26.2.10

Der Hafen

Auch wenn das jetzt das fünfte Mal ist, das ich in Japan bin, nach Yokohama habe ich es bisher noch nicht geschafft. Miho hat Mittwochs ihren freien Tag und das Wetter war dazu noch schön, also beste Voraussetzungen für einen Tagesausflug. Von unserem Apartment bis Yokohama (Minato Mirai, um genau zu sein) brauchten wir gut eine Stunde (mit zweimal Umsteigen) und schon standen wir... mitten in einem Shoppingmall. Naja, Bahnhof und Einkaufszentrum leben hier des öfteren in "gesunder" Symbiose. Traf sich aber ganz gut, ich brauchte noch eine Krawatte für die Hochzeit von Mihos Bruder, die morgen stattfindet. Und die sollte auf jeden Fall hell sein, am besten weiß oder helles Pastell. Gar nicht so einfach, Miho da zufrieden zu stellen (wir haben dann doch noch gestern eine in Ueno gefunden... juhu, ich bin jetzt stolzer Besitzer von zwei Krawatten!).

Als wir dann endlich draußen waren, standen wir direkt vor einem kleinen Vergnügungspark - im Hintergrund wohl vielen bekannte Riesenrad. Miho aber wollte ans Meer, also sind wir schnurstracks runter an den Hafen, ans Meer. Weiter am Ufer, Richtung "Aka Renga", was "Roter Backstein" bedeutet, und was zwei alte Lagerhäuser bezeichnet, die aus eben diesem Stein gemauert sind (Und, nein, Sebastian, nicht Aka Ranger, wobei die Idee, dass der Rote Power-Ranger seinen eigenen Parkplatz hat, schon ganz lustig ist...). Die waren aber dummerweise just an diesem Tag wegen Wartung des Sicherheitssystems (oder sowas...) geschlossen.

Geöffnet hatte dafür eine andere.... "Sehenswürdigkeit": das Wrack eines von der japanischen Küstenwache aufgebrachten nordkoreanischen Schmugglerschiffs. Am Eingang gab es ein kurzes Video über den Vorfall, die Schusswechsel, Feuer auf dem Schiff, Raketenwerfer... und direkt daneben das Schiff, bzw. das, was von ihm übrig war. Wenn man die faustgroßen Einschußlöcher im rostigen Wrack sieht, wirkt das ganze gleich noch dramatischer.
In dem Zusammenhang weise ich auf die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift "mare" hin, in der unter anderem über die Entführung von Japanern durch nordkoreanische Agenten berichtet wird.

Nach soviel Dramatik ging es wieder raus ans Meer, zu "Zou no Hana", dem Elefantenrüssel, ein Name der Sinn ergibt, wenn man sich die Form des Wellenbrechers ansieht. Dort befindet sich der Anleger für internationale Kreuzfahrtschiffe, der gleichzeitig ein beliebte Ort für Dates ist. Von dort hat man auch eine gute Sicht auf die Skyline Yokohamas, auch wenn es leider ziemlich diesig war:


Und auf der anderen Seite die Bay Bridge... und zwei Schweizer, die sich später noch auf den Boden legten, um irgendwas von gaaaanz nah zu fotografieren.


Von dort aus ging es weiter am Ufer, wo wir an einem "Happy Lawson" vorbeikamen. Einem Konbini für Eltern mit Kind... in der linken Hälfte gibt's das Kinderparadies, rechts können Mama und Papa dann in Ruhe einkaufen. Unter anderem natürlich massig "Happy Lawson"-Merchandise.


Schließlich erreichten wir die Statue des "Mädchen mit den roten Schuhen", welches in einem bekannten Lied verewigt ist (Hier gibts ein Video). So wie Miho mir das erklärte, klang das für mich nach einer Geschichte über eine Kindesentführung, der tatsächliche Hintergrund ist aber wohl etwas weniger kriminell.

Von da aus ging es dann Richtung Chinatown. Zeit, etwas zu essen! Schon standen wir vor dem ersten Imbiß, der seine preisgekrönten Niku-man (Teigtaschen mit Fleischfüllung) bewarb. Die auch in der Tat ziemlich lecker waren. Allerdings gab es dann an jeder Ecke einen Imbiß mit Schlagworten wie "Champion!", "Medalist!" oder dass das Fernsehen schon mal da war. Etwas überraschend war dann das ein oder andere brasilianische Restaurant, was sich dazwischen eingeschmuggelt hatte.

Zum "richtigen" Abendessen schlug Miho dann vor in ein Restaurant mit "Shisen"-Küche zu gehen, um "echten" Mapodoufu zu essen. Hmmm... Shisen... scharf... Pfeffer... ratterratter... ah! Szechuan! Neben dem (wirklich ordentlich scharfen) Mapodoufu gab es noch eine Suppe mit Hackfleisch und breiten Nudeln und gebratenen Reis (zu löschen, sozusagen). Sehr lecker alles!

So gestärkt ging es an den Rückweg (mit Zwischenstopp zum Softeis und Mangopuddingkauf) Richtung Bahnhof. Mittlerweile war es schon Dunkel geworden, noch die Lightshow vom Riesenrad bewundert (das Riesenrad auf Odaiba ist besser...) und von der Rumlauferei erschöpft dann wieder zurück Richtung Tokyo. Zum Glück konnten wir Sitzplätze ergattern und schon mal ein Nickerchen in der Bahn machen.

Übrigens, wer mag: hier noch mal die Route zum Nachreisen.

Keine Kommentare: