28.11.05

Gibt so viel zu hören...

Wenn eines schwierig zu kriegen ist, dann sind das MP3s von japanischen Independent-Musikern. Wie es der Zufall will, bin ich gerade auf die Seite von JapanFiles gestossen, wo man eben diese begehrten Dateien erwerben (und vorher natürlich probehören) kann. Ich muss mich mal durch die ganzen Künstler durchackern, für's erste reicht es mir aber schon mal, dass dort die großartigen Guitar Vader vertreten sind.

Little Trouble Girls

Im "21st Century Museum of Contemporary Art" in Kanazawa spielte ich ja mit dem Gedanken, mir ein T-Shirt zu kaufen. Nachdem ich damals ja erfolgreich gegen diesen Reiz gewonnen habe, wollte ich jetzt nochmal schauen, ob das T-Shirt nicht doch vielleicht im Internet zu kaufen ist. Immerhin konnte ich mich noch an den Titel des auf dem Shirt abgedruckten Motivs erinnern und so fand ich dann auch nach kurzer Zeit Google sei dank das folgende Bild:

Wie man unschwer erkennt, sieht man ein paar Schulmädchen, die sich selbst richten. Völlig überraschend heißt das Bild ja auch "Harakiri Schoolgirls" und der Künstler, der dieses Bild malte, heißt Aida Makoto. Das T-Shirt hab ich zwar nicht gefunden, aber jetzt will ich ein Poster von dem Bild (ein Glück, dass ich das auch nicht finde, ich wüßte ehrlich gesagt gar nicht, wohin damit...). Immerhin hab ich so meinen kulturellen Horizont erweitern können. Hat ja auch was.

24.11.05

Miss you like crazy...

Also gut... der Jetlag ist endlich überwunden. Der Kühlschrank ist gefüllt. Die Wäsche ist gewaschen. Ich kenn die neuen Kollegen auf der Arbeit. Aber ich bin immer noch nicht wirklich hier. Regelmäßig plagt mich das Fernweh. Meine Träume haben noch immer Japan als Schauplatz. Und dann guck ich auch noch all die Dorama-Episoden, die ich verpaßt habe, auch nicht unbedingt förderlich. Dabei sind es oft nur Kleinigkeiten, die Erinnerungen wecken. Dinge die ich zum Beispiel vermisse...

... die Getränkeautomaten.

Das war schon sehr praktisch, an jeder Ecke ein Automat mit einer riesigen Auswahl an Getränken. Für faule Hunde wie mich ideal, mal vom Müllfaktor abgesehen.

... die Fahrradfahrer.

Herrje, was sind die Radfahrer hier gut erzogen! Fahren auf dem Fahrradweg und manche haben sogar funktionierendes Licht! Ich will wieder Kamikaze-Bürgersteigschreck-Radler! Und ich hab eine Seite gefunden, wo die Airwalk-Fahrräder zu sehen sind... will haben!

... das Fernsehen.

Auch wenn ich meistens nicht wirklich viel verstanden habe, diese ganzen Quizshows und so waren doch schon ziemlich unterhaltsam. Und dann ja noch Musikfernsehen mit Musik! Immerhin kann ich mir meine Serien auch außerhalb Japans angucken.

... das Essen.

Onigiri im Supermarkt! Pocky! Okonomiyaki und Takoyaki-Restaurants! Klar, kann ich auch alles hier haben, aber wie gesagt, bin ein fauler Hund.

Naja, muss ich jetzt halt sparen, sparen, sparen und dann geht's mal wieder rüber. Irgendwann...

21.11.05

Wieder daheim

Ja, so schnell geht das, 3 Wochen sind schon vorbei und ich sitze seit ein paar Tagen wieder zu Hause. Aber wirklich hier bin ich noch nicht. Irgendwie fühlt man sich nach dieser ja nur relativ langen Zeit doch ein wenig fremd und muss sich wieder einleben. Außerdem hat mich der Jetlag dieses Mal doch ordentlich erwischt. Allerdings wurde das auch erst nach 2 Tagen richtig übel, gestern sass ich um 16 Uhr auf der Arbeit und wär da fast eingepennt. Furchtbar.

Was ich auch feststellen durfte: nach 3 Wochen in einigermassen beengten Verhältnissen, kam mir mein eigenes Zimmer riesengroß vor. Ein Palastsaal! Gleiches galt auch für's Bad, wahnsinn, diese Platzverschwendung!

Aber noch ein paar Worte zu meinen letzten Tagen in Japan. Zuerst hieß es ja wieder von Kanazawa zurück nach Tokyo. Ich hatte mich ja schon darauf eingerichtet mit irgendeinem Regionalexpress bis zu 6 Stunden durch die Gegend zu zuckeln. Aber der Mann am Ticketschalter hat dann doch eine angenehmere Verbindung herausgesucht, dass ich also nach knapp 4 Stunden wieder am Tokyoter Hauptbahnhof stand. Die erste Schwierigkeit: ein Schließfach finden. Die an den "offensichtlichen" Stellen waren schon belegt, insbesondere die für großes Gepäck. Naja, kein Wunder, war ja schon nach Mittag. Nach einiger Suche hab ich dann doch noch was gefunden, zwar nur die mittlere Größe, aber mit einer Portion Gewalt hab ich da dann auch all mein Gepäck reinbekommen.

Da ich erst gegen 16 Uhr mit Mariko verabredet war gab es also noch reichlich Zeit für weiteres Sightseeing. Zuerst bin ich zur Touristeninformation gelaufen, die allerdings weiss Gott nicht einfach zu finden ist (als ich meinen Weg dahin gefunden hatte, gab mir die Dame am Schalter noch einen kurzen Umfragebogen "Wie haben sie ihren Weg hierher gefunden?", der an die Regierung weitergegeben wird, zwecks besserer Postionierung). Dann hab ich mal kurz in Ginza reingeguckt. Das war früher "die" Einkaufsmeile sozusagen, bekam aber mittlerweile von Harajuku und anderen Stadtteilen den Rang an "Wichtigkeit" abgelaufen. Immerhin hab ich mir da mal das Sony-Building angesehen, in dem interessierten Besuchern die neuesten Entwicklungen aus dem Hause Sony präsentiert wurden. Ganz schick, aber es gab nichts, was mich jetzt total aus den Socken gehauen hätte.

Die Zeit wurde dann doch schon etwas knapp, also machte ich mich auf Richtung Asakusa, ich musste ja noch Souvenirs kaufen. Dort angekommen also noch mal kurz die Souvenirbudenmeile abgeklappert, Fächer, Windspiele und anderen Tinnef gekauft und dann aber auch schnell wieder raus da. Ich bin noch etwas in der Gegend rumgelaufen, weil ich noch etwas Hunger hatte und noch einen Laden suchen wollte, wo ich entweder Takoyaki (die Oktopusbällchen) oder Okonomiyaki (die Pfannkuchen/Pizza-Dinger) essen könnte. Kurz bevor ich aufgeben wollte fand ich dann noch einen Takoyakistand. Also ne Portion gekauft, an den Fluß gesetzt und gefuttert. Die die ich damals im Restaurant "selbstgemacht" habe, waren aber besser...

Es war dann auch schon an der Zeit zum Bahnhof zurückzukehren um Mariko zu treffen. Mit der zusammen bin ich dann zu ihr nach Hause, wo auch schon ein heißes Bad wartete. Sowas von entspannend... nuja, was die Familie dann wieder zum Abendessen aufgefahren hatte, war dann wirklich vom feinsten. Jede Menge Sashimi (also roher Fisch), wobei ich bei manchen Sachen gar nicht so genau wußte was es ist, frittiertes allerlei (u.a. auch Austern, so bin ich also auch mal zu dem Genuß gekommen), Nudelsüppchen, Gemüse usw. Und dazu Bier und Whisky.

Natürlich wurden dann noch erstmal meine Fotos von meiner Rundreise gezeigt und dann auch noch welche gemacht. Zum Beispiel hier die beiden Schwestern, Mariko (li.) und Saori (re.):

Und hier ich im Kreise von Mama und Papa:

Ein großes Dankeschön für diese Gastfreundschaft! Danach wollte ich eigentlich, zwecks Zeitumstellungsvorbereitung so lang es geht wachbleiben, aber nach so einem langen Tag ging das einfach nicht. Und am nächsten Morgen hieß es um halb 6 ja auch wieder aufstehen...

Mariko war dann noch so nett mich zum Flughafen zu begleiten. Dort lief dann auch alles ziemlich glatt, ab in den Flieger (Mittelplatz... juhu...) und dann bloß schnell heim. Aber wie das immer so ist bei Heimfahrten, die Zeit zieht und zieht sich. Im Flugzeug konnte ich auch nicht wirklich schlafen, die Filme waren auch nicht so der Bringer und die Zeitung war nach ein paar Stündchen auch schon durchgeackert. In Frankfurt angekommen durfte ich dann feststellen, dass mein Gepäck netterweise mit meinem Anschlußzug nach Köln mitgeliefert wird. Was dann hieß, dass ich ich mit bis Köln fahren musste und nicht einfach in Siegburg aus dem Zug springen konnte. Also noch mehr Zeit unterwegs.

Endlich wieder zu Hause angekommen war dann auch keine Zeit für Jetlag, raus in die Stadt, Party machen. Tja, aber jetzt ist er auch da, der Jetlag. Vielleicht sollte ich jetzt noch mal wirklich schlafen gehen. Vielleicht hilfts. Hoffentlich.

17.11.05

Soweit die Beine tragen

Ächz, meine Beine. Heute war ich mal wieder gute 8 Stunden auf den Beinen. Heute morgen um halb sieben aufgewacht, um nu ja rechtzeitig am Kenroku-en zu sein. Eigentlich hatte ich im Kopf, das der schon um 7 Uhr aufmacht und war schon ein bißchen sauer, dass ich nicht so ganz aus den Puschen kam und dann beim Weg noch etwas länger brauchte. Aber als ich dann um 8 Uhr endlich da war, stellte sich heraus, dass der ab Oktober eh erst ab 8 Uhr öffnet. Sehr gut! Noch besser war allerdings, dass heute das Wetter in Topform war, nachdem es ja gestern trübe und regnerisch war. Heute gab's einen schönen Herbsttag, ziemlich kalt zwar, aber überwiegend sonnig.

Im Garten war also noch wenig los, man hatte genug Ruhe sich alles mal anzuschauen und Bilder zu machen. Dafür gibt es dort auch mehr als genügend Gelegenheiten. Viele der Bäume werden derzeit winterfest gemacht, das bedeutet vor allem, dass man über den Bäumen zum Schutz vor den Schneemassen Seile spannt. Gar nicht dumm, aber ohne diese Seilweihnachtsbäume hätte es mir sicher besser gefallen. Sowieso wäre es sehr interessant, diesen Garten mal während einer anderen Jahreszeit zu sehen, vor allem im Frühjahr.

Nach einer Stunde flanieren im Garten hatte ich genug Fotos wie das...


oder das...

oder das...

gemacht. Bei letzterem handelt es sich übrigens um Japans ältesten Brunnen, der durch den Wasserdruck der höher liegenden Teiche betrieben wird. Ich bin dann in Richtung Burg Kanazawa-jo, die gegenüber vom Kenroku-en liegt. Auf dem Weg aus dem Garten kamen mir auch Horden von Japanern entgegen, angeführt von den mit einem Megaphon bewaffneten Reiseleiterinnen, die die Reisegruppen im Eiltempo durch alle Sehenswürdigkeiten treiben. Da war ich doch mal wieder froh, rechtzeitig da gewesen zu sein.

Eines der Hauptgebäude innerhalb Kanazawa-jo wurde 2001 aufwändig rekonstruiert. Das Gebäude ist eine der größten Holzkonstruktionen Japans und bei der Sanierung wurde größtenteils nach Plänen und Methoden der Edo-Zeit (1600-1868) gearbeitet. Da natürlich auf heutige Sicherheitsstandards geachtet werden musste, wurden zusätzlich aber auch Dinge wie eine Sprinkleranlage installiert. In einem Holzgebäude sicherlich nicht das verkehrteste. Unter anderem kann man im inneren ein 1/10-Model das Skelett der Holzkonstruktion eines Teils des Gebäudes sehen. Wenn man sich dann noch die verwendeten Techniken zur Verbindung der einzelnen Bauteile ansieht, kann man sich vorstellen, dass die Sanierung eine Heidenarbeit war.


Mittlerweile war es auch schon 10 Uhr durch und das "Kanazawa 21st Century Museum of Contemporary Art" hatte geöffnet. Vom architektonischen Standpunkt kommt das Museum zwar recht modern her, ich fand es aber nicht annähernd so beeindruckend wie die Museen auf Naoshima. Was den Inhalt angeht, hat auch das K21 (ist was kürzer als der volle Name...) auch so einiges zu bieten. In den verschiedenen Gallerien des Gebäudes wurde je ein Künstler vorgestellt. Dabei gab es von Tonskulpturen, Stickereien und Videoinstallationen unter anderem auch die Werke eines Künstlers zu sehen (hab den Infozettel zur Ausstellung schon weggepackt und bin zu faul den jetzt rauszuholen), der mit Stahl und dessen Schwingung experimentiert. Dazu verteilt er auf einer Stahlplatte feinen Staub (Mehl, Magnesium oder was weiss ich) und bringt die Stahlplatte dann an einer Ecke in Schwingung. Durch die Vibration sammelt sich der Staub in einem bestimmten Muster an, je nachdem an welcher Ecke man die Stahlplatte in Schwingung bringt ändert sich auch das Muster.

Im Zentrum der derzeitigen Ausstellung stand die künstlerische Umsetzung der japanischen Teezeremonie. Dabei wurde man einen Pfad entlang geführt, an dem jeder Schritt der Zeremonie ausführlich erklärt wurde und von einem bestimmten Kunstwerk begleitet wurde. Sehr interessante Sachen gab es da zu sehen, zum Beispiel Ledersofas in Form eines flachen Kieselsteins (sozusagen die Luxusausgabe des guten alten Sitzsackes) oder eine Art Wassertropfenkugelbahn.

Im öffentlichen Bereich des Museums gab es dann noch 3 Installationen, die mit der Wahrnehmung spielen. Wie gesagt auch wieder eine Installation von James Turell. Leider war das nicht so beeindruckend wie im Chichu Museum, weil der Rand der Deckenöffnung stark verschmutzt war. Schade.

Im Museumsshop hätte ich am Ende fast noch ein T-Shirt gekauft, aber ich bin dann noch zur Besinnung gekommen und hab es bei einem kleinen Mitbringsel belassen. Ich brauch ja noch was Geld um morgen in Asakusa die Standardsouveniers (Fächer, Stäbchen und so'ne Sachen) zu kaufen.

13 Uhr war es mittlerweile und ich hatte schon alles gesehen, was ich in Kanazawa eigentlich alles sehen wollte. Also bin ich einfach ins Blaue in die Stadt spaziert. Dabei bin ich unter anderem im Samuraihausviertel vorbeigekommen. Wenn man sich die modernen Dinge wie Antennen, Autos und elektrisches Licht wegdenkt, kann man sich schon ganz gut vorstellen, wie es dort vor ein paar hundert Jahren möglicherweise ausgesehen hat.

Irgendwann trieb mich der Hunger dann noch in ein total typisches Restaurant... McDonalds! Das Essen heißt ja schließlich weltweit gleich und schmeckt auch überall gleich und einmal musste ich es halt mal machen. Dort hab ich dann einen frankokanadischen Computeringenieur getroffen, der nach Japan gekommen ist um hier Japanisch zu lernen - in 6 Monaten! Pff, na dann viel Erfolg.

Auf dem Heimweg fand ich dann noch meinen Weg in den örtlichen Markt. Viel Obst und Gemüse aber vor allem: Fisch! Fisch! Und: Krebse! Ich schätze mal, man kriegt dort so ziemlich alles, was so im Meer herumschwimmt. Sehr interessant. Ich hätte bei 98% der Sachen allerdings auch keinen Schimmer, was ich damit machen soll. Wäre mal ein Anreiz sich damit näher zu beschäftigen.

Wieder im Ryokan angekommen, musste ich mich erstmal setzen, mir schmerzten die Beine doch recht erheblich. Zum Glück wurde auch kurze Zeit später der Tee ins Zimmer gebracht. Sehr angenehm. Jetzt werd ich erstmal Abendessen, versuchen mich schon mal auf Mitteleuropäische Winterzeit einzustellen und dann geht's morgen wieder zurück nach Tokyo. Und dann wieder heim...

