebnis bin ich mal sehr gespannt...

14.9.08

H&M Japan - Open!

Es ist so weit, auch Japan hat endlich seinen ersten H&M. Gestern war Eröffnung des Shops im Edelshoppingviertel Ginza und es war einiges los. Miho erzählte mir was von riesigen Warteschlangen mit 3000 Menschen. Da musste ich doch gleich mal bei YouTube schauen, ob das nicht jemand aufgenommen hat und siehe da:







Jemand hat natürlich. Schicker Laden auf jeden Fall. Ein paar weitere Eindrücke gibt es in der Fotogallerie bei Zimbio. Ich würde alleine schon mal dorthin gehen, um zu sehen, wie sich das japanische von dem hiesigen Angebot unterscheidet. In letzter Zeit war H&M hierzulande für mich immer uninteressanter geworden.

13.9.08

Das nächste Video: Osore-zan

Und hier ist auch schon das nächste Video, wie versprochen ein paar Eindrücke von Osore-zan. Eigentlich wollte ich noch ein wenig Musik drunter legen, aber mit der vorhandenen Billosoftware ist das mit dem Mischen nicht drin, also gibt's halt den "echten" Sound. Und Handkamerageschüttel...






Auch wenn es nicht unbedingt ein typisches Touristenziel ist, wer mal in der Gegend ist, sollte unbedingt vorbeschauen.

10.9.08

Sound of Summer

Der erste Gedanke, als ich den Bahnhof in Ueno verließ und nach draußen kam, war: "Sind die laut!" Gemeint war nicht der Verkehr, sondern das "Singen" der Semi, der Zikaden, die die typische Geräuschkulisse für den Sommer in Japan bilden. Bei Bloggerkollege Tabibito habe ich einen interessanten Beitrag zu diesen Viechern gefunden.

In Anlehnung an die arte-Sendung "Karambolage" habe ich mal ein kleines Video zusammengeschnippelt, in dem ich das dauernde Sägen an verschiedenen Orten aufgenommen habe:



Die Tatorte:
Harajuku - Aoyama Friedhof - Harajuku (nochmal) - Sendai - Omotesando - Ueno Park - Tomioka Hachiman-gu - Aoyama Friedhof - Tomioka Hachiman-gu - Kyoto - Matsumoto - Matsumoto-jo.

9.9.08

Take me back to Tokyo

Weit, weit unter mir liegt Sibirien und noch einige Stunden vor mir liegt die Ankunft zu Hause. Die drei Wochen sind schon wieder vorbei, viel zu schnell natürlich. Die letzten Tage vergingen wie im Fluge, was unter anderem daran lag, dass ich einen Tag davon (vorgestern) fast komplett im Shinkansen verbringen durfte. Wie bereits schon einmal erwähnt, hat es mal wieder schwere Regenfälle in Teilen Japans gegeben, schon öfter in den Tagen davor und auch gestern wieder. Ich weiß nicht genau, ob das vielleicht Taifunausläufer sind, auf jeden Fall kommt da so einiges runter und dadurch dann Straßen überflutet und Hänge zum Rutschen gebracht. Letzteres ist auf meiner Strecke glücklicherweise nicht passiert, es gab einfach "nur" zu viel Regen.

Mein geplanter Tagesablauf war dadurch allerdings gehörig durcheinander gebracht. Ursprünglich hatte ich vor nach meiner Ankunft in Tokyo die Touristeninformation aufzusuchen, da man mir dort laut Reiseführer bei der Suche nach einer Unterkunft helfen könne. Dummerweise kam ich durch die unwetterbedingte Verspätung erst um halb sieben in Tokyo an - und die Touristeninfo macht schon um 17 Uhr zu. Tja, was jetzt tun? Ich beschloß erstmal, wieder nach Ueno zu fahren, mein Gepäck in einem Schließfach zu lagern und auf eigene Faust nach einer Unterkunft zu suchen. Zuerst wollte ich zu dem Hostel, bei dem ich die beiden Male vorher schon untergekommen war, auch wenn ich schon wusste, dass die so gut wie ausgebucht sind.

Auf dem Weg dorthin fiel mein Blick in eine Seitenstraße... wobei in Ueno Seitenstraßen schon mal etwas schmierig wirken bzw es auch sind, mit "Massage"salons, Saunas und ähnlichen Etablissements. Aber das war mir jetzt wurscht, ich wollte ein Bett, also versuchte ich es beim nächstbesten kleinen Hotel. Übrigens mit dem Namen "Hotel Matsumoto", ich glaube nach Matsuyama, Matsushima, Matsue und TakaMatsu hab ich bald so ziemlich alles durch, was mit Matsu so geht. An der Rezeption saß eine ältere Dame, ich fragte nach einem Zimmer und siehe da: ja, sicher, kein Problem. Mit 6500 Yen (so 40 Euro) sicher nicht die günstigste Unterkunft, aber das war mir jetzt auch wurscht, hauptsache ein Zimmer.

Das Zimmer war für Tokyoter Verhältnisse schon fast riesig, gleiches galt für das Bett, welches ausgesprochen bequem war. Der Rest war schon alles etwas älter, aber es war alles sauber und alles was man so brauchte auch da. Teilweise kam ich mir allerdings wie ein Riese vor, die Türen ziemlich niedrig, wie auch die Toilette und das Waschbecken. Unschlagbar war natürlich das es direkt um die Ecke vom Bahnhof von Ueno lag.

Als das also dann geklärt war, traf ich mich mal wieder mit Miho, diesmal gab's ein Izakaya mit fischigen Spezialitäten. Ich weiß schon gar nicht mehr was alles, aber wie immer, alles sehr lecker. Danach noch mein Gepäck aus dem Schließfach geholt und zurück zum Hotel. Und geschlafen.

Der letzte volle Tag war von Shopping bestimmt, erstmal bin ich nach Shibuya, wo ich ein Café mit Hotspot suchen wollte. Aber ich war ziemlich früh dran, wenig hatte geöffnet, die Straßen waren gefüllt mit all den Büromenschen, die auf dem Weg zur Arbeit waren. Die Geschäfte öffnen in Tokyo oft erst um 10 Uhr, teileweise sogar erst um 11 Uhr. Da noch einige Zeit bis dahin war, bin ich dann mal zu Fuß Richtung Harajuku spaziert. Unterwegs stieß ich auf den feuchten Traum für alle T-Shirt-Fans, der UT-Shop (die Uniqlo-T-Shirt-Marke). Auf drei Etagen die aktuellen Kollektionen. Die Shirts sind dabei ähnlich wie Milch im Supermarkt in Regalen untergebracht, in Röhren mit Schraubverschluß, sieht fast aus, als würde man radioaktives Material oder so etwas kaufen. Und jedes Shirt dann auch noch nur 1500 Yen. Klarer Fall, ohne Shirt komm ich da nicht raus. Drei sind es am Ende geworden...

Nachdem ich mich ein wenig in Harajuku herumgetrieben habe, beschloß ich mal im "Wired Café" im KDDI Design Showroom vorbei zu sehen. Im untersten Stockwerk wurde dort eine neues Designprojekt in Zusammenarbeit mit Yamaha vorgestellt: Mobiltelefone, mit denen man auch Musik machen kann. Zum Beispiel ließ sich eines zweiteilen und war dann als "Luftschlagzeug" zu benützen. Oder eines, welches die Tasten durch Saiten ersetzte. Manche Sachen waren etwas zu weit draußen (gedanklich), wie zum Beispiel der Mundharmonikaaufsatz, aber ich würde schon einiges dafür geben, würde der ein oder andere Prototyp tatsächlich einmal auf dem Markt erscheinen.

Ein paar Stockwerke darüber, nicht minder interessant, das Projekt "Ply", ein Mobiltelefon mit mehreren Schichten. Geniale Idee und hoffentlich irgendwann auch mal "in echt" in der Hand zu halten.

Im obersten Stockwerk lag dann also das "Wired Café", wo es dann auch frei verfügbares WLAN gab, siehe meinem dort gemachten Eintrag. Es gab lecker Curry mit Reis, es sah nicht nur gut aus, auch sonst stimmte alles. Was halt nur ein bißchen ätzend ist, ist das es die Japaner mit Rücksicht in Bezug auf Rauchen in Restaurants nicht so ganz drauf haben. Es wurde lustig gequalmt, was man als Deutscher ja schon fast nicht mehr gewohnt ist. Aber ist halt auch so ein Refugium für japanische Raucher, die auf offener Straße nur an bestimmten Ecken rauchen sollen und sich brav daran halten. So sieht man also häufiger schmachtende Grüppchen, die sich um einen der seltenen Aschenbecher versammelt haben um dort schnell mal eben eine Kippe durchzuziehen.

Nach dem Essen kurz weiter, bei Graniph vorbei, die Takeshita-dori hoch, vorbei an all den shoppenden Schulmädchen, die Omotesando wieder runter und einen Abstecher im Spiral Building in Aoyama. Dort gibt es, neben einem kleinen, aber sehr gut sortierten Plattenladen immer interessante und kostenlose Ausstellungen. Diesmal eine Fotoausstellung mit beeindruckenden Landschaftsaufnahmen, ich habe leider vergessen, wie der Fotograf heißt.

Danach wollte ich mich mal Richtung Roppongi aufmachen. Kein Problem, dachte ich, da hinten ist ja Roppongi Hills und da ist Tokyo Midtown zu sehen, ist ja nicht so weit. Also frohen Mutes los spaziert. Dumm nur: die Straße die ich genommen hatte machte ein Kurve, die sich iiiiimmer weiter zog. Und so waren die beiden genannten Hochhäuser irgendwann schon fast hinter mir als vor mir. Als an der nächsten Ecke wieder links ab. Da ging es aber auch nur parallel dazu weiter. Immer am Friedhof von Aoyama entlang, offensichtlich einer der größeren der Stadt. Irgendwann hab ich dann einen Weg gefunden, es ging quer durch den Friedhof und noch ein paar kurvige Straßen, berg hoch und ich hatte endlich Roppongi Hills erreicht.

Nach der ganzen Lauferei, es war auch noch schön warm geworden, musste ich mich erstmal ne Runde auf die Bank hocken und die ständig mit feinstem künstlichen Nebel gekühlte Luft genießen. Noch angenehmer war es dann in Roppongi Hills, ist ja schließlich alles ordentlich klimatisiert. Für angenehmeres Shopping noch meine Tasche in einem Schließfach deponiert und anschließend den Museumsshop des in Roppongi Hills beheimateten Mori Museums besucht. Eine Zeitschrift und einen Bildband reicher verließ ich den Laden und weiter ging es zur Filliale des "Aoyama Book Center". Eigentlich wollte ich dort nach der Zeitschrift "Ootona no kagaku" schauen, eine Art Yps-Heft für Erwachsene. In der aktuellen Ausgabe zum Beispiel gibt es den Bausatz für einen Analogsynthesizer. Andere Ausgaben von Interesse: eine Stereolochkamera, ein Minitheremin oder die Lochkartenorgel. Leider erfolglos, nichts davon war dort zu finden.

Was es aber gab ist die für mich immer verführerische Holga/Lomo-Ecke, wo es diverse Kameras alles Art gibt. Von gesteigertem Interesse war dieses Mal für mich das Modell "Diana" von Lomo, ein Remake einer ollen russischen Plastikkamera, mit lustigen Spielereien wie Langzeitbelichtung und Panoramafunktion. Na wie auch immer, weil es keine Filme dazu zu kaufen gab (das gute Stück wird mit 120er Rollfilm gefüttert) und weil die doofe Vernunft doch wieder siegte hab ich sie dann doch nicht gekauft. Worüber ich mich jetzt natürlich ärgere. Nächstes Mal!

Kurze Zeit später war dann wieder Treffen mit Miho angesagt. Da ich mittlerweile ziemlich hungrig war, hieß die große Frage also: wohin? Ich schlug mal Midtown vor, trotz der Befürchtung, dort vor lauter Luxusläden nichts zu finden, was auch einigermassen preiswert ist. Nach einer Weile, in der wir an den Schaufenstern vorbeizogen und all die feinen Leckereien bewunderten, landeten wir in einer Art SB-Restaurant. Schon gewöhnungsbedürftig, nach den Wochen der zuvorkommensten Bedienung und Betüddelung selber sein Tablett mit Essen durch's Restaurant tragen zu müssen. Die Auswahl an Gerichten war auf jeden Fall ziemlich vielfältig, für mich gab's Udon. Dazu gab es von der Bar einen Cocktail, passenderweise waren wir gerade zur Happy Hour eingetroffen, was natürlich ausgenutzt werden musste. Übrigens erhielt man bei seiner Bestellung an der Essenstheke eine Art Pieper, der Alarm schlug, sobald das Essen fertig zur Abholung war. Lustige Sache.

Nach dem Essen wanderten wir noch ein bißchen durch Midtown, fanden Bionade (Flasche für 360 Yen, so 2 Euro) und bewunderten einen Laden für Süßigkeiten, die zum Tee gereicht werden. Kleine Kunstwerke teilweise, viel zu schaden zum Essen. Daneben was es sonst noch so für eine ordentlich Teezeremonie braucht, sehr schickes Geschirr und natürlich: Tee. Irgendwann wurd es dann doch zu viel vom Luxus, wir wollten weiter, noch etwas trinken. Wie üblich in ein Izakaya, aber die die wir uns in Roppongi aussuchten, waren bereits schon voll besetzt. Nun gut, keine Wunder, Freitag abends um 19 Uhr. Also wieder zurück nach Ueno, da hatten wir es beide auch einfacher später wieder flugs heimzukommen.

In Ueno angekommen hatte es mittlerweile begonnen heftig zu regnen. Gut, dass es direkt gegenüber vom Bahnhof genug Auswahl an Izakaya gibt. Im ersten, mit Okinawaküche, hatten wir auch - mehr oder weniger - wir mussten kurz draußen warten und bekamen dann auch noch Plätze. Gemütlich war's, lecker natürlich auch und draußen tobte derweil ein extrem lautes Gewitter. Meine Herren, was für Donnerschläge! Zum Abschluß gönnten wir uns noch ein Glas Shochu, japanischer Schnaps. Die Auswahl war gar nicht so einfach, auf der Karte war ein Koordinatensystem aufgedruckt, dass die diversen im Angebot befindlichen Sorten nach "süß", "trocknen", "stark" und "schwach" einordnete. Der Shochu, den Miho zuerst rausgepickt hatte, war allerdings etwas sehr teuer, wenn ich mich recht erinnere sollte ein Glas davon 6000 Yen kosten, also so 35 Euro. Wir (bzw. Miho...) fanden dann doch etwas preiswerteres. Ist so ein bißchen wie Whiskytrinken, nur ... klarer.

Als wir dann ausgetrunken hatten wollte die Belegschaft eh so langsam schließen, also bezahlt, sich die Schuhe rausstellen lassen (klar, musste man vorher ausziehen) und wieder raus; wo es glücklicherweise mittlerweile aufgehört hatte zu regnen. Tja, und dann folgte der Abschied... ein schmerzlicher, aus vielerlei Gründen. Tja, das war er dann mal wieder, der letzte Tag in Tokyo. Nächster Termin: vielleicht schon im Winter? Eisern sparen ist angesagt...

Nachklapp, die Erste: Matsuyama

Gestärkt vom Ekiben (heute gab es den Okayama-Schweinepott, eine Ladung Reis und darauf dreierlei Schweinefleisch, als Braten, Geschnetzeltes und Nugget) und mittlerweile auch einigermaßen ausgeschlafen fühle ich mich mittlerweile wieder im Stande ein paar Sätze zu formulieren und den gestrigen Tag zusammen zu fassen.

Mein Ziel für diesen Tag war Matsuyama (so viele Orte mit "Matsu" im Namen in Japan...), dort war ich mit Kenta und seiner Frau, Miyuki, wenn ich mich richtig erinnere, verabredet. Die beiden sind Anfang 30 und haben Anfang des Jahres geheiratet. Sie fuhren mit dem Bus dorthin, 4 Stunden Fahrt von Kobe, und wir waren um 13 Uhr am Bahnhof von Matsuyama verabredet. Was für mich bedeutete, dass ich um pünktlich da zu sein, auch früh das Hostel in Kyoto verlassen musste. Gut geschlafen hab ich nicht wirklich, was weniger am Bett sondern an innerer Unruhe lag, aber pünktlich um halb 7 hab ich es geschafft aus dem Bett und in die Dusche zu steigen. Schnell ausgecheckt, ab zum Bahnhof, Ticket geholt, alles klar, voll im Zeitplan, auf geht's.

Nach viereinhalb Stunden Bahnfahrt war ich dann um kurz nach 12 Uhr in Matsuyama, mit 450.000 Einwohnern die größte Stadt Shikokus, angekommen. Meinen Rucksack hab ich erstmal in ein Schließfach eingeschlossen, einchecken in der Jugendherberge war eh erst ab 16 Uhr möglich. Ein bißchen Zeit hatte ich noch, also mal fix zur Post und endlich mal Postkarten abgeschickt (ich bin garantiert zu Hause bevor die ankommen). Danach in den großen Entertainmentkomplex vor dem Bahnhof. Und was finde ich da in der Spielhalle: juhu, ein "jubeat"-Automat! Für eine Runde reichts, da erhalte ich eine Mail von Kenta, sie seien schon da. Also wieder fix zurück zum Bahnhof.

Wir finden uns schnell, laufen aufeinander zu, die beiden fragen mich, wie es mit meinem Japanisch ausschaut, ich sage "Jooooaaa..." und ab da geht's fast nur noch auf Japanisch weiter. Mit Kenta kommuniziere ich normalerweise nur auf Englisch, aber beim gesprochenen Wort fehlt da etwas die Praxis und seine Frau spricht eh nur Japanisch. Aber wie sich im Laufe des Tages herausstellt, mein momentaner Wissensstand ist schon durchaus ausreichend.

Zunächst steigen wir in eine alte, rumplige Bimmelbahn, ähnlich wie die Straßenbahn in Hiroshima. Unser erstes Ziel ist Dougo Onsen. Das gilt als ältester Badeort Japans, mit gut 1300 Jahren Geschichte auf dem Buckel. Unterwegs erfahre ich von den beiden, dass das zentrale Badehaus, welches wir jetzt besuchen wollten, als Vorbild für das Badehaus in Miyazakis "Chihiros Dingenskirchen / Spirited Away" diente. Klar, dass es in der Souvenireinkaufpassage auch einen Ghibli-Merchandiseshop gibt. Übrigens kommt man momentan nicht drumherum, ständig das Titellied des neuesten Ghibli-Films "Ponyo von der Klippe" (oder so...) zu hören. Ich glaube derzeit Nummer 1 der Charts, ein Kinderlied ungefähr vergleichbar mit unserem Schnappi, mindestens genau so ohrwurmig/nervig. Ponyooo, Ponyooo...

Ebenfalls in Matsuyama allgegenwärtig ist Botchan, Hauptcharakter aus einem der bekanntesten Bücher des Schriftstellers Natsume Souseki. Das Buch spielt im Matsuyama des beginnenden 20. Jahrhunderts und der namengebende Hauptcharakter isst beispielsweise gerne dreifarbige Dango (kleine Klöße aus Reismehl, eins weiß, eins braun, eins grün), die man jetzt in Matsuyama als Souvenir kaufen kann. Und in dem berühmten Badehaus in Dougo Onsen war Botchan auch häufig Gast.

Also dann, auf ins Badehaus. Ein altes, mehrstöckiges Holzhaus, von innen tatsächlich wie das Badeaus aus dem Anime, nur wesentlich kleiner. Zunächst begibt man sich in den Aufenthaltsraum in ersten Stock, wo man sein Gepäck und ähnliches läßt und einen Yukata erhält. Danach geht es dann schön nach Geschlechtern getrennt eine Etage tiefer, in den Umkleideraum (bzw. Auskleideraum, um genauer zu sein). Also nackig gemacht, rein ins "Badezimmer" und das alte Prozedere, schön sauber machen und dann zum relaxen ins Gemeinschaftsbad. Wie immer, schöööön warm und schööön entspannend. Als Kenta und ich da also im Bad hocken, kommt ein älterer Herr zu uns und quatscht uns an. Na, wie geht's, schön hier, was? Oh ein Gaijin, wo kommt er denn her? Was, Deutschland? Und da packt er seinen einzigen Satz auf Deutsch aus: "Ich liebe dich!". Ah, sehr schön! Im weiteren Verlauf des Gespräches, in dem er sich auch dafür entschuldigt so viel zu schwatzen, er sei halt ein Plappermaul, stellt sich heraus, dass der gute Mann so gut wie jeden Tag dorthin ins Badehaus kommt. Würde ich glaube ich auch, wenn ich so etwas in der Nachbarschaft hätte.

Irgendwann haben wir genug Zeit im Bad verbracht (Hallo Kreislauf!), also wieder raus, kurz abgeduscht, getrocknet, in den Yukata geworfen und dann wieder nach oben in den Aufenthaltsraum. Dort haben Kenta und ich uns erstmal eine kleine Flasche Mikansaft (Mikan ist eine Art Mandarine) gegönnt, lecker! Danach unter einen Ventilator gehockt, abgekühlt und entspannt. Nachdem Miyuki dann auch noch zu uns gestoßen war, gab es ein Tässchen grünen Tee und Senbeikekse dazu. Ein Ründchen geplaudert (u.a. auch über Ponyo) und dann sollte es weitergehen zum Schloß von Matsuyama. Als wir zur Umkleide wollte, stellte Kenta fest, dass sein Schließfachschlüssel weg war. Im Rucksack gesucht, in allen Taschen, Fächern... nüscht. Ich ging schon mal vor, vielleicht hatte er den einfach am Schließfach stecken lassen - aber da war er auch nicht. Nachdem ich mich wieder angezogen hatte und nach oben zurückkam, schlug ich vor, doch nochmal im Rucksack nachzusehen - und voila, da war er doch, der Schlüssel. Glück gehabt.

Also wieder raus, zurück in die Bimmelbahn und dann Richtung Schloß. Da das gute Stück auf einem Berg liegt, hatten wir die Wahl entweder mit einer Kabinenseilbahn oder dem Sessellift nach oben zu fahren. Die Seilbahn brauchte aber noch eine Weile, bis zur nächsten Fahrt, also ab auf den Sessellift. Unterwegs, neben Aussicht auf die Stadt, die übliche Japansommergeräuschkulisse: das Kreischen der Zikaden. Oben angekommen gab es dann trotz mittelmäßigem Wetter eine gute Aussicht auf die Stadt, auf der einen Seite mit der Seto Inlandsee und auf der anderen Seite die dichtbewaldeten Berge, die einen Großteil Shikokus ausmachen. Endlich am Schloß angekommen, musste wir zu unserem Bedauern feststellen, das wir zu spät dran waren, es wurde gerade geschlossen. Schade.

Mittlerweile nagte der Hunger an uns und so lautete der einstimmige Beschluß: Essen gehen und zwar gab's Yakitori. Also alle möglichen Hähnchenteile in diversen Formen (und Farben), meist in Spießchenform. Klare Sache, das Bestellen überließ ich den beiden, ich hatte ja von nüscht ne Ahnung. Nachher standen dann auf dem Tisch neben simplen Hühnerfleisch/Frühlingszwiebeln-Spießchen so feine Kleinigkeiten wie Hühnermägen (ich war überrascht, lecker!) oder Hühnchen-Sashimi (also roh, geht auch, nur: Salmonellenalarm?). Dazu Bierchen und zum Nachtisch Mikaneissorbet. Gut gesättigt ging es dann zur letzten Aufgabe des Tages, dem Einchecken in die Jugendherberge. Dazu mussten wir erstmal wieder zurück zum Bahnhof und dann wieder zurück nach Dougo Onsen. Und dort musste ich (bzw. wir, Kenta samt Gattin begleiteten mich noch) dann "nur noch" eine steile Straße hoch. Welche Erleichterung, endlich das gelbe Gebäude der Herberge zu erblicken!

Drinnen wirkte alles sehr einladend und familiär, bevor es das übliche Eincheckprozedere erledigt wurde, ließen wir vom Herbergsvater noch ein Foto von uns dreien machen und dann verabschiedeten wir uns voneinander. Danach ging es für mich ab auf's Zimmer, ich war ziemlich kaputt. Noch Wäsche gewaschen und dann ab ins Bett.

Jetzt bin ich schon wieder im Shinkasen, auf dem Weg zurück nach Tokyo, wo ich die letzten beiden Tage verbringen werde. Allerdings stellt sich die Frage: wo schlafe ich? Das hab ich nämlich leicht verplant. Also heißt es für mich gleich nach Ankunft auf zur Touristeninfo und hoffen, das die ein einigermaßen akzeptables Zimmer für mich haben. Ansonsten penn ich halt mal im Kapselhotel. Irgendwo komm ich schon noch unter.

Da kommt noch was...

Nachdem ich jetzt also mittlerweile wieder zu Hause bin, den Jetlag überstanden habe und mich auch sonst wieder einigermaßen eingelebt habe, mache ich mich auch mal langsam daran, den Rest, den es noch zu erzählen gibt, online zu stellen. Es folgen also noch ein ausführlicher Bericht über Matsuyama, den letzten Tag in Tokyo und Videos wird es auch noch geben, unter anderem eins über Osore-zan. Muss mich halt nur noch hinhocken und das zurechtschnippeln...

29.8.08

Alles nicht so einfach

Eigentlich hatte ich einen längeren Bericht über meinen Besuch in Matsuyama verfasst, aber da muss ich noch ein paar Dinge für recherchieren. Und da ich jetzt gerade in einem recht vollen Café sitze (oben im KDDI Design"museum" in Harajuku, wo es übrigens mal wieder großartige "Will haben!"-Handyprototypen zu sehen gibt, ein Projekt mit Yamaha und dann das Projekt Ply), will ich hier nicht zu lange den Platz wegnehmen. Wird also später nachgereicht.

Gestern gab es übrigens wieder Spaß mit "Oo-ame" (großer Regen). Zwischen Nagoya und Tokyo hatte es mal wieder so stark geregnet, dass der Shinkansenverkehr zum erliegen kam. Ich saß zum Glück schon in einem, hab dann allerdings 2 Stunden länger darin verbringen müssen.

Jetzt geh ich noch weiter Mitbringsel shoppen, alles weitere werde ich wohl im Flieger oder in Amsterdam (hab ja mal wieder 4 Stunden Wartezeit, glaube ich) ausführlich in den Richter hacken und dann online stellen, wenn ich zu Hause bin. Jetzt bring ich erstmal meinen letzten Tag des Urlaubs hinter mich. Das ich nicht wirklich nach Hause will, muss ich wohl kaum erwähnen...

26.8.08

Doch mal ein bißchen Kultur

Heute habe ich wieder einen Tagesausflug unternommen und, welch Wunder!, es hat nicht geregnet! In der Nacht dachte ich, es würde die ganze Zeit durchregnen, aber meine Zimmergenossen haben einfach nur die Aircon durchlaufen lassen. So war es wenigstens erträglich kühl, die Temperaturen haben nämlich wieder angezogen und nähern sich den 30°C.

Das Ziel des heutigen Ausflugs war die Hafenstadt Kobe. Im Rest der Welt bekannt zum einen durch das heftige Erdbeben 1995, bei dem über 6000 Menschen ihr Leben verloren und zum anderen das Kobe Beef, das teuerste Rindfleisch wo gibt. Deswegen war ich aber nicht gekommen (insbesondere letzteres wäre sicher zu teuer gewesen, bei einem Kilopreis von 600 Euro), Ziel war das Kunstmuseum der Präfektur Hyogo. Aus dem einfachen Grunde, weil es von Tadao Ando entworfen ist und ich den Besuch von Museen bisher so gut wie vermieden habe (nur das Hokusai-Museum in Obuse).

Also mal flott mit dem Shinkansen hingedüst, dank Japan Rail Pass kein (finanzielles) Problem, dauert eine halbe Stunde von Kyoto aus. Am Bahnhof Shin-Kobe (Neu-Kobe, Shinkansen halten öfter mal an Bahnhöfen, die extra nur für diese Linien gebaut wurden, ähnlich wie mit den ICE bei uns) angekommen, war ich durch die Beschilderung erstmal verwirrt und brauchte etwas, bis ich überhaupt aus dem Bahnhof in die Stadt rausgefunden hatte. Vorher noch an der Touristeninfo eine Stadtkarte geschnappt und gesehen, dass gleich neben dem Bahnhof eine Seilbahn in die Berge hinter Kobe fährt. Also nicht lang gefackelt, hin da und die Stadt mal von oben angeguckt. Oben an der Endstation des Shin-Kobe-Ropeway angekommen kommt man sich in eine fake-mittelalterliche deutsche Stadt versetzt, mit Fachwerkhäuschen und Stadttor. Dortdrin untergebracht die üblichen Sehenswürdigkeitsstandards, Café und Souvenirladen. Und zum Gelände gehört aber auch ein Geruchsmuseum (eher ein Duftmuseum, das sich mit der Herstellung von Parfums usw. auseinandersetzt) und ein Kräutergarten. Im Souvenirladen gab es dann auch Samen für alle möglichen Kräuter zu kaufen, darunter solche Sachen wie Zitronen- und Zimtbasilikum.

Und dann gab es nebenbei ja auch noch die Aussicht auf die unten liegende Stadt Kobe, den Hafen und die Seto Inlandsee, an dessen Ufer Kobe liegt. Ach, und Osaka konnte man auch sehen, schließt sich ja nahtlos an Kobe an. Ein paar Fotos gemacht (bin ich jetzt so faul für die hochzuladen), ein wenig herumspaziert und dann wieder runter mit der Seilbahn. Lustig war die Zwischenstation auf halber Strecke, wo kurz die Türen geöffnet und mit Gebläsen frische Luft in die Gondeln geblasen wurde.

Unten wieder angekommen beschloß ich mir noch das "Rheinhaus" anzusehen, welches ich zufälligerweise auf der Karte entdeckt hatte. Das Stadtviertel unterhalb der Seilbahn beherbergte früher die Vertretungen vieler ausländischer Staaten, da Kobe zu Zeiten Öffnung Japans während der Meiji-Ära ein wichtiger Hafen und Handelsplatz wurde. So finden sich in den engen Straßen viele westlich aussehende Häuser, in denen an diese Vergangenheit erinnert wird. Allerdings meistens nur als Vorwand um Souvenirs zu verkaufen oder um ein schickes Setting für Hochzeiten im westlichen Stil zu bieten. Im Rheinhaus also, ein bürgerliches Haus des 19. Jahrhunderts, gab es eine Ausstellung zur Entwicklung des Viertels und zu den Restaurationen, die nach dem Erdbeben 1995 nötig waren. Ganz interessant, aber warum das jetzt "Rheinhaus" heißt, wurde mir auch nicht ganz klar.

Nächstes Ziel also das Kunstmuseum. Es folgte ein längerer Fußmarsch durch die belebte Innenstadt. Es war gerade Mittagszeit und so sah man viele Anzugträger und Office Ladies durch die Straßen ziehen, die gerade zum Essen gingen oder von dort kamen. Ich hab mir nur kurz im Konbini zwei Onigiri (gefüllte Reisbällchen) besorgt, wirklich hungrig war ich nicht. Eine halbe Stunde später war ich dann am Ziel angekommen. Viel los war nicht gerade und so hatte ich schon die Befürchtung, ich hatte den japanischen "heute sind Museen alle geschlossen"-Tag erwischt. Aber die Tür öffnete sich, die Kassen waren besetzt, also auf geht's. Es gab eine Ausstellung über die Neuerwerbungen des Museums. Hauptsächlich gab es die Werke japanische Künstler des 20. Jahrhunderts zu sehen, welche mehr oder weniger stark durch die westliche Kunst beeinflusst waren. Oft war dabei kein wirklicher Unterschied festzustellen, jedoch waren auf einigen Bildern doch die japanischen Wurzeln erkennbar. Vor allem in Sachen Bildkompostion waren ein paar ungewöhnliche Bilder dabei. Ein paar Bilder von Ryohei Koiso fand ich sehr schön, sie wirkten sehr lebendig, tolles Licht in den Gemälden und manchmal wirkte es fast wie ein Foto, im richtigen Moment eingefangen.

In einer der Gallerien wurde man gebeten, Uhren, Ringe, Ketten und ähnliches abzulegen und sich die Hände sauber zu machen. Es gab nämlich ein paar Skulpturen zum anfassen. Vor allem geometrische Figuren aus verschiedenen Steinarten, bei denen man durch die direkte Interaktion die Perspektive und somit den Eindruck ändern konnte. Dazu gab es noch ein paar Holzstämme, glattgeschliffen, zu "begreifen".

Das Gebäude selbst ist wenig aufregend, von Naturstein eingefasst und innen der Ando-typische nackte, aber spiegelglatte und feine Beton. Ando hat aber nicht nur das Museum entworfen, sondern auch die Hafenpromenade vor dem Museum, mit großzügigen Freitreppen und kleinen Amphitheatern. Dort machte sich aber schon der Zahn der Zeit, bzw. das es nicht sooo wahnsinnig belebt es dort unten. Durch die Fugen sprossen die Pflanzen (das gute alte Unkraut) und auch sonst sah es bei seiner Einweihung sicherlich etwas schicker aus.

Da mein Akku langsam ausgeht, viel aufregendes gibt es eh nicht mehr, der Rest in Kurzform. Ich war erschöpft, machte noch einen kurzen Zwischenstopp in einem Kaufhaus (übrigens hab ich immer noch keine Spielhalle mit jubeat gefunden, überall gibt's riesige Pachinkohallen, aber ne gute Arcade fehlt mir noch zum Glück) und dann zurück, bergauf, zum Bahnhof. Dort angekommen, hatte ich den Zug gerade verpasst. Mit der Konsequenz, dass ich eine geschlagene Stunde warten musste. Ächz. Zu allem überfluss hatte ich nix für den Zeitvertreib dabei und der Akku vom Handy ging mal wieder aus. Aber die Rettung war nah, im Laden im Bahnhof gab es Batteriepacks für die handelsüblichen Handys zu kaufen! Gerettet, die zeit ging schnell vorbei, ich bin wieder in Kyoto, im Zimmer sind 3 neue Leute (Chinesen glaub ich, die waren wieder weg, als ich vom Klo wiederkam), jetzt muss ich auf's Klo und dann etwas essen. Und morgen geht es dann weiter nach Matsuyama, zum ältesten Onsen Japans, oder so ähnlich.

25.8.08

Hier war ich doch schon mal...

Jawoll, da hab ich es doch tatsächlich trotz Bahnchaos nach Kyoto geschafft. Das war, obwohl ich einen Sitzplatz hatte schon recht anstrengend. Insbesondere wenn der halbe Wagen voll mit Kleinkindern ist (wie war das mit dem Geburtenrückgang? Da wird offensichtlich dran gearbeitet...). Am Bahnhof von Kyoto herrscht auch Ausnahmezustand, wenn auch im etwas milderen Rahmen. Überall Leute die wissen wollen, wann ihr Zug fährt und die irgendwie versuchen Tickets zu tauschen und umzubuchen.

Draußen ist es noch immer alles grau, also was den Himmel angeht. Temperaturen sind erträglich herrscht nur eine ziemlich hohe Luftfeuchtigkeit, was das ganze noch etwas wärmer wirken lässt. Meine Unterkunft ist recht einfach zu finden (K's House Backpacker) und macht einen ziemlich guten Eindruck, alles sauber und modern ausgestattet. Zwar schlaf ich jetzt im 4-Mann/Frau-Bett-Zimmer, aber dafür ist es halt extrem günstig.

