Völlig überraschend gab es gestern prächtigstes Wetter. Eigentlich war Regen, maximal "bewölkt, aber trocken" angesagt, aber in einem etwas verwunderlichen Fall von "falsch geraten!" gab es kein Wölkchen am Himmel und strahlenden Sonnenschein. Beste Voraussetzungen also für einen ausgiebigen Spaziergang - natürlich entlang der Chiyoda-Linie. Richtung Süden sollte es diesmal gehen, gesetztes Etappenziel war der Hibiyapark, unterhalb des Kaiserpalastes.
Also raus aus dem Apartment, die Straße runter Richtung Shin-Ochanomizu. *kleineJapanischExkursion* "Ocha no mizu" bedeutet übrigens "Teewasser" (Wasser für Tee, wortwörtlich "des Tees Wasser"), angeblich weil zur Edo-Ära der Shogun sein Teewasser aus dem Fluss dort entnommen hat. Das "Shin" dafür bedeutet "Neu", denn direkt neben der Tokyo-Metro-U-Bahnhaltestelle diesen Namens gibt es den JR-Bahnhof, der einfach nur "Ochanomizu" heißt. *EndederJapanischExkursion* An der Hauptstraße angekommen, erblickte ich auf der anderen Straßenseite eine steile Treppe, mit einem großen roten Torii oben:
Klar, da oben musste also ein Schrein sein! Und, Bingo, der Kanda-Myojin-Schrein findet sich am Ende der Treppe. Der ist ziemlich auffällig und bei den guten Lichtverhältnissen kann die Digital Harinezumi auch gleich mal mit ihren vorteilhaften Nachteilen glänzen - übertriebene Farben und hoher Kontrast, Toycamerastyle halt:
Direkt neben dem Kanda-Myojin liegt der Yushima-Seido-Schrein, der als Lehranstalt für Konfuzianismus gegründet wurde. Aber ein recht unspektakuläres Gebäude, vermutlich dem unaufgeregten Philosphiestudium zuträglich.
Von der Brücke über den Fluß Kanda hat man einen tollen Blick Richtung Akihabara. Auch hier, gutes Licht macht das ganze nochmal so knallig:
Folgt man der Hongo-dori weiter Richtung Süden, sieht man von weitem schon die Kuppel der St.-Nikolai-Kirche, einer waschechten russisch-orthodoxen Kirche, die 1891 gebaut worden ist.
Ein Stück weiter kreuzt die Hongo-dori mit der Yasukuni-dori. Wer dort rechts abbiegt kommt erst ins Sportgeschäfteviertel, danach ins Buchladenviertel (und eine Ecke weiter das Musikinstrumenteviertel...). Insbesondere die Buchläden werde ich mir beim nächsten Mal näher ansehen, für mich ging es weiter Richtung Süden. Allerdings erblickte ich dann irgendwann zu meiner linken eine schmale Straße / Fußgängerzone, die recht lebhaft wirkte. Also kurz ab vom Weg und Richtung Bahnhof Kanda.
Jede Menge kleiner Geschäfte und Restaurants gab es dort, auch jede Menge Salaryman auf Nahrungssuche in der Mittagspause. Um den Bahnhof Kanda herum scheint es auch einige Möglichkeiten zur abendlichen Unterhaltung zu geben - die einen mehr oder weniger... dubios.
Deutlich seriöser wirkt das Viertel Marunouchi ("der innere Zirkel" sozusagen), hier gibt es jede Menge Bürokomplexe, Bankzentralen, Business, Business, Business. Etwas "auffällig" wirkte da der Müllabfuhrwagen, der zur Promotion des PSP-Spiels "Minna no sukkiri" dort herumstand.
Warum man sich also im "Inneren Zirkel" befindet? Ganz einfach: der Kaiserpalast ist um die Ecke. Viel zu sehen gibt es, außer den Touristen, die die Brücke zum Tor zum Palast fotografieren, ja nicht wirklich. In den zum Palastgelände gehörenden öffentlichen Garten wollte ich dieses Mal nicht (obwohl der eigentlich recht schön ist), ich wollte ja zum Hibiya-Park. Dort angekommen entdeckte ich gleich ein paar "Erdinger"-Sonnenschirme... und dieses Schild:
Japp, auch in Japan lässt man es sich nicht entgehen und feiert Oktu... äh, Oktoberfest. Obwohl es in dem Café, welches zu dem Schild gehörte, doch wesentlich ruhiger und gesitteter zuging, schließlich war der Großteil der Kundschaft wohl schon jenseits der 60.
Im Park traf ich mich dann auch mit Miho und wir machten uns gemeinsam auf die Suche nach etwas zu essen. Wir fanden schließlich im (ziemlich schicken) Hotel "remm" ein Muji Café. Wie von Muji nicht anders zu erwarten, alles "contemporary" (Zitat Miho), modern und reduziert halt. Wir bestellten etwas Tee, ich nahm einen Vanillepudding mit Karamellsoße (grandios!) und einen "Cream-chu" (ein mit Vanillecreme gefüllter Windbeutel), Miho nahm einen Teepudding (weiss leider nicht mehr, was für ein Tee, schmeckte auf jeden Fall auch gut).
Und wo wir schon mal mit Muji angefangen hatten, ging es auch gar nicht groß weiter nach Ginza rein, sondern zum Muji-Flagshipstore Yurakucho. Auf den drei Etagen gibt es alles, was es so von Muji gibt: die Schreibwaren, Kleidung, Möbel und Einrichtungsgegenstände, die man auch in den Läden in Deutschland findet (mit dem deutlichen Unterschied, dass es doch erheblich günstiger ist...), aber auch die schicken Fahrräder (aktueller Prospekt als pdf), jede Menge feine Sachen zum Essen (könnte den ganzen Laden leer kaufen...) bis hin zum Muji Haus (logische Fortentwicklung ist dann das "Muji Village"). Wäre schön, wenn Muji bei uns weg von "Teuer, weil gutes Design" hin zum eigentlichen "Gutes Design, aber günstig" wie hier käme... man wird ja noch träumen dürfen.
Im Lebensmittelbereich haben wir uns dann mit einigen Sachen eingedeckt: Chips zum Selberwürzen (einmal mit Yuzusalz, einmal mit Miso, es gab gut zwei Dutzend Würzmischungen und Dips zur Auswahl), frische Nudeln, Bier aus einer Kleinbrauerei in Ibaraki, kleine Kuchen (ein Matcha-Käsekuchen, schon gegessen, und ein Baumkuchen mit gesalzener Schokolade, momentan der geschmackliche heiße Scheiß hier) und Instantreisgerichte (auch schon eins gegessen).
Dann ging's auch wieder zurück "nach Hause". Zeit was zu kochen und zu essen. Leider ist es auch schon vorbei mit dem schönen Wetter, zum Glück hat's mittlerweile aufgehört Bindfäden zu regnen. Naja, eine gute Gelegenheit Wäsche zu waschen und in Ruhe zu bloggen. Mal sehen, wo wir gleich mal hingehen. Vielleicht einfach mal das schlechte Wetter für einen Museumsbesuch nutzen? Wir werden sehen...
Ach ja, die Route zum nachspazieren gibt es wieder hier.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen