1.9.06

Das Alte im Neuen

Es ist weder warm noch kalt. Der Himmel ist bedeckt, das Licht dadurch grell. Kopfschmerzen machen sich breit, der Wind weht leichten Nieselregen heran. Über eine nur für Bus und Bahn konzipierte, auf Stelzen gebaute Straße bin in Oberhausens Neuer Mitte angekommen. Die neu geteerten Straßen sind menschenleer, nur selten kommt ein Radfahrer mir entgegen. Nur im nahegelegenen Centro-Shoppingmall wälzen sich die Menschenmassen.

Mein Ziel ist aber das etwas Abseits gelegene Gasometer. Der Weg dorthin führt vorbei an einem Vergnügungspark, der mit seinen im chinesischen Stil gebauten Häusern seine Künstlichkeit in die Welt hinausposaunt. Ich fühle mich an Odaiba erinnert, wo vieles so wirkte, als wäre es nicht gewachsen, sondern nur in die neue Umgebung hereintransplantiert.

Nach einem kurzen Fußmarsch ist das Ziel erreicht. Am Kassenhäuschen vorbei (im Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna gab es ein Kombiticket) und dann hinein in den über 100 Meter hohen Stahlzylinder. Der Innenraum ist in zwei Etagen unterteilt. Im Untergeschoß werden die bisher im Gasometer veranstalteten Austellungen und Geschichte des Industriedenkmals vorgestellt. Das Obergeschoß wurde durch die Künstlerin Christina Kubisch in eine Licht-Klanginstallation namens "Licht Himmel" umgebaut. Der Blick Richtung Decke und die nur langsam verhallenden Geräusche lassen einen die gigantischen Ausmaße dieses Gebäudes erahnen. (Für einen kleinen Eindruck, der der Realität nicht wirklich gerecht werden kann, ein kurzes Video)



Mit dem Panoramaaufzug geht es auf die Aufsichtsplattform auf dem Dach des Gasometers, von wo man einen guten Ausblick auf das sich zu allen Horizonten ausbreitende Ruhrgebiet hat. Schwindelerregend ist auch der Blick von oben im Inneren des Gasometers.

Also wieder mit dem Aufzug nach unten, wo man beim Blick auf den künstlichen Sternenhimmel noch etwas die Echos von Gongs, Walen oder Kinderstimmen verfolgen kann.

Am Ausgang warf ich noch einen Blick ins Gästebuch. Die letzten Einträge sprachen von Einfallslosigkeit und Langeweile. Für mich war dieses eine Kunstwerk beeindruckender und faszinierender als so manche mit Exponaten vollgestopfte Ausstellung. Und schließlich bot dieses alte Industriegebäude noch ein Refugium vor all der Künstlichkeit der Neuen Mitte.

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