Nachdem ich dort eingecheckt habe, hat es mich wieder an ein altbekanntes Ziel gelenkt: der "Seattle's Best Coffee", wo ich mich schon bei meinem ersten Japanbesuch zum entspannten Bloggen hin zurückgezogen habe. Jetzt geh ich mir erstmal noch etwas die Stadt ansehen (naja, ich bin das dritte Mal hier, mittlerweile kenn ich mich aus und eigentlich will ich nur ne Arcade mit "jubeat" suchen...) und morgen will ich dann mal nach Kobe. Hoffentlich hat sich bis dahin die Bahnsituation etwas entspannt...

Chaos strikes back!

Eigentlich sollte dieser Eintrag ungefähr so lauten: keine besonderen Ereignisse, hatte einen netten Tag in Ueno, neue Leute kennengelernt und abends mit Miho diesmal in ein Izakaya vom anderen Ende Japans, sprich Hokkaido-Style. Und dann war der Plan, heute einfach in den Shinkansen nach Kyoto und gut ist. Dass das ganze aber irgendwie ereignisreicher werden wird, davon gab es letzte Nacht im Hotel schon eine Andeutung. Um 5 Uhr schrillte nämlich eine Glocke los. Was war los? Feueralarm? Aufgesprungen, Brille an, wo ist die Hose?... da hörte das klingeln schon wieder auf. Jemand hatte wohl mit besoffenen Kopp Probleme mit der Tür und löste wohl einen Alarm aus.

Heute morgen noch fix geduscht, ausgecheckt und ab zum Bahnhof Ueno. Ticket besorgt, alles easy und dann los Richtung Tokyo Hauptbahnhof, wo der Shinkansen abfuhr. Beziehungsweise abfahren sollte, ich war schon ob der Menschenmassen am Eingang etwas verwundert und dann noch mehr als ich auf die Anzeigentafel blickte: Züge mit 2 Stunden Verspätung?? In der dauernden Durchsagen mit nonstop Entschuldigungen fing ich dann etwas von schweren Regenfällen auf. Die hatten wohl den Fernverkehr in komplettes Chaos gestürzt. Überall hockten Leute und blickten auf die Anzeigetafeln. Die veränderten sich nur seeehr langsam. Ich hockte mich dazu und schaute mal, was passieren würde. Nachdem mein Zug auch nach 2 Stunden immer noch keine Anstalten machte, auf der Anzeigentafel aufzutauchen, beschloß ich auf meine Platzreservierung einen großen Haufen zu machen und einfach den nächstbesten Zug Richtung Kyoto zu besteigen, um dort im unreservierten Teil mein Glück zu versuchen. Und Glück hatte ich in der Tat, nach 15 Minuten herumstehen auf dem Gleis tauchte tatschlich ein Zug Richtung Kyoto auf und ich hatte mich früh genug angestellt um dann auch noch einen Sitzplatz ergattern zu können. Yay! Mittlerweile sind wir drei Stationen weiter und der Zug ist jetzt gerammelt voll, auf den Gängen stehen sie dichtgedrängt und schauen sehnsüchtig auf die besetzten Sitzplätze. Aber ich bleib jetzt hier sitzen. Selbst wenn ich auf's Klo müsste, ich käme gar nicht dorthin...

Endspurt!

Heute geht sie leider schon los, die letzte Woche in Japan. Nach einem Zwischenstopp in Tokyo (wohin ich gerade unterwegs bin) geht es morgen weiter Richtung Süden, ein bißchen Kyoto und dann noch zum ältesten Onsen des Landes. Irgendwie werde ich schon jetzt wieder ganz wehmütig, weil ich weiß, dass die Zeit wie im Fluge vorüber gehen wird, auch wenn es noch einiges zu sehen geben wird. Also frohen Mutes auf die nächsten Tage und Ereignisse! Als nächstes noch ne Runde Socialising in Tokyo!

Socialising gab's gerade auch schon am Bahnhof von Aomori. Eine ältere Dame spricht mich an: "Are you American?" (Yup...) Ich sage, nee, aus Deutschland. Es stellt sich heraus, das die Dame seit 40 Jahren in Maine, USA lebt und derzeit auf (Heimat-)Besuch in Japan ist. Hatte mich schon gewundert, dass sie einen Rail Pass hat (den kriegen halt nur Touris). Wie es der Zufall so wollte, hatten wir für den nächsten Zug Plätze fast nebeneinander und so konnten wir uns etwas länger unterhalten. Sie hält die Japaner für die unhöflichsten Menschen der Welt, weil sie einen im Zug nicht grüßen und nicht gleich in ein Gespräch verwickeln. Immer lustig, so andere Ansichten zu finden.

Sie erzählte dann noch, auf dem Flug hierher gab es (wie bei mir auch) Probleme mit einem Fluggast, der etwas zu tief ins Glas geschaut hatte. Nur mit dem Unterschied, das der bei ihr anfing zu randalieren und offensichtlich nicht zu beruhigen war. Konsequenz war ein außerplanmäßiger Zwischenstopp in Alaska (!) um den Suffkopp aus dem Flieger zu schmeißen. Hoffentlich bleibe ich zukünftig von solchen Aktionen verschont.

To hell and back

Einen ganz schönen Trip habe ich heute hinter mir: einmal Hölle und zurück, mit Zwischenstopp in der Wartehalle der Seelen. Ziel des heutigen Ausflugs war Osore-zan und von dem, was im Reiseführer steht, schien es sich um den Eingang der (buddhistischen) Hölle zu handeln. Aber irgendwie bin ich schon früher in der Hölle gelandet als ich das vor hatte. Aber erstmal beim Frühstück angefangen. Das gab es im Hoteleigenen Restaurant, im 11. Stock. Also auch mit Aussicht auf die Bucht vor Aomori. Naja, zumindest das was man sehen konnte, für micht wenig überraschend war der Himmel nämlich... na? grau vor lauter Wolken. Toll, würde das schon wieder ein regennasser Ausflug werden?

Vorher wurde erstmal das Frühstücksbuffet geplündert, dort gab es sowohl Sachen aus dem "westlichen" und dem japanischen Frühstückssektor. Man konnte also lustig kombinieren. Naja, ganz nett aber nicht der Überflieger.


Nach dem Frühstück auf zum Bahnhof und dann in die Bimmelbahn nach Shimokita, wo es dann im Bus weitergehen sollte. Und obwohl der Zug voll war mit offensichtlichen Touris, hab ich es doch geschafft, erstmal in die falsche Richtung zu laufen. Mit dem Ergebnis, dass als ich die richtige Bushaltestelle gefunden hatte, den Bus natürlich verpasst hatte. Und der nächste fuhr erst... bitte festhalten: in 3 Stunden!!! Aus dem Reiseführer wusste ich, es gab noch eine andere Busfahrmöglichkeit. Also losgetigert, die andere Linie gesucht. Rumgelaufen wie blöd, mal in die Richtung, in die andere, nochmal in die... irgendwann hatte ich die richtige Haltestelle gefunden. Rein in den Bus, bis zur Endstation, nach dem Terminal gefragt... ach ja, das war ja eine Haltestelle vorher! Also wieder (zum Glück nur ein paar Hundert Meter) zurück und da das Terminal... von der Linie gefunden, die ja erst um 14 Uhr fährt! Uffz. Da hab ichs aufgegeben, mir ein Ticket gekauft und mich dahin gehockt.

Wer Japan mal von unten, quasi das Hartz 4-Equivalent, erleben will, der setze sich einfach mal für ne Stunde in ein Busterminal. Wat da so an Volk rumläuft... am besten war der Renter, der alle 10 Minuten zu der Kassiererin lief um vermutlich jedes Mal die gleiche Frage zu stellen oder um noch mal auf den Fahrplan zu gucken. Zwischendurch schlürfte er Kaffee aus der Dose oder klapperte mit seinem Gebiss rum. Ich war eh schon angefressen wegen der Buspleite, das hätte mir fast den Rest gegeben.
Zum Glück fuhr dann der Bus ab und er alte Herr nicht mit.

Nach ungefähr einer halbstündigen Fahrt durch die steilen Straßen im Urwald (nuja, es scheint auf jeden Fall wild zu wachsen) und einem Zwischenstopp an einer Quelle, zum rituellen Wassertrinken, tauchte dann endlich ein See auf und an dessen Ufer das Ziel: Osore-zan.
Die Legende zu diesem Ort: vor rund 1200 Jahren, als der buddhistische Priester En'nin in China für Studien war, erschien ihm im Traum ein Mönch. Dieser teilte En'nin mit, er möge nach seiner Rückkehr nach Japan nach Osten gehen. Nach einem 30-tägigen Marsch von Kyoto aus würde er einen heiligen Berg finden. Dort solle er dann eine Statue des Bodhisattva Jizou aufstellen und den Buddhismus lehren. Nach einigen Mühen landete er dann in den Bergen der Shimokita-Halbinsel und fand dort den See, wo Osore-zan jetzt steht. Zufälligerweise ist der See von 8 Gipfeln umgeben, genau so viele wie Blütenblätter am Lotus, das Symbol der Welt Buddhas. Und es finden sich angeblich 108 Teiche mit kochendem Schlamm und Wasser und 108 ist im Buddhismus die Anzahl der weltlichen "Gelüste" und Sehnsüchte.

Am See findet man jetzt also einige dicht bewaldete Gipfel, eine harsche Landschaft aus Vulkangestein, viel Blubbern und Dampfen, kleine bemäntelte Buddhafiguren wie diese hier:

Weil das auch ein Ort ist, an dem vor allem den verstorbenen Kindern gedacht wird, stehen überall kleine bunte Windräder herum. An diesem Tag war es ziemlich windig und so gehörte neben dem allgegenwärtigen Krächzen der Raben (oder Krähen?) das Quietschen und Flattern der Windspiele zur Geräuschkulisse. Eine recht unheimliche Atmosphäre, mit den wolkenverhangenen Gipfeln und dem leichten Nieselregen. Da es sich um einen der heiligsten Orte Japans handelt, darf natürlich auch ein Tempel nicht fehlen, der aber neben der ihn umgebenen Landschaft wenig aufregend ist:

Nach dem Tempel führt ein Rundweg durch die karge Vulkanlandschaft. Es riecht überall nach Schwefel, kleine Berge aus Vulkangestein sind aufgehäuft und daneben der total klare (weil vermutlich ziemlich tote, mal von diversen Bakterien und ähnlichem abgesehen) See.

Nachdem ich mir alles aufmerksam angesehen und den Rundgang beendet hatte ging es wieder zurück zum Ausgang und zur Bushaltestelle. Und jetzt ratet mal: klar, ich hatte den Bus gerade verpasst. Und weil der nur viermal am Tag fährt, musste ich mal wieder 2 Stunden auf den nächsten warten. Das Restaurant dort machte gerade zu, Essen war also auch nicht drin, also in das Wartehäuschen gehockt, das glücklicherweise sauber und gemütlich war. Dort lagen ein paar Gästebücher herum, in denen ich ein wenig herumblätterte, um die Zeit totzuschlagen. Mit dem Handy spielen war auch nicht mehr, der Akku ging zu neige.

Irgendwann kam er dann endlich, der letzte Bus des Tages. Der Busfahrer machte im Wartehäuschen noch die Jalousien und die Tür zu und dann gings wieder runter nach Shimokita. Was war ich heilfroh wieder da unten zu sein und vor allem gleich einen Zug nach Aomori zu erwischen. Nur doof das die Zugfahrt knapp 2 Stunden dauerte und außer der Dunkelheit draußen nicht viel zu sehen war. Irgendwann war ich dann endlich wieder "zu Hause", schnell noch im Konbini ein Abendessen geholt (Flaisch! und zum Nachtisch lecker Pudding) ab ins Hotel und Feierabend machen. Zwar war der Besuch von Osore-zan ein absolutes Erlebnis, jedoch der dorthin und wieder zurück vor allem eins: die Hölle.