16.11.05

Endspurt

Kanazawa, die letzte Etappe. Ich bin wieder in einem Ryokan, das heißt wieder einmal ein traditionelles Tatamizimmer. Die übliche Ausstattung, Futon, ein Tisch, Fernseher, Telefon. Internet gibt's glaub ich auch, aber ich befürchte, die Reichweite des WLAN-Signals ist nicht stark genug. Aber da mach ich mir jetzt nicht auch noch groß Stress wegen. Ich bin um 14 Uhr in Kanazawa angekommen und hab die Unterkunft auch direkt gefunden. Leider gab mir der Herr am Empfang zu verstehen, dass der Check-in erst um 16 Uhr möglich ist. Also musste ich 2 Stunden rumkriegen. Logisch, erst mal die Umgebung erkunden. Leider ist es hier doch sehr herbstlich, ziemlich kühl und verregnet. Ich hoffe das wird morgen was besser, schließlich will ich mir einen Garten ansehen. So viel gab es in der näheren Umgebung allerdings nicht zu sehen. Am Eingang zum Bahnhof steht ein ziemlich beeindruckendes Holztor...

und eine Digitaluhr, der Anzeige sich aus kleinen Wasserfontänen zusammensetzt. Sehr witzig!

Was ich dann fand, war ein Gebraucht-buch/-CD/-DVD-Laden. Da mein Japanisch zum lesen eines Buches noch nicht ausreicht und die DVDs auch fast immer ohne englische Untertitel ausgestattet sind beschränkte sich meine Auswahl auf CDs. Und wie sollte es auch sein, ich bin wieder mit 3 neuen "alten" CDs aus dem Laden gegangen. Diesmal tatsächlich auch nur von japanischen Künstlern, aus der Ecke J-Pop, zwei CDs von Puffy (haben nix mit dem Rapper zu tun) für je 300 Yen und eine CD von Aiko für 1600 Yen. Angesichts der Tatsache, dass ich für die CDs neu mal so jeweils rund 3000 Yen hätte hinlegen dürfen also ein feines Schnäppchen. Etwas unheimlich war die Kassiererin, die alles irgendwie ganz genau machte und jede ihre Äußerung mit einer Geste unterstrich. Zuerst hab ich nicht ganz verstanden, was sie wollte, bis ich merkte, dass ich u.a. statt einer 100 Yen eine 50 Yen Münze hingelegt habe. Nun ja, japanische Kassierer machen aus jedem Einkauf eine besondere Zeremonie, bei der jungen Dame war das irgendwie noch besonderererer...

Es blieb noch Zeit um sich im Supermarkt ein Abendessen auszusuchen, das einem freundlicherweise auch gleich in der Mikrowelle warmgemacht wird. Service wo man hinguckt. Schließlich durfte ich dann auch im Ryokan einchecken, bekam von der Dame des Hauses das Bett gemacht (das kann ich mittlerweile auch selber, aber naja, ich will hier keinen davon abhalten zu helfen) und später noch was Tee gebracht, für eine kleine Runde Tee. Jetzt bin ich satt und müde und das ist auch gut so, denn schließlich will ich morgen wieder früh raus, um gleich als erstes in einen von Japans schönsten Gärten, den Kenroku-en, anzusehen und dann noch ins Museum für Moderne Kunst, welches auch sehr vielversprechend aussieht. Die haben da wohl auch eine Installation von James Turell, der mich ja schon im Chichu Museum schwer beeindruckt hat. Ich bin sehr gespannt.

Und wir faaaahrn...

Ich sitze grad im Thunderbird (bzw. wie man es auf japanisch schreibt: Sandaabiido), kurz vor Kyoto, auf dem Weg zu meinem letzten Aufenthalt vor meiner Rückkehr, Kanazawa. Ich hatte schon schlimmeres befürchtet, bezüglich Zugverbindung, diverse Male umsteigen und solche Dinge, aber das klappt völlig unproblematisch, zweimal umsteigen, mit insgesamt nicht mal einer halben Stunde Aufenthalt. Insgesamt bin ich knapp 5 Stunden unterwegs, aber da ich gerne Zug fahre und es draußen eh genug zu sehen gibt, gar kein Problem.

Kurze Abhandlung zum japanischen Zugsystem:

Mittlerweile kann ich mir auch schon denken, warum die japanischen Züge in den meisten Fällen pünktlich. Zum einen sind die Fahrpläne vermutlich großzügig gestaltet, so daß der Zug auch mal langsamere Etappen fahren kann und noch immer pünktlich ankommen. Dann ist der Einstiegsvorgang so gut durchgeplant, das ein reibungsloser Ablauf immer gewährleistet ist. An den Bahnsteigen ist für jeden Zug angezeigt, an welcher Stelle welcher Wagen hält. Und wenn das da steht, dann hält der Zug auch haargenau da. Wenn man also seine Reservierung für Wagen Nr. 5 hat, dann stellt man sich an die entsprechende Stelle (gegebenenfalls in die dort schon stehende Warteschlange) und sobald der Zug dann da ist, hopp, rein und fertig ist. Ich glaube, Züge halten selten länger als eine Minute. Außer vielleicht, wenn sie zu früh am Bahnhof angekommen sind.

Dann ist natürlich auch noch von Vorteil, dass die Shinkansen-Schnellzüge auf eigenen Gleisen fahren. Das heißt, kein Regionalzug muss mal eben anhalten, damit ein Fernzug vorbeikommt oder ähnlicher Quatsch. Tatsächlich habe ich es in den knapp drei Wochen, die ich jetzt hier bin nur ein einziges Mal erlebt, dass ein Zug zu spät kam und da war es auch tatsächlich nur eine Minute. Also, liebe Bahn daheim, versucht das mal nachzumachen...

