4.11.05

Das war erst der Anfang

Das war dann also mein (vorerst) letzter Tag in Tokyo. Verbracht hab ich ihn wie die letzten Tage auch schon: mit viel herumlaufen. Zuerst ging es nach Shinagawa, wo ich meinen JR Pass eingetauscht habe. Man kriegt beim Kauf ja nur einen Gutschein, den man dann hier einlösen muss. Danach ging es zum Hara Museum of Contemporary Art. Sanagawa ist eigentlich, soweit ich das gesehen habe, ziemlich unspektakulär, laut und eher hässlich, aber das Hara Museum liegt etwas abseits in einer ruhigen Wohngegend. Das Gebäude im Bauhausstil ist von einem Garten umgeben, sehr schön schon mal. Mit dem großartigen Wetter heute ergab das ganze schon eine fast mediterrane Atmosphäre.

Im Museum selbst gab es momentan eine Ausstellung der japanischen Künstlerin Miwa Yanagi zu sehen. Viele Fotografien, meistens junge Mädchen in verstörenden Umgebungen. Teilweise auch mit Masken, die sie sehr alt aussehen lassen. Vom Unheimlichkeitsfakter her ungefähr so wie diverse Aphex Twin-Videos. Interessant war vor allem die Bilderreihe "Fairy Tales", in der Motive aus bekannten Märchen wie "Rotkäppchen", "Aschenputtel" oder "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" nachgestellt wurden. Danaben gab es einige Installationen und Skulpturen zu sehen. Sehr interessant war auch die Nachbildung des Arbeitszimmers von Yoshitome Nara. Und im Museumsshop hätte ich auch gerne wieder eingekauft, aber naja, das Platzproblem. Sehr cool war zum Beispiel ein Hemd, zur Hälfte "richtiges" Hemd und die andere Hälfte ein Longsleeveshirt.

Danach hab ich mich auf den Weg nach Odaiba gemacht. Und unglaublich aber wahr, ich habe den Weg zum Meer ohne große Probleme gefunden. Hier der Beweis, es gibt viel Wasser in Tokyo:


Im Hintergrund ist schon mein Ziel zu sehen. Odaiba ist eine künstliche Insel in der Bucht von Tokyo, voll mit Geschäften, Restaurants, Hochhäusern (sowohl geschäftlich als auch als Wohngebiet) und viel Verkehr. Diese Künstlichkeit war auch ständig spürbar, ich denke ein Bild wie dieses sagt schon alles:


Ich bin also mit der Fähre da rübergeschippert und was einen als erstes erwartet ist eine mindestens 5 Etagenhohe Wand aus Geschäften und Restaurants. Worin die Japaner ja ziemlich großartig sind, ist der niedlich-kreative Gebrauch der englischen Sprache. Zuerst sah ich das, was als Kombination ja schon ziemlich wild ist:

Das macht also der Weihnachtsmann außerhalb der Weihnachtszeit, er schippert mit seinen Kumpanen über die sieben Weltmeere. Noch besser sind allerdings die Lieblingssätze vom Captain:

Jaaaa, ein ganz freundlicher Hippietyp, dieser Captain Santa! Zu köstlich.

Ich bin dann noch was auf dem Eiland rumgestromert, hier mal einen Laden angeguckt, da ein Riesenrad, hier ne Spielhalle... das spannenste war ganz ehrlich die Zweigstelle von HMV, wo ich mir ein paar CDs angehört habe und beinahe wieder welche gekauft hätte. Himmel, hier in Japan mutiere ich wieder zum CD-Käufer. Es gab einen interessanten Sampler von japanischen Postrockern, was neues von AFX, The Orb auf Kompakt... nuja, ich hätte so einiges gerne mitgenommen.

Ach ja, apropos... hier gibt es zwar Gap, HMV, McDonalds und was weiss ich... aber ich hab noch nicht einen H&M gesehen! Gibt's denn das? Kein H&M in Japan?

Um 17h hab ich dann wieder den Heimweg angetreten, es wurde dunkel und da die Rainbow Bridge bei Dunkelheit schick beleuchtet sein soll, dachte ich mir, da gehst du doch mal zu Fuß drüber. 980m oder so, ist doch gelacht. Als ich dann da ankam, erklärte mir einer der Brückenwärter, dass der Fußweg der Brück um 18h schließen würde. Naja, ich bin ja gut zu Fuß, also hab ich mich auf den Weg gemacht. Unterwegs hab ich dann unter anderem folgendes Bild gemacht:



Das sieht doch in der Tat ganz schick aus. Ich also im strammen Marsch rüber über die fast menschenleere Brücke (dafür gab es massenweise Autos...) und ich hab es auch rechtzeitig rübergeschafft. Am Ende des Fußwegs darf man noch einen Aufzug runterdüsen und landet in einer wirklich leeren Lobby. Unheimlich... noch besser ist, dass man dann im Hafenviertel landet und sich ein wenig verloren vorkommt. Praktischerweise war aber grad Feierabendzeit, also bin ich einfach dem immer stärker werdenden Menschenstrom gefolgt, der mich tatsächlich zur richtigen Bahnhaltestelle geführt hat. Lemmingverhalten halt also doch manchmal seine Vorteile.

Nun denn, ich mache mich jetzt mal bereit für die letzte Nacht hier in Takashimadaira. Morgen geht es dann für 2 Tage auf die Izu Halbinsel und danach weiter nach Kyoto. Ich glaub in Matsuzaki, wo ich die nächsten zwei Tage bin, werde ich keine Internetverbindung kriegen, also hört ihr erst wieder von mir, wenn ich in Kyoto bin. Dann gibt's sicherlich viel zu erzählen und auch viel zu sehen.

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