22.8.08

Du darfst nicht vergessen zu essen

Okay, Aomori also. Ist so ein wenig provenziell, weit weg vom Glamour Tokyos. Es gibt hier zwar den ein oder anderen interssanten Laden und einen schönen Ausblick auf die Bucht (der Akku für die Kamera musste geladen werden, deshalb leider keine Fotos, hab ich nur analog), aber sonst ist hier nicht allzu viel los. Für einen Besuch im örtlichen Kunstmuseum, welches schon allein vom architektonischen ziemlich interessant aussah, war ich wie immer zu spät (die machen halt immer schon um 17 Uhr Feierarbend). Shopping ist hier auch nicht der Hit, was blieb war: Essen. Neben Äpfeln (schon wieder!) sind Bartmuscheln (Hotate) die hiesige Spezialität. Ich bin in eins der vom Reiseführern empfohlenen Lokale, Kakigen, und die Empfehlung war goldrichtig. Es gab die Auswahl zwischen frittiert, in Butter gebraten und Sashimi (also roh), ich hab mich mal für letzteres entschieden. Und es war absolut hervorragend! Wie üblich gab es dazu Misosuppe, eingelegtes Gemüse, grüner Spagel in Sesamsoße und Reis. Lächerlicher Preis für das ganze: 1400 Yen, also 9 Euro. Ich schätze mal zu Hause würde ich dafür mindestens das 4-fache bezahlen. Also wenn sonst nichts da ist, auf eines ist in Japan immer Verlaß: gutes Essen. In diesem Sinne: Itadakimasu!

Erster Eindruck von Aomori

In Aomori bin ich sicher angekommen, mein Hotel hab ich auch gefunden, mal ein kurzer erster Eindruck. Ins Internet bin ich im Kaufhaus in der Nähe des Bahnhofs gekommen. Dort kann man sich kurz an der Info melden und darf dann für 1 Stunde das Netz kostenlos besurfen. Direkt neben dieser Internetecke war eine kleine Familienarcade - wo auch problemlos ein House of the Dead 4 Automaten neben den Automaten für die ganz kleinen steht. So sah man dann auch junge Schulmädchen nach der Fotosession im Purikura dort fröhlich auf Zombies ballern.

Auch lustig: ich kam ins Klo rein und dort lief übelster Miami Bass / Südstaaten Gangster-Hiphop. Die Bitch ist so fett etc. pp. und doch bitte Ass shaken. Ob das während dem Geschäft auf dem Klo so eine gute Idee ist, glaube ich nicht.

Das Hotel hier wo ich jetzt residiere ist übrigens tiptop, Zimmer groß genug, sehr gut ausgestattet (zum ersten Mal ein Flachbildfernseher!), im Kühlschrank steht sogar ein Fläschchen Energiedrink.

Und im Fernsehen wurde grad gezeigt, wie man Schulfernsehen richtig macht: man stellt dem Chemielehrer einfach eine niedliche Studentin daneben, die nochmal nachfragt um am Ende das Gelernte wiederholt und zusammenfast. Wenn ich da an unser gutes altes Telekolleg Chemie zurückdenke...

Ach ja, das Wetter ist übrigens sehr gut, so um die 20° und Sonnenschein. Jetzt geh ich erstmal zum Meer und guck mich was in der Stadt um.

Schlag ins Wasser

Und schon geht es wieder fröhlich weiter Richtung Norden, das Ziel heißt dieses mal Aomori (grüner Wald, wobei es auch blauer Wald heißen könnte, die Farbe "aoi" ist da etwas flexibel). Ich werde damit mein nördlichstes Ziel meiner Reise erreichen und ich hoffe trotz der Nördlichkeit auf besseres Wetter als gestern in Sendai. Da hat es nämlich, welch Überraschung, ich hatte ja nur einen Ausflug geplant, mal wieder wie aus Eimern geschüttet. Eigentlich hatte ich vor mir die Bucht von Matsushima anzusehen, die als einer der schönsten Gegenden Japans gilt. Nur war davon nichts zu sehen gestern. Ich bin mit dem Zug zum nächstgelegenen Fährableger gefahren, in der Hoffnung, das Wetter würde sich etwas bessern. Aber nichts dergleichen, weiter Bindfadenregen, heftiger Wind, alles grau in grau. Da die Fährfahrt auch mal rund 10 Euro gekostet hätte, beschloß ich, dass das zwecklos und Geldverschwendung wäre und kehrte durchnässt (meine Hose zumindest, meine Schuhe waren auch nass, aber da kam nix durch, gute Investition) wieder nach Sendai zurück.

Und was macht man so, wenn es nicht so läuft, wie man es gern hätte und Zeit tot zu schlagen hat? Klarer Fall: Frustshopping! Aus dem Bahnhof raus gab's direkt ein Anlaufziel, ein "Loft" (ein Kaufhaus wie bei uns Kaufhof, Karstadt etc.), der neben einem HMV und einem Muji vor allem eins hatte: ein Village/Vanguard! Diese Kette hatten Martin und ich beim letzten mal zufällig in Fukuoka entdeckt. Die Läden sind vollgestopft mit lauter Dingen, die man nicht wirklich braucht: Scherzartikel, Spielzeug, ungewöhnlich Musik, Bücher und Manga und für mich immer ein beliebtes Ziel: die Holga-Abteilung. Das sind ähnlich wie Lomo ungewöhnliche und billige Kameras, von ganz miniklein (hatte ich beim letzten Mal schon gekauft) bis zur Luxusausführung mit Farbblitz, Filtern und Ministativ. Ich hatte überlegt mir mal die Standardausführung einer Holga zu holen, die mit 120er Rollfilm arbeitet (gibt auch Adapter für 35mm Film und Polaroid), aber ich entschied mich dann für eine "Golden Half"-Kamera, ein Halb-/Hochformatkamera und einen dazugehörigen Blitz. Da diese Kamera auf einem 35mm Film nur die Hälfte belichtet, kann man damit doppelt so viele Fotos machen, mit dem beiliegenden 24er als 48 Fotos. Ich bin mal sehr gespannt auf die Bilder, die da rauskommen.

Weiter ging es dann in die Einkaufsarkaden. Ein Großteil der Innenstadt durchzieht eine ziemlich große überdachte Fußgängerzone. Bei dem Mistwetter war das natürlich optimal. Und wieder fand ich diverse Läden, die ich in Tokyo auch schon besucht hatte - nur waren die hier besser ausgestattet! Zum Beispiel der ABC Schuhladen, eine Riesenauswahl... und ich war wieder kurz davor die Adidas Grün zu kaufen, halber Preis, Statt ursprünglich rund 65 Euro jetzt 35 Euro. Und ich überlege noch lange, tss... Nein, ich hab sie stehengelassen. Das Geld hab ich dann in einem Videospielladen gelassen, wo ich "Rythm Tengoku Gold" und "Taiko no Tatsujin DS" gebraucht kaufen konnte. Das geile ist ja: man kann Gebrauchtware kaum von Neuware unterscheiden, in 1A Zustand.

Wo ich auch wieder gelandet bin, war in der Spielhalle, wo ich noch ein paar Runden "jubeat" eingelegt habe. Jetzt wo ich den e-Amusement Pass habe und somit meine Fortschritte gespeichert werden, wird das ganze noch süchtigmachender. Ich kann neue Lieder freischalten und andere Gimmicks und kann in höhere Level aufsteigen. Wie gesagt, macht süchtig. In einer anderen Spielhalle hab ich dann noch Guitar Freaks V Infinity-was-weiß-ich ausprobiert. Aber "Guitar Hero" ist einfach wesentlich besser, es fühlt sich wesentlich "echter" an. Von der besseren Musikauswahl ganz zu schweigen, wobei ich ein paar J-Rock-Sachen auch gerne bei Guitar Hero hätte.

Irgendwann war es dann auch Zeit etwas zu essen und so kehrte ich in das nächstbeste kleine Restaurant ein, das damit warb, das Menu auch in Englisch zu haben. Drinnen saßen zwar nur ein paar Ommas (hatte vielleicht auch etwas mit der Uhrzeit zu tun, 16 Uhr), aber egal. Ein kleines Menu aus Tenpura-don (frittierte Garnele und Gemüse auf Reis) und Udon (dicke Nudeln in Suppe) bestand. Dazu gab es wie üblich ein Glas Wasser und eine Tasse heißen Tee, alles auf Anfrage nachfüllbar (wie gesagt, wann, Deutschland, ach vergiss es). Ich musste keine 5 Minuten warten, da stand alles auf dem Tisch, alles sehr lecker und mit rund 7 Euro auch nicht wirklich teuer.

Ach, wo wir grad beim Essen sind, bei McDonalds gibt es momentan den BigMac für 200 Yen, also rund 1,20 Euro. Normalpreis ist 640 Yen, knapp 4 Euro. (Damit ist Mikas Frage jetzt auch geklärt)

Auf dem Weg zurück zum Ryokan kam ich noch an der Sendai Mediathek vorbei. Das ist eine Mischung aus öffentlicher Bibliothek, Museum und Kultur- und Bildungszentrum. Im Eingangsbereich gibt es einen sehr interessanten Nadiff-Shop, wo es neben diversen Büchern und Zeitschriften über Architektur und Kunst auch einige interessante Designdinge zu kaufen waren, zum Beispiel T-Shirts, Taschen, Flipflops usw. Im Bibliotheksbereich gab es auch zwei englischsprachige Tageszeitungen zu lesen, wo ich dann auch endlich mal Klarheit bekam, warum sich hier Sumooffizielle ständig eim Fernsehen entschuldigen: der russische Top-Sumoringer Wakanoho hat sein Portmonee verloren und darin war eine "russische" Zigarette. Offensichtlich ist es dort üblich in die Zigaretten eine Ladung Marihuana reinzumischen. Dummerweise fand man bei der Durchsuchung der Sumoringerunterkünfte noch ein Pfeifchen und nochn büschen Gras. Das geht natürlich ü-ber-haupt-nicht! Neben dem schweren Regen und natürlich dem Flugzeugabsturz in Madrid _die_ Nachricht derzeit in Japan. Na gut, wenn nicht schon wieder jemand eine Medallie gewinnt (oder verliert, Schlaaand!).

Im nächsten Stockwerk, in der Gallerie gab es dann eine Ausstellung, Thema war irgendwas mit Kunst und die Stadt. Kostete aber Eintritt und da ich schon diverse Stunden wieder rumgelatscht war, fehlte mir auch die Motivation. Schade, hätte ich das mal früher gewusst.

Wieder im Ryokan angekommen ging's erstmal ins Bad. Hier ist das Bad relativ klein, am ersten Abend stand ich erstmal wie Hein Blöd nackt in der Gegend rum und musste warten, bis einer der drei Waschplätze frei wurden. Und ich kann euch sagen, die Japaner sind sehr gründlich bei der Wäsche vor dem Bad. Dieses Ryokan hat auch nicht so ein typisch japanisches Bad, sondern ein Jacuzi. Keine Ahnung was da toll dran sein soll. Wirklich entspannt rumliegen konnte ich da zumindest nicht (insbesondere, wenn da noch einer mit drin ist). Immerhin hatte ich gestern das Bad für mich allein und konnte mir ordentlich Zeit lassen.

Nicht allein war ich aber offensichtlich sonst. Eine Gruppe Schüler hatte sich wohl einquartiert und die liefen ständig durch die Gänge. Einer der wenigen Nachteile dieser Unterkunft, es war recht hellhörig. Als ich aber um halb zwölf ins Bett ging, war es relativ ruhig.

Heute morgen ging es dann ans auschecken. Gestern hatte ich etwas zu viel ausgegeben und hatte nicht genug Bargeld am Mann. Aber Visa sollte kein Problem sein, also Bitte sehr. Tja, was dann folgte war eine Viertel Stunde herumprobieren, hier Knopf drücken, da was eingeben, mit dem eCash-Terminal-Anbieter telefonieren, wie auch immer: irgendwie wollten die meine Kreditkarte nicht. Dann bin ich halt fix um die Ecke zur Post geflitzt und hab da noch etwas Geld abgehoben. Doof ist nur: ausgerechnet jetzt scheint sich meine Bankkarte zu verabschieden, die hatte schon vorher mal 5 Versuche gebraucht, bis der Automat sie annahm. Zum Glück hab ich noch eine Ausweichkarte dabei, die ich allerdings nur im Notfall brauchen wollte. Naja, ist ja ein Notfall. Also wieder zurück, für die Mühen entschuldigt, im Gegenzug entschuldigt sich die Besitzerin noch für den Lärm der Schüler, ein kurzes Schwätzchen über das nächste Ziel und dann verabschiedet und zum Bahnhof.