Die Japaner auf dem Fahrrad

Ich weiss nicht ob ich es schon mal erwähnte, aber die Japaner hocken in 99% aller Fälle auf dem Fahrrad wie der sprichwörtliche Affe auf dem Schleifstein. Jeder stellt seinen Sattel auf die tiefste Einstellung, egal ob es sich um Leute handelt, die so groß wie ich sind oder um Menschen die nur halb so groß wie ich sind, wo das ja noch Sinn macht. Das sieht sehr oft ziemlich albern aus, zum Vergleich denkt mal an Typen auf nem BMX-Rad. Nur das die hier meistens auf stinknormalen Damenrädern sitzen.

Dann kümmern sich die Japaner auf dem Rad einen feuchten Kehrricht darum, ob der Fußweg auf für Radfahrer oder nicht. Da wird ohne Gnade drauflos gefahren, da gibt es noch Kamikaze in Reinform. Die japanischen Räder haben meistens auch keine Rücktrittbremse, was bedeutet, dass wenn man mal abbremsen muss die Handbremse gebraucht wird. Die ist nur häufig nicht im besten Zustand, mit dem Ergebnis, dass beim Bremsen ein extrem schrilles Quietschen entsteht. Das durfte ich gestern wieder in den Einkaufsarkarden (sozusagen eine überdachte Fußgängerzone) von Takamatsu feststellen, wo ich mir fast einen Hörsturz abgeholt habe.

Aber wie bereits schon einmal erwähnt, dafür haben die Japaner eine große Auswahl an sehr coolen Klapprädern. Wie Mobiltelefone sind Klappräder in allen möglichen Designs verfügbar, egal welche Farbe, oder auch im Camouflagelook. Ich hätte am liebsten eines mitgenommen, aber vermutlich gäbe das beim Check-in Probleme.

Das japanische Mobiltelefon

Wo wir grad beim Thema sind, Mobiltelefone gibt es in Myriaden verschiedener Designs. Die vorherrschende Form ist dabei das Klapphandy, die Muschelform. Hier herrscht also nicht der Wettbewerb, wer denn jetzt das kleinste Handy hat, statt dessen liegt besonders viel Wert auf individuelle Gestaltung. Zur eigentlichen Gestaltung der Mobiltelefone spielen dabei vor allem diverse Anhänger eine große Rolle. Kleine Figürchen, Tragebänder oder Talismane baumeln also an so ziemlich jedem Handy. Und bei einigen scheint zu gelten: je mehr desto besser. Übrigens war ich während meiner Sightseeingtouren so ziemlich der einzige, der mit eine Digitalkamera Fotos gemacht hat, die Japaner nutzen fast ausschließlich ihre Mobiltelefone für diese Zwecke. Was ja auch nicht unbedingt verwunderlich, schließlich sind japanische Modelle den unseren ja mindestens eine Generation voraus und locker so leistungsstark wie meine (allerdings auch schon etwas betagte) Digitalkamera.

In Zügen, Bussen und Bahnen wird man übrigens auch immer dazu aufgefordert, doch bitte sein Handy leise zu stellen. Sehr löblich. So geht es in den Bahnen nicht wie bei uns zu, wo alle paar Minuten irgendein Handy düdelt (oder noch schlimmer, die neue Unsitte sich Musik über sein Handy vorzuspielen...).

Neben dem Telefonieren nutzen die Japaner ihr Handy aber vor allem zum schreiben von E-Mails. SMS sind hier eigentlich so gut wie unbekannt, Statt dessen verbringt man die ein oder andere Zugfahrt damit, E-Mails an Freunde zu verfassen. Und die sind dann meistens länger als "Was machst du gerade?".

15.11.05

Muss man selber sehen

Manchmal gibt es Dinge, die mich beim Ansehen im wahrsten Sinne des Wortes umhauen. Die mir weiche Knie machen, das ich mich hinsetzen muss. So geschehen heute im Chichu Art Museum. Aber der Reihe nach.

Nachdem das schon mit Miyajima so gut geklappt hat (Prinzip: früh da sein) bin ich diesen Morgen auch wieder in aller Herrgottsfrühe aus den Federn gehüpft. Zwar war das Bett schön weich, grad im Vergleich zu den Brettern der letzten Woche, aber ein Kühlschrank im Zimmer ist so doll auch nicht. Stichwort: Temperatur halten...

Egal, auf, auf! Im Hotelrestaurant Frühstück eingeworfen (mal wieder traditionell japanisch, in der Jugendherberge war's besser...) und dann ab zum Hafen. Dann musste ich erstmal den richtigen Ticketschalter finden und dann noch kniffliger, die richtige Anlegestelle. Da ich ja früh genug da war, kein Problem, außerdem rennen einem die Japaner auch hinterher, wenn man in die falsche Richtung dackelt. Arigatou gozaimashita!

Also, richtige Fähre gefunden und dann ging es wieder raus auf die Seto-Inlandsee (so heißt das also auf deutsch, sagt Wikipedia). Diesmal dauerte die Überfahrt etwas länger, als die nach Miyajima, ungefähr eine Stunde, genug Zeit um den Ausblick auf das Binnenmeer zu genießen.

Oder sich im Fernsehen die Dauerberichterstattung über die Hochzeit der japanischen Prinzessin (bzw. jetzt Ex-Prinzessin, sie ist jetzt eine Bürgerliche) Sayako geben. Zuvor gab es stundenlang Tsunamiwarnungen. Für ca. 30 - 50 cm hohe Wellen. Naja, das Warnsystem scheint immerhin zu funktionieren und Vorsicht... irgendwas mit Müttern im Geschirrgeschäft oder so.

Auf Naoshima angekommen konnte man gleich in den Bus einsteigen, der einem zu den wichtigen Stellen bringt. Zuerst führte der Weg zum Benesse Haus. Dieses vom japanischen Architekten Tadao Ando entworfene Museum zeigt unter anderem Werke von Andy Warhol, David Hockney, Jackson Pollock und Richard Long. Die Einheit von Museum und Kunstwerken ist großartig, jedem Werk wird genügend Raum gegeben, damit der Betrachter alles auf sich wirken lassen kann. Auch die Landschaft wird mit eingebunden. So gibt es zum Beispiel ein Bild, auf dem ein schwarzes und ein gelbes Boot an einem Strand zu sehen sind. Vor dem Bild liegen die beiden Boote als verkleinerte Modelle. Und wenn man aus dem Fenster Richtung Strand blickt, entdeckt man in der Ferne wieder ein gelbes und ein schwarzes Boot.


Außerhalb des Benesse Hauses sind noch diverse Skulpturen sehr gelungen in die Landschaft integriert. Zum Beispiel das Werk "Cultural Melting Bath" von Cai Guo-Qiang. Das "Bath" im Namen stimmt sogar tatsächlich, das Ding in der Mitte des Bildes ist ein Bad im Freien:

Ein paar Minuten Fußweg weiter gelangt man dann schließlich zum Eingangsbereich des Chichu Art Museums. Das grundlegende Konzept des Museums war, das Architekt Tadao Ando einen Raum zur Ausstellung von Werken der Künstler Claude Monet, Walter de Maria und James Turell entwerfen sollte. Ando beschloß, das ganze Gebäude unterirdisch zu gestalten und vor allem so, dass so oft wie möglich natürliches Licht die Kunstwerke beleuchten soll. Das Ergebnis ist schlichtweg unglaublich genial. Das muss man selber gesehen haben. Wenn man nur einen Hauch von Interesse an moderner Kunst und Architektur hat, hier muss man hin!

Das Gebäude an sich ist ja schon ein Kunstwerk. So kommt man kurz nach dem Eingang in einen Gang, dessen Wände leicht geneigt sind. Versucht da mal nicht wie ein Betrunkener durch die Gegend zu taumeln. Ando (übrigens Autodidakt in Sachen Architektur) arbeitet besonders gerne mit Beton, Glas und Stahl. Im ganzen Gebäude herrscht eine minimalistische Klarheit vor, ich hätte am liebsten die ganze Zeit Fotos gemacht (leider nicht erlaubt). Selbst die Toiletten waren einfach großartig.

Jeder Künstler hat für seine Werke seinen eigenen Bereich. Von Monet werden zum Beispiel fünf seiner Seerosen/Wasserlilien-Bilder in einem Raum gezeigt. Das Licht wird von draußen in den Raum geleitet, je nach den Lichtverhältnisse draußen, verändert sich auch die Beleuchtung der Bilder. Das kann zu ganz anderen Einblicken führen. Der Raum ist zudem mit einem faszinierenden Mosaik ausgelegt und darf nur mit den hauseigenen Puschen betreten werden.

Die faszinierensten Werke waren für mich aber ohne Frage die von James Turell. Turell arbeitet mit Licht und der Verarbeitung im Hirn des Menschen. Zunächst betrat ich die Installation "Open Sky". Und da musste ich mich hinsetzen. In der Decke war eine Öffnung so geschickt angebracht, das es aussah, als wären die Decke und der Himmel auf einer Höhe. Sozusagen der sich ewig ändernde Himmel als Bild an der Decke. Ein unglaublicher Anblick. Verstärkt wurde der Eindruck noch durch eine sich verändernde Beleuchtung des Raumes. Aber es kam noch besser...

Nach kurzer Wartezeit wurde ich dann zur nächsten Installation "Open Field" vorgelassen. Vorher hieß es aber Schuhe aus und die Warnhinweise lesen... im Zentrum der Treppe hoch, nicht die Wände berühren, nicht zu weit vorgehen... ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. Also, rein in den Raum... eine schwarze Treppe für zu einem blauen Bild an der Wand. Ich steige die Treppe hoch... stehe vor dem Bild... und stelle fest, dass es kein Bild ist! Da ist ein Raum! Also rein da. Ich taumle durch den Raum, man kann im Licht kaum die Dimensionen ausmachen. Ein unglaubliches Erlebnis. Kein Bild in irgendwelchen Büchern kann dem gerecht werden, das muss man selber erlebt haben.

Nachdem ich wieder aus dem "Open Field" raustaumelte, war die Installation von Walter de Maria eine passende Erholung. In einer riesigen Halle ruht in der Mitte eine riesige Steinkugel. Drumherum an den Wänden sind dutzende vergoldete Holzstelen in dreier Gruppen angebracht. Der ganze Raum wird wieder von natürlichem Licht beleuchtet. Durch Veränderung der eigenen Position im Raum und des Lichtes ergibt sich immer ein neues Bild. Ich glaube wenn Stanley Kubrick jemals eine Fortsetzung von 2001 gedreht hätte, dieser Raum wäre ein perfekter Drehort gewesen. Nur wäre der Monolith diesmal rund.

Verstärkt wird dieser leichte Science-Fiction-Eindruck noch durch die Tatsache, dass alle der Museumsangestellten, die die Werke betreuen und bewachen in komplette weisse Anzüge gehüllt sind. Wie gesagt, Kubrick hätte seinen Spaß gehabt.