Am Bahnhof habe ich mir, nachdem ich mein Zugticket hatte, erstmal das übliche Ekiben besorgt. Spezialität Sendais: Gyutan, Kalbszunge. Hab ich vorher noch nie gegessen, sah aber lecker aus, also ab dafür. Schmeckt übrigens sehr gut, festes Fleisch (kein Wunder, ist ja fast nur gut durchtrainierter Muskel) und ordentlich gewürzt, bei den Beilagen gab es sogar ein paar Pepperoni! Schärfe gibt es, mal vom Wasabi abgesehen, in Japan eher seltener.

So, mittlerweile sitze ich im Intercity nach Aomori, in einer halben Stunde bin ich da. Dann muss ich erstmal nach einer Möglichkeit suchen ins Internet zu gehen. Ich hab nämlich total vergessen auszudrucken, welches Hotel ich reserviert habe und jetzt muss ich erstmal noch meine Mails checken und das nochmal nachschauen. Irgendwie sollte das ja hinzukriegen sein.

21.8.08

City of Trees

(Version 2.0 mit Bildern)

In Sendai bin ich jetzt also angekommen. Nachdem ich aus dem Zug raus war, hieß es erstmal die U-Bahn finden. Na gut, kein großes Problem, wenn es nur eine Linie gibt, man muss halt nur die richtige Richtung finden (Ja, hab ich geschafft). Der Weg zum Ryokan (traditionelle japanische Herberge) war auch recht einfach zu finden, da Sendai wie mit dem Lineal aufgebaut ist. Und das nicht erst seit dem Wiederaufbau nach dem Krieg, sondern schon seit seiner Blütezeit im 17. Jhd. Im Ryokan war die Dame am Empfang sehr erfreut ob meiner Japanischkenntnisse, aber da sie die Funktion von Airconditioning, Fernseher usw. selber vorgeführt hat, hätte es auch diese Kenntnisse nicht gebraucht. Aber angenehm ist es schon.

Am Zimmer gibt es überhaupt nichts auszusetzen, ziemlich groß, picobello sauber und den üblichen Annehmlichkeiten ausgestattet. Die Lage ist auch okay, nicht direkt im Zentrum, aber wie ich feststellen konnte, ist hier alles recht kompakt, also auch kein großer Weg zum Bahnhof und ins Zentrum.

Nachdem ich also im Ryokan eingecheckt war, hab ich mich mal aufgemacht, die Stadt zu erforschen. Von der Touristeninfo hatte ich eine Karte bekommen und das interessanteste schien mir die Überreste von Sendais Burg aufzusuchen. Das Wetter war ganz angenehm, nicht zu heiß und bewölkt. Unterwegs bin ich dann zum ersten Mal auf den Gründer Sendais, Date Masamune, gestoßen - und zwar auf der Rückseite eines Straßenschilds:

Der Weg zur Burg (bzw. das was von ihr übrigblieb, die wurde während den kulturellen Umwälzungen der Meiji-Zeit zerstört) geht ein gutes Stück bergauf und ein bißchen durch die Wälder. Spätestens da wird einem klar, warum Sendai als Stadt der Bäume gilt. Die Hauptstraßen sind größtenteils Alleen, es gibt große Parks und den Wald in der Nähe. Oben angekommen gibt es außer ein paar Mauerresten und rekonstruierten Wachtürmen nicht wirklich viel zu sehen. Mal abgesehen von der guten Aussicht auf die Stadt...

Und der Statue für den Gründer Date Masamune:

Mittlerweile war es schon nach 17 Uhr, die Museen somit geschlossen und dort oben nicht mehr viel zu tun. Außerdem wird es hier ziemlich flott dunkel (so um 19 Uhr ist es hier duster), also mal runter in die Stadt, mal sehen was die sonst noch zu bieten hat. Machen wir es kurz: ein Shoppingtraum (und somit ein Alptraum für mein Konto). Unter anderem habe ich einen großartig ausgestatteten graniph-Shop gefunden und zu viel Zeit bei HMV verbracht. Mit dem Ergebnis, dass ich schon wieder ein neues Shirt und 5 neue CDs... obwohl ich nicht mal eine Möglichkeit dabei habe die abzuspielen, der eeePC ist in dieser Hinsicht etwas nachteilig.

Falls es jemanden interessiert: "Rest and be thankful" von Stapleton, "Chemical Chords" von Stereolab, eine Envy / Jesu-Split CD, eine Offminor / Killie-Split CD (eigentlich nur wegen der Verpackung...) und zu guter Letzt "kannichnichtschreibenistjaisländischdasneuealbumaufjedenfall" von Sigur Ros. (Ich hatte auch Links zu den jeweiligen Bands fertiggemacht, aber weil das Pissinternet hier grad rumspackt, sind die jetzt weg. Müßt ihr halt selber suchen, haben alle Myspace-Seiten)

Von diesem Eindruck her find ich Sendai ziemlich super. Auf dem Weg zurück zum Hotel kam ich auch noch an ein paar sympatisch aussehenden Lokalen vorbei. Find ick juut hier. Mehr gibts morgen, ich geh jetzt erstmal ins Bett. Bzw in den Futon...

Sei kein Rettich!

Auch wenn es in Japan bei weitem nicht so schlimm ist, mit dem Mangel an Benehmen, wie zu Hause in Deutschland (bisher hab ich nur einmal einen Klingelton gehört, einmal hat einer telefoniert und einmal lief Musik vom Handy, aber das waren Italiener), aber es schadet ja nicht immer mal darauf hinzuweisen, was man doch bitte zu unterlassen habe. Und wie immer in Japan wird das ganze mit niedlichen Charakteren erklärt, in diesem Fall mit Gemüse. Die braven Tomaten und Kartoffeln werden von Rüpelrettichen böse belästigt!

Gefunden, wenn ich mich recht erinnere, am Bahnhof von Matsumoto. Wo mir wieder einfällt, die Ansagerin hat immer wenn ein Zug einfuhr und die Leute ausstiegen den Bahnhof mit "Matsumotoooooo! Matsumotoooooooo!" angesagt (hier ein Youtube Video, wo man das hören kann). Kann man bestimmt einen prima Technotrack draus machen...

20.8.08

Why does it always rain on me?

So, das erste mal Shinkansen auf dieser Reise. Und auch wenn's schnell geht, vom Komfort saß ich hier schon in besseren Zügen. Könnte aber auch an der Strecke liegen, auf jeder Linie fahren ja verschiedene Typen von Shinkansen. Wie auch immer, vorhin setzten sich zwei offensichtlich Tokyoter Mädels neben mich und ich lege mir schon mal mental die Sätze zurecht, die ich aufsagen will, wenn ich aussteigen muss. Ich steige nämlich schon etwas früher um in eine andere Linie und muss natürlich sehen, dass ich den beiden nicht meinen Rucksack auf den Kopf fallen lasse. Mit den ganzen Souvernirs wird der Rucksack auch immer voller. Ich glaub ich muss unterwegs mal etwas weitergeben.

Und mit Souvenirs habe ich auch eine gute Überleitung zurück nach Obuse. Nachdem ich den x-ten Andenkenladen auf der Flucht vor dem Regen aufgesucht hatte, wollte ich mich auf den Weg zurück zum Bahnhof machen. Mittlerweile nagte aber auch ein wenig der Hunger an mir und mit der Empfehlung des Reiseführers, sich nicht eine der Spezialitäten Obuses entgehen zu lassen, kehrte ich in das nächste, sympathisch aussehende Restaurant ein. Dort gab es Soba (Buchweizennudeln) in verschiedenen Varianten. Ich wurde zu meinem Platz gebracht, kriegte ein Glas Wasser (wann setzt sich das eigentlich mal in Deutschland durch?) und entschied mich für Tororo Soba und Apfelsaft. Von Tororo hatte ich mal in der Serie "Osen" gesehen und jetzt wollte ich das auch mal probieren. Tororo ist eine Art Yamswurzel und wird gerieben als Brei gereicht. Wie bei so vielen "Beilagen" in Japan schmeckt es nicht nach viel, wirkt aber frisch zusammen mit Soba. Die werden übrigens kalt serviert und einfach in eine Soße getunkt und dann gegessen. Ein typisches japanisches Sommergericht. Ach, der Apfelsaft war übrigens auch sehr lecker.

So gestärkt ging es dann wieder raus in den Regen, aber bis zum Bahnhof war es nicht mehr weit. Fahrkarte gezogen, ab in den Zug und zurück nach Nagano. Dort angekommen, hieß es erstmal "Halt!" von Fahrkartenkontrolleur. Bin ich doch glatt den Expresszug ohne Zuschlag gefahren! 100 Yen in die Hand gedrückt und gut war's. War aber auch nirgendwo erkennbar, dass es da einen gesonderten Tarif gab, naja, ging ja glimpflichst aus.

Weil es noch recht früh am Tag war (so um 15 Uhr) dachte ich mir, mich einmal in Nagano umzusehen. Aber da es immer noch regnete bin ich erstmal ins nächstgelegene Geschäft und hab mir einen Regenschirm besorgt. Als ich aus dem Laden wieder rauskam schüttete es dann aber wie aus Eimern, ach, was sag ich, Fässern. Da war mir dann auch die letzte Lust vergangen, ich bin wieder zum Bahnhof und zurück nach Matsumoto. Dumm gelaufen, so ein Dauerregen kann einem schon ordentlich den Spaß vermiesen.

Wie schwer die Regenfälle waren, konnte ich in den Nachrichten sehen, denn die Topnachricht kam zur Abwechslung mal nicht aus Peking, sondern aus den nahegelegenen Nordalpen, wo es einen ordentlichen Bergrutsch gab. Zwei Bergführer werden vermisst, wenn ich das richtig interpretiert habe, da fehlt mir noch ein Stück weit Japanisch.

Mittlerweile habe ich übrigens den Zug gewechselt, jetzt sitze ich in einem Doppeldeckershinkansen neuerer Bauart. Durch die Doppeldeckerbauweise sind allerdings die Gepäckablagen etwas niedriger und so passt mein Rucksack da nicht rein. Zum Glück ist neben mir (noch) frei und so kann ich mein Gepäck einfach auf den Platz neben mich stellen. Aber jetzt erreichen wir schon den nächsten Bahnhof, ich hoffe die Plätze bleiben frei... Jetzt nutze ich die Zeit bis Sendai erst einmal für ein Nickerchen. Das Geschaukel im Zug macht einen sooo müde.

19.8.08

Äh, wo war ich stehengeblieben?

So, wo war ich zuletzt? Ach, im Zug nach Matsumoto. Und da bin ich jetzt auch, aber morgen schon wieder weg. Und heute noch in in Obuse. Da kommt man schon mal etwas durcheinander. Also, nochmal zurück zu gestern... (zum Tippen gibt es nebenbei Bierchen, Senbei und London Hearts)

Ich bin so um 14 Uhr in Matsumoto angekommen und gleich erstmal den Weg zum (glücklicherweise) nahegelegenen Hotel. Aber für den Check-in war ich halt immer noch eine Stunde zu früh. Also Gepäck dort gelassen und ab in die Stadt. Die macht einen recht relaxten Eindruck, es gab sogar den ersten Japaner, der mich einfach so angequatscht hat (Verlauf des Gesprächs ungefähr "Guten Tag" - "Guten Tag" - "Pass auf dich auf, es ist ziemlich heiß" - "Nicht wahr, danke für den Hinweis" - "Also, alles Gute!" - "Danke, bis bald!"). Unterwegs noch bei der Post gewesen (da gibt es immer einen internationalen Bankautomaten) und nach knapp einer halben Stunde war ich dann an der zentralen Sehenwürdigkeit angelangt: dem Schloß.

Das Schloß von Matsumoto gehört zu den ältesten original erhaltenen und damit das auch noch länger so bleibt, heißt es am Eingang: Schuhe aus (und ab in diese Plastiktüte hier und mit rumgetragen)! Was im Verlauf des Rundgangs ein wenig knifflig war, denn die Treppen im Schloß sind teilweise übelst steil mit riesigen Stufen. Nebenbei gab es noch jede Menge Originalfeuerwaffen aus dem 16. Jhd. zu sehen. Da wurden ganz schöne Kaliber herumgewuchtet, damals. Je weiter es nach oben ging (das Schloß hat 6 Stockwerke) wurden auch die Schlangen vor den Treppen immer länger, es war nicht soooo voll, aber schon mehr als genug für so ein kleines Schloß.
Ganz oben angekommen blieb dann nicht viel Zeit die schöne Aussicht zu genießen, denn man wurde von den nachrückenden Menschenmassen ganz unauffällig zum weitergehen aufgefordert.

Wieder zurück am Hotel konnte ich dann auch einchecken. Das Gepäck war netterweise schon auf dem Zimmer. Das Hotel hat zwar seine besten Tage auch schon hinter sich, aber mit der Lage, Preis und Service eigentlich voll in Ordnung. Und vor allem: im obersten Stockwerk gibts das große Bad und für sowas bin ich ja immer zu haben (wenn es sauber ist, wie in diesem Fall, 1A). Bevor ich da aber rein bin, ging's noch mal zurück in die Stadt und... naja, shoppen halt. In diesem Fall bei Muji, wo ich mir ein neues Minihandtuch gekauft habe (hab mein altes ja im Okinawa-Izakaya vergessen...) und jede Menge Snacks und Süßkram, da ist bei Muji hier eine ziemlich große Auswahl vorhanden und vor allem sind die Sachen bei Muji hier auch bezahlbar (bei dem in Düsseldorf bezahlt man gerne mal mindestens das Doppelte als den Yenpreis).

Wieder zurück also ins Bad, noch etwas ferngesehen und geschlafen, denn heute ging es früh raus. Zum einen stand ein Ausflug auf dem Programm und zum anderen gibt es das Frühstück nur bis 9 Uhr. Beim Frühstück gab es die Auswahl zwischen westlichen und japanischen - ratet mal wofür ich mich entschieden habe. War auch okay so, nix weltbewegendes, aber vermutlich besser als das westliche.

Es ging also auf nach nach Obuse. Dafür musste ich erstmal nach Nagano (na, woher kennt man das?) und dann weiter mit der Bimmelbahn. Je näher man nach Obuse kam, um so mehr wichen die Reisfelder Apfelbaumplantagen, Kastanienwäldern und Wein... äh, feldern. Dafür ist die Gegend wohl bekannt. Was man dann auch in Obuse zu sehen kriegte, denn dort wimmelt es von kleinen Geschäften, die Produkte aus Kastanien, Äpfeln und Trauben verkauften.

Aber deswegen war ich nicht da, ich wollte ins Hokusai-Museum. So ziemlich dürfte ja das Bild mit der Welle kennen (zumindest alle, die schonmal in meiner Küche waren). Und das hing dort neben anderen schwer beeindruckenden Werken Hokusais verschiedener Phasen und Stile, Skizzen, Tuschezeichnungen und Holzschnitte. Übrigens gab es auch die 11 einzelnen Schritte zu sehen, aus denen sich die Welle zusammensetzt. Höchst interessant!

Wieder draußen... es hatte vorher schon geregnet, aber mittlerweile hatte es sich ordentlich eingeregnet. Und ich hatte keinen Schirm dabei. Also auf dem Rückweg von Laden zu Laden gehüpft und dabei nebenbei noch Souvenirs gekauft, wie Kastanienbonbons, Apfelküchlein und... frittierte Grashüpfer. Die hat mir der Typ an einem Verkaufsstand zum probieren angeboten. Und die schmecken in der Tat echt gut. Feiner Snack zum Bier. Muss jeder zu Hause mal probieren, bringe ich mit!

So, und jetzt bin ich zu müde weiter zu schreiben. Morgen hab ich ja ne lange Zugfahrt, da bleibt genug Zeit dafür. Ihr müsst euch also ein bißchen gedulden, ich hoffe ihr schafft das so gerade noch...

18.8.08

I'm on a train

(Soundtrack zu diesem Eintrag: On a train von Eskobar)

Meine Zeit in Tokyo ist für's erste vorbei, jetzt beginnt die Nomadenphase, alle 2 Tage geht's woanders hin. Unterwegs im Zug bleibt mit immerhin die Zeit, mal in Ruhe zu tippen, in Tokyo war das angesichts der ständigen "Termine" etwas "stressiger".

Ich wollte ja noch vom gestrigen Tag berichten. Nachdem es hier ja ständig ziemlich heiß war (30°C+, auch nachts gab es wenig Abkühlung), gab es gestern einen regelrechten Absturz was die Temperaturen angeht. Fast 10°C kühler, mit 25°C also ziemlich erträglich. Leider hat es dazu auch fast ständig genieselt, wenn nicht sogar amtlich geregnet. Ausgerechnet bei diesem Wetter also machten sich Miho und ich also auf nach Kamakura, dort wohin der Tokyoter fährt, wenn er einen Tag am Meer haben möchte.

Aber nicht nur Strand gibt es dort, sondern auch eine Menge Tempel und Schreine, denn im 12. Jhd war Kamakura für kurze Zeit das militärische Zentrum Japans. Der damals dort herrschende Feldherr war ein Förderer des Zen-Buddhismus und so förderte er die Errichtung von religiösen Orten, die von aus China geflüchteten Priestern gegründet wurden. Im Reiseführer wurde zwar davor gewarnt, dort am Wochenende vorbeizuschauen, aber offensichtlich hatte das Wetter leicht abschreckende Wirkung. Es war zwar einiges los, aber nicht so schlimm, das man sich nicht alles in Ruhe ansehen konnte.

In Kamakura angekommen, machten wir uns erst einmal auf zum Hachiman-gu-Schrein auf. Links und rechts des Eingangs waren zwei Teiche angelegt, die voll mit riesigen Lotusblätter und -blüten waren. Schöner Anblick.

Auf dem Platz vor dem Haupt-Tempel/Schrein tummelte sich ein Schwarm Tauben. Und das war ein ziemlich abgezockter Haufen, nicht so schreckhaft wie bei uns, wo man nur "Buh!" machen muss und schon sind sie weg. Wesentlich schreckhafter zeigten sich da schon insbesondere die jungen Japanerinnen. Wenn sich der Schwarm auf ein paar Mädels zu bewegte, gab es immer ein großes Gekreische. Manchmal hob der ganze Schwarm dann auch ab und drehte eine Platzrunde, allerdings nur ganz knapp über die Köpfe der Besucher. Man konnte die Flügelschläge förmlich im Nacken spüren.

Wie ich später dann feststellte, sind die Tauben so etwas wie das Maskottchen von Kumakura. Es gibt Geschäfte voll mit Keksen, anderen Süßigkeiten und sonstigem Tinnef in Taubenform. Putzig.

Oben am Tempelschreinwasauchimmer angekommen, haben Miho und ich dann noch so eine Art Horoskop gezogen. Dazu schüttelt man ein Kästchen, in dem Holzstäbe stecken. Durch ein kleines Loch zieht man einen dieser Stäbe heraus, auf dem dann eine Nummer steht. Dann erhält man dann sein Schicksal/Horoskop aus dem Kästchen mit der entsprechenden Nummer. Ich hatte wohl den Jackpot und das "bestmögliche" gezogen. War übrigens auch verständlich, denn für die Gaijin gibt es das ganze dann auch auf Englisch (auf rosa Papier anstatt weißem...). Damit sich das Schicksal und die damit verbundenen Wünschen erfüllen, knotet man den zusammengefalteten Zettel dann an eine Art Wäscheleine.

Nachdem so also für eine gute Zukunft gesorgt war, machten wir uns auf Richtung Strand. Leider nieselte es noch immer lustig vor sich hin und der Himmel sah auch nicht danach aus, als würde es Anstalten machen damit aufzuhören. Am Strand angekommen bekamen wir erst einmal Livemusik zu hören. An einem der zahlreichen Buden der Strandpromenade spielte eine Band zünftige Surfmusik (dat Pulp Fiction-Dingens zum Beispiel). Trotz des relativ schlechten Wetters war einges los am Strand. Sauber aufgeteilt nach Schwimmer- und nicht-Schwimmer-sondern-stattdessen-Windsurfen-und-Jetski-Bereich. Der Sand am Strand ist übrigens ziemlich dunkel, ich gehe mal von vulkanischem Ursprung aus. Ziemlich weit entfernt von weißem Sandstrand.

Miho und ich stellten unsere Füße mal kurz ins Meer (warm ist anders...) und nahmen dann in einer der Strandbuden Platz für die Mittagspause. Mihos Mutter war so nett und hatte uns zwei Dosen Bier mitgegeben. Klar, der Deutsche muss ja immer Bier trinken. Ich hatte dann dort eine Portion Ramen und Miho ein ziemlich mickrige Portion Yakisoba (auch in Japan gibt es Abzocke).

So gestärkt machten wir uns dann auf den Weg zum Daibutsu, dem großen Buddha von Kamakura. Trotz eines kleinen Umwegs fanden wir auch den Weg dorthin. Uns erwartete eine ziemlich beeindruckende, über 10 Meter hohe Bronzestatue, die seit über 500 Jahren dort Wind und Wetter widersteht, nachdem ein Tsunami den um ihn herum errichteten Tempel fortgerissen hatte.

Man konnte sogar einen Blick in das innere des Buddha werfen, ich musste mich ganz schön bücken um mir am Eingang nicht den Kopf zu stoßen. Ach, und damit man im Inneren auch etwas sehen kann, hat der gute auch zwei Fenster im Rücken:

In einem Raum neben dem Buddha hingen auch "seine" Strohsandalen, in passender Schuhgröße versteht sich. Alle drei Jahre werden diese von Schulkindern neu geflochten.

Danach war es dann wieder Zeit für den Rückweg nach Tokyo. Da es noch recht früh am Abend war, beschlossen Miho und ich noch in einem Izakaya vorbei zu schauen. In der Nähe des Bahnhofs von Ueno gibt es da einiges zur Auswahl, Miho führte mich in ein Okinawa-Style-Izakaya. Man musste sich erstmal bücken, um überhaupt reinzukommen und dann, na klar, Schuhe aus. Das Interieur war ziemlich... erdig, im wahrsten Sinne, denn die Wände waren mit Lehm verkleidet. Aber sehr gemütlich und atmosphärisch. Da ich a) von der Küche Okinawas keine Ahnung habe und b) die Karte eh nicht lesen konnte durfte Miho dann die Auswahl treffen. Neben den Getränken (ich hatte irgendwas mit sowas-wie-Grapefruit-gibts-nur-in-Okinawa-Sour-Longdrink)gab es also diverse Kleinigkeiten zu essen. Mal sehen, was ich noch zusammenkriege... ein leckerer Eintopf mit Schweinefleisch, Lotus, Konyakku, und anderem Gemüse; Seetrauben (wie Trauben, nur aus dem Meer, eigentlich ohne viel Eigengeschmack, mit Soße aber lecker und erfrischend); Champloo (Tofu, Gemüse und Co); karamelisierte Bohnen; Soba... so viele diverse Dinge, aber alles sehr lecker.