Danach hätte ich zwar noch die Gelegenheit gehabt, mit das "Art House Project" anzugucken, bei dem in einem Dorf auf der Insel diverse Häuser saniert und mit Installationen versehen wurden. Aber erstens waren die Eindrücke aus dem "Chichu Art Museum" noch zu stark und zum anderen hätte das auch noch mal Eintritt gekostet. Und ich hatte schon für den ganzen Trip, inkl. Überfahrt und Souvenirkauf, schon gut und gerne 50 Euro gelassen.

Nach meiner Rückkehr nach Takamatsu (es wurde noch immer über die Hochzeit berichtet) machte ich mich endlich mal daran, Postkarten zu schreiben. Bin mal gespannt ob die vielleicht doch noch vor mir ankommen...

Und dann hab ich mich auf die Suche nach nem Netzwerkkabel gemacht. Ich hätte nicht gedacht, dass das hier so schwierig ist. In den Kaufhäusern hier gibt es fast nur Mode. Seufz. Nach einer Stunde stellte ich dann um die Ecke vor meinem Hotel fest, dass es da eine kleine Elektronikklitsche gibt. Und siehe da... ein Netzwerkkabel, 2 Meter für knapp 3 Euro. Das nehmen wir doch mit.

So. Und das war's dann mit Takamatsu. Morgen geht es dann auf nach Kanazawa. Da hab ich wenigstens schon eine Unterkunft sicher. Mein letzter Stopp vor meiner Rückkehr nach Tokyo. Und dann geht's auch schon wieder heim. Kinder, wie die Zeit vergeht...

De Robbiii! Bei mir im Hoteeeel!!

Äh... ach ne, doch nich. Aber fast:



14.11.05

Allein guckt's sich besser

Heute habe ich wieder eines festgestellt: wenn du in Japan etwas sehen willst, das sehr bekannt ist, sei so früh als nur irgend möglich da. Klugerweise hab ich mir das schon vorher gedacht und bin um 6 aus dem Bett gehüpft. Während der Nacht rauschten tatsächlich ständig Autos und Lastwagen auf der Straße vor der Jugendherberge vorbei. Und der Geruch der da herrscht... ich hab doch etwas gebraucht bis ich mich daran gewöhnt hatte. Mindestens genau so lange hat es auch wieder gedauert, den Geruch wieder aus der Nase zu kriegen.

Zum Anbruch des Tages habe ich die Herberge also verlassen und erst einmal mein Gepäck in einem Schließfach am Bahnhof untergebracht. Was dieses Mal auch problemlos klappte, ich hatte noch die volle Auswahl an Schließfächern. Dann runter zum Hafen und auf die Fähre. Die gehört auch zu JR und somit kann ich die auch mit meinem JR Pass benutzen. Sehr praktisch. Angesichts der Tageszeit waren vielleicht noch 5 andere Leute mit mir auf der Fähre. Nach ca. 10 Minuten Überfahrt sind wir dann in Miyajima angekommen. Gleich beim Anlegen war das bekannteste Wahrzeichen Miyajimas zu sehen, das (der?) rote Torii im Meer.

In der Stadt war noch nichts los, genug Zeit also sich in aller Ruhe das Tor, den dazugehörigen Schrein und was es sonst noch so zu sehen gibt anzuschauen. Schreine, Tempel, Pagoden, was es halt alles so gibt. Vor allem aber auch jede Menge Rehe, die einfach so in der Stadt rumtigern und alles fressen, was sie vor's Maul kriegen. Irgendwann hab ich dann auch alles abgehakt, es gab zwar noch ein Aquarium zu sehen, aber das hatte ich ja schon in Osaka. Also machte ich mich auf den höchsten Berg der Insel, den Misen-san. So um die 530 Meter, dachte ich mir, das mach ich doch locker mit. Vergessen hatte ich dummerweise, das die Berge auf Miyajima ziemlich steil sind. Zwar waren die Wege alle gut ausgebaut, Treppenstufen überall, aber das geht mit der Zeit ordentlich in die Beine.

Was auch ziemlich problematisch war, ist der Umstand, dass der ein oder andere Taifun der Insel ziemlich zugesetzt hat. Viele Wege waren ausgespült, umgestürzte Bäume gab es en masse und einige Wege waren wegen Erdrutschen gesperrt. Ein kleiner Einblick auf die Schäden...

und exklusiv für den Benni gibt's auch ein Erdrutschbild:

All die Anstrengungen wurden dann am Ende aber mit einem großartigen Ausblick auf das Innere Meer (keine Ahnung, ob das so heißt, ich kenne das bis jetzt nur als "Seto Naikai" bzw. "Inland Sea") und all die Inseln dort. Großartig! Das Wetter hatte sich inzwischen auch etwas gebessert, die Sonne schien, fast blauer Himmel, sehr schön so.

Kommt hier leider nicht so gut rüber, war aber "in echt" wirklich atemberaubend schön.

Für den Rückweg hab ich's mir dann einfacher gemacht und bin mit der Seilbahn wieder den Berg herunter. Es war mittlerweile schon mittag und wie erwartet... in der Stadt wimmelte es von Ausflüglern. Zeit also wieder abzuhauen, schließlich wollte ich ja auch noch nach Takamatsu und wusste nicht so ganz genau wie lang das dauern würde. Wie sich herausstellte etwas mehr als 2 Stunden. Um 15h war ich also schon da und die nächste Hürde stellte sich als auch nicht ganz so hoch heraus: die Unterkunftssuche. Praktischerweise gibt es direkt am Bahnhof eine Touristeninfo. Ich also flott rein da, kurz meine Anforderungen geschildert und schwupp, sitze ich hier in diesem Hotel.