Übrigens sehr unterhaltsam ist immer der Chor der Kellner, jedes Mal wenn jemand hereinkommt gibt es aus allen Kehlen ein herzliches "Irishaimase!", natürlich auch einen Abschiedsgruß, wenn man geht. Als wir unsere Getränke bekamen, wartete die Kellnerin im Hintergrund, dass wir uns zuprosteten, um darauf einen "Otsukare-sama deshita!" (Danke für die gute Arbeit) Chor anzuleiern. Im Laufe des Abends wurde plötzlich das Licht gedimmt und in einer Durchsage wurde mitgeteilt, dass der ehrenwerte Besucher an Tisch XY heute seinen Geburtstag feiert. Woraufhin die versammelten Kellner ein Geburtstagslied anstimmten, selbst Miho war davon überrascht und hat sich gekugelt vor lachen. Lichtjahre besser als dieses ewige Stevie Wonder-"Happy Birthday"-Runtergeleier.

Irgendwann war dann auch alles aufgegessen und ausgetrunken, Miho war müde (sie muss ja heute auch schließlich arbeiten) und so verabschiedeten wir uns. Ich machte mich zurück zum Hotel (und stellte unterwegs fest, dass ich mein kleines Handtuch im Izakaya habe liegenlassen...) und hab mal angefangen zu packen. Mit einer Dose "Edelpils" (von Sapporo, wird mit deutschen Braumeistern im Fernsehen beworben) vor dem Fernsehen endete dann der letzte Tag in Tokyo. In einer Stunde bin ich dann in Matsumoto, im Herzen der japanischen Alpen. Bergigen Ausblick gibt es auf jeden Fall jetzt schon.

17.8.08

Kann ich nicht noch was bleiben?

Tscha, das ging jetzt flott, das ist schon der letzte Abend in Tokyo. Ursprünglich sollte es ja morgen nach Obuse weitergehen, aber nach dem Gespräch neulich im Flieger habe ich mich spontan entschieden, in Matsumoto zu stoppen. Von dort kann ich dann auch mal einen Tagesausflug nach Obuse machen.

Aber das ist ja morgen, erstmal das heute (und gestern). Gestern hab ich es dann irgendwann nach Mittag geschafft, mich aufzuraffen und raus zu gehen. Erstmal zum Bahnhof von Ueno, wo ich meinen Gutschein für den JR Pass gegen einen "echten" eingetauscht habe. Was zum Glück recht flott von sich ging, beim letzten Mal im Bahnhof von Tokyo saßen wir glaube ich ne gute halbe Stunde rum.

Anschließend ging es nach... puh, ich vergess das immer, Monzen-nakacho heißt die Station, ich glaub das ist Fukugawa, wo es ein Matsuri (Fest) gab, das sich im wahrsten Sinne des Wortes "gewaschen" hat. Im Laufe dieses Festes tragen verschiedene Gruppen unter großem Hallo und Anfeuerungsrufen Schreine durch die Straßen und die Dinger sehen wirklich schwer aus. Und weil es ja ordentlich heiß ist, werden die Träger regelmäßig ordentlich mit Wasser bespritzt. Ich hab Fotos gemacht, aber irgendwie will die meine Kamera nicht rausrücken...

Ach, übrigens fand dieses Schreingeschleppe natürlich mitten auf einer gut befahrenen Straße statt, die Autofahrer mussten also schön aufpassen, dass sie nicht in so eine Gruppe rauschen. Drumherum gab es noch die üblichen Sachen, die es bei so einem Natsumatsuri (Sommerfestival) halt so gibt: diverse Essenstände mit Yakitori, Yakisoba, Takoyaki, Okonomiyaki, Eis in diversen Varianten, kandiertes Obst, Zuckerwatte, Goldfischangeln, Schießbude usw usf. Zentrum war der örtliche Schrein, wo es auch Zeremonien aller Art gab. Und dazu noch Mädels in Yukata, alles was da sein muss.

Doof war nur: es fing an wie aus Eimern zu regnen. Die Schreinträger ließen sich davon nicht stören, die waren eh schon klitschnass und dieses Fest findet laut meinem Reiseführer auch nur alle 3 Jahre statt. War auf jeden Fall höchst interessant.

Danach bin ich noch weiter Richtung Ebisu. Eigentlich wollte ich mir mal Meguro ansehen, aber leider war es schon so spät und ich hatte ja noch eine Verabredung später am Abend. Also in Ebisu nur flott in den Yebisu Garden, wo man in dem dortigen Hochhaus bis in den 39. Stock fahren konnte. Schöne Aussicht von da oben, besonders nach dem Unwetter gab es einen recht dramatischen Himmel. Ich hab ein paar schöne Fotos, aber wie gesagt, die Kamera will grad nicht.

Am Abend war ich also bei Miho eingeladen. Sie wohnt relativ nah zu meinem Hotel, in einer Gegend hinter dem Ueno Park. Sie wohnt über einer Bäckerei, die ihren Eltern gehört. "Pain de Mie", falls mal jemand im der Gegend in Nezu ist. Die habe ich dann auch gleich mal kennengelernt, mein Gastgeschenk überreicht (Kölsch und Haribo...). Der Tisch war schon gedeckt, reichhaltigst und ohne langen Aufenthalt hieß es auch "Itadakimasu". Dazu gab's Fernsehen, klar Olympia. Kein Entkommen. War auf jeden Fall ein netter Abend, jetzt bin ich bei 2 Familien im Großraum Tokyo jederzeit willkommen. Zum Abschied gab's noch jede Menge Geschenke in Form von (huch!) Backwaren, schon mal Mitbringsel für zu Hause.

Für heute bin ich zu müde, da schreib ich morgen im Zug nach Matsumoto weiter. Vielleicht rückt dann die Kamera auch Bilder raus.

16.8.08

Sese Jones - Ramen zum Frühstück

Eine kurze Zusammenfassung der letzten 48 Stunden:

- Treffen mit Rebecca (Sprachkursmitschülerin) in Asakusa und Mittagessen in irgendeinem Familyrestaurant im obersten Stockwerk eines Omakaufhauses.

- Treffen mit Miho, Shopping in Ueno, kurzer Trip nach Roppongi, dort Besuch im neuen Kunstmuseum, bzw. dem Museumsshop, Blutvergiessen beim Totschlagen einer Mücke, endlich Herstellung der vollen Funktionstüchtigkeit des Mobiltelefons.

- Im Hotel rumlungern und relativ früh zu Bett gehen.

- Schlafen

- Aufstehen

- Weiterschwitzen (morgens um 10 Uhr: 33°C)

- erfolgloses Shopping in Akihabara und Ikebukuro.

- erster Test des jubeat-Automaten

- ein paar Blicke auf Street Fighter IV (sieht aus wie Street Fighter, nur mit neuer (extrem schicker) Grafik

- sehr wenige Blicke zum Vergleich auf Tekken 6 (sieht aus wie Tekken wie Tekken wie Tekken... booring!)

- Treffen mit Rei in Shinjuku, Besuch des Schwulenviertels, einer Bar dort, Kennenlernen von Rei's vielen (schwulen) Freunden, ein paar Bier ausgegeben kriegen.

- weiter nach Shibuya, ins "Womb" (jeiler Club, aber auch Gaijin-Abschleppschuppen) und zu Darren Emerson bis 5 Uhr tanzen.

- Ramen zum Frühstück und mit einem der ersten Züge zurück zum Hotel

- kurz schlafen

- duschen und endlich mal rasieren

- das hier schreiben

Pläne für den Rest des Tages: JR Pass eintauschen, einer Empfehlung von Mariko nachgehen, evtl. noch nach Meguro und heute abend bin ich von Mihos Familie zum Essen eingeladen. Jetzt muss ich aber mal los!

14.8.08

Etwas Haare schneiden

Ein schönes Beispiel für die lockere Mischung von Englisch und Japanisch:

Bedeutet ungefähr soviel wie "Ein wenig Haare schneiden", bezieht sich in diesem Falle aber darauf, dass man dort billigst seinen Cut kriegt.

Erste Inventur

Neben einem Fächer, den man hier wirklich braucht (wedelwedel, "Suzushiiii!") und einem taschentuchgroßen Frotteehandtuch (Schweiß-von-der-Stirn-wisch) hab ich wie bereits erwähnt ein paar Shirts gekauft, wie versprochen jetzt die Fotos. Zunächst mal das Keith Haring-Shirt:

Hier das Amano-Shirt, bzw. das Motiv in der Nahaufnahme, ist nicht so einfach zu erkennen:

Und dann noch das Tadoa Ando Shirt, zur Unterstützung der Sato Inland Sea Olive Foundation, die sich um die Wiederherstellung der Natur der Seto Inlandsee kümmert:

Heute hab ich dann auch noch Schuhe gekauft, diese schicken Slipper von Adidas:

Noch ist übrigens Platz im Rucksack, Bestellungen werden noch aufgenommen...

E for the effort, T for nice try

Wie gesagt, war ich gestern abend bei Familie Ishikawa nach Hause eingeladen. Mariko, die älteste Tochter, ist schon seit ein paar Jahren eine Brieffreundin und schon bei meinem ersten Japanbesuch wurde ich von der Familie fürstlich bewirtet. Diesmal also, passend zum Sommer, ein kleines Barbecue.

Ich traf Mariko am nächstegelegenen Bahnhof und von dort fuhren wir mit dem Taxi weiter. Angekommen gab's viel neues zu sehen. Nicht nur einen neugekauften Grill: nein, Papa Ishikawa hatte gleich das alte Haus (zumindest einen Teil) abgerissen und was neues hinbauen lassen. Alles eine Nummer größer als vorher. Platz auf dem Grundstück haben sie ja genug. Ich wurde erstmal ins Wohnzimmer vor den neuen Riiiiesenfernseher gesetzt, während sich der Vater um den Grill und Mutter und Tochter um die Vorbereitung des Essens kümmerten.

Tja, nur blieb das mit dem Feuer im Grill machen eher erfolglos. Nachdem das Feuer angezündet war überließ der Vater seinen Töchtern alles weitere. Die wedelten wie wild mit Fächern, aber wenn man eine geschlossene Platte drüber läßt, gibt das nicht viel mit dem Durchzug. Naja, groß einmischen sollte ich mich nicht, also machte die Mutter das einzig richtige, schmiß in der Küche die heiße Platte an und brutzelte dort das Grillgut. War auch lecker.

Während dem Essen (es kam ja ständig irgendwas neues dazu) unterhielten wir uns über diverse Dinge, z.B. erzählte der Vater, dass er neulich in Düsseldor (bzw. Mönchengladbach) auf Dienstreise war. Irgendwie kamen wir im Verlauf des Gespräch auf Nord- und Ostsee, worauf Mariko völlig überrascht reagierte: Deutschland liegt am Meer? Naja, bei so vielen Nachbarländern liegt es ja nahe zu vermuten, dass da kein Platz mehr für das Meer ist.

Irgendwann verschwand Saori (die jüngere Tochter) kurz zum Konbini, um Feuerwerk zu besorgen. Denn Sommerzeit ist in Japan Feuerwerkzeit. Allerdings, neben den großen öffentlichen Feuerwerken für den privaten Gebrauch eher kleines Zeugs für "auf die Hand". Schön isses trotzdem.

Ach ja, wusstet ihr eigentlich schon, dass japanische Kabelhersteller wegen der im Sommer allgegenwärtigen Zikaden (nehmt das Geräusch von Grillen, jagt es durch einen Verzerrer und verstärkt das Ganze zehnfach) ein Heidengeld machen? Irgendwie finden die Viecher Lichtfaserkabel total geil und knabbern fröhlich dran rum. Auf jeden Fall hat der Kabelhersteller, bei dem Papa Ishikawa angestellt ist, ein Zikadensicheres Kabel entwickelt. Und das muss jetzt natürlich überall benutzt werden, was bedeutet: ka-tsching!

Irgendwann war es dann Zeit, mich auf den Rückweg zu machen. Mariko und Saori brachten mich zum Bahnhof und erzählten mir unterwegs über die Gegend, die wohl laut Polizei als nicht wirklich sicher gilt, wegen der (Achtung!) Inder! Trotzdem kamen wir sicher am Bahnhof an und ich kam auch problemlos zurück zum Hotel. Und da sah ich dann im Fernsehen, wie man einen Grill richtig anfeuert. Hätten sie das mal früher gezeigt.