Wohl die edelste Unterkunft bisher, alles ist da, selbst kostenlose Pornokanäle sind im Preis inbegriffen. Und auch ein Internetanschluß im Zimmer. Dummerweise hab ich dann festgestellt, dass ich Superhirn anstatt eines einfachen Netzwerkkabels ein Crossover-Patchkabel eingepackt habe. Also: kein Internet. Grmpf.

Nachdem ich mich hier also eingerichtet hatte und mir eine heiße Dusche gegönnt hatte (was nach der Besteigung des Misen-san auch DRINGEND notwendig war), hab ich mich mal kurz rausbegeben, um mir etwas von der Stadt anzugucken. Ich bin dann auch gleich in den Einkaufsarcarden gelandet. Aber irgendwie alles doch eher provenziell hier. Immerhin hab ich es geschafft, ein neues (gebrauchtes) Spiel zu finden, das ich schon länger gesucht habe. Juhu.

Das beste in Takamatsu ist allerdings, dass die meisten Fußgängerampeln mit einer Anzeige ausgestattet sind, die einem mitteilen, wie lange die jeweilige Ampelphase noch dauert. Extrem super! Das wollte ich auch schon immer haben!

So, angesichts der Tatsache, dass die erste Fähre morgen um kurz nach 8 abfährt, mache ich mich mal bettfein und morgen gibt es dann weiter extrem Kulturwatching mit dem Besuch der Insel Naoshima.

13.11.05

Im Emotionstaumel...

Zu meinem Abschied aus Kyoto gab es dann gestern abend tatsächlich, wie geplant, eine kleine große Sause. Nachdem ich mich den ganzen Tag über geschont hatte (meine Füße... Blasen...) hatte ich mich dann für den Abend mit Flo und dem Rest der Gang verabredet. Da es bis zum verabredeten Zeitpunkt noch einiges hin war, hab ich mich mit einem Finnen unterhalten, der grad im Costa del Sol angekommen war. Ein Finne der Wodka hasst! Was es nicht alles gibt! Wir unterhielten uns also über Japan (klar...), Sprachen im allgemeinen und auch im besonderen und er berichtete auch von seiner ersten Reise nach Japan. Da hat er sich nämlich mit der Transsibierischen Eisenbahn gen Nippon aufgemacht. 7 Tage Zugfahrt, in einem Zug voller Soldaten und Das-was-früher-mal-KGB-war-Beamter. Klang recht spannend.

Um Elf traf ich mich dann mit der Partycrew in Downtown Kyoto. Leider konnte Rei diesmal nicht mitkomen, weil sie den Tag zum Aufräumen genutzt hat und am Abend einfach keine Lust mehr hatte. Mit den Jungs ging es dann erstmal was essen, diesmal gab es Udon, Nudelsuppe mit dicken Nudeln. Dann ging es noch fix in den Konbini, schließlich wollte man auf dem Weg zum Club noch was vorglühen. Außerdem waren zwei unserer Begleiter schon ziemlich gut dabei, da musste der Rest noch ran. Schon der Weg zum Club wurde ziemlich spaßig. Auf den Straßen wimmelte es zudem noch von vergnügungssüchtigen Japanern, die teilweise schon an ihrem Limit angelangt waren, was den Alkoholkonsum angeht.

Unterwegs sahen wir auch ein paar mal kleinere Gruppen von Polizisten, die auf einen Betrunkenen einredeten, der es wohl etwas zu weit getrieben hatte. In Deutschland hätten die Polizisten der Typen vermutlich schon dreimal zu Boden geknüppelt, da haben die japanischen Kollegen noch auf ihn eingeredet. Flo meinte eh, dass er mittlerweile die japanschen Polizisten für ziemliche Weicheier hält.

Nach einiger Zeit sind wir dann im Metroclub angekommen (der Club ist in einem U-Bahneingang, daher der Name, nehme ich mal schwer an), nicht lang fackeln, rein da. An diesem Abend war wohl so ne Art "Eine-Welt-Party" angesagt, nachdem zuerst so tranciges Zeug lief, bestiegen ein paar Trommler die Bühne und trommelten sich einen ab. Die brauchten allerdings auch einige Zeit, bis die sich eingegroovet hatten. An diesem Abend waren wohl, zumindest laut Aussage der anderen, ungewöhnliche viele Auswärtige im Club. So oder so, die Stimmung stieg, wir machten unsere Party und irgendwann war's auch schon fast fünf.

Flo und Julian hatten sich zwar zwischendurch für ein Nickerchen zurückgezogen...

aber die haben wir auch wieder wachgekriegt. Zwischendurch hat noch so ein Hippietyp mit seiner Band ein wenig afrikanische und asiatische Musik gejammt. Der war auch voll gut drauf, du!

Um kurz vor fünf beschlossen wir also das Etablissement zu verlassen und stürmten den 99-Yen-Laden (jawoll, noch billiger als 100 Yen geht auch!) nebenan. Während ich mich mit allerlei Süßkram vollgestopft habe (Minibaumkuchen!), war es denn anderen mehr nach was herzaften, wie Instantnudelsuppe...

oder Teriyakiburger, in der Superatommikrowelle auf glühendheisse Temperatur gebracht. Aber wen der Hunger packt verkraftet auch das:

Nach gut 3 Stunden erholsamen Schlafes (pff...) war für mich dann wieder Zeit aufzustehen, denn es hieß "Sayonara, Kyoto!" und "Ohayou, Hiroshima!". Die Zugfahrt klappte auch wie gewohnt problemlos, die große Schwierigkeit war allerdings dann in Hiroshima ein freies Schließfach zu finden. Ich wollte ja einfach mein Gepäck im Schließfach am Bahnhof lassen und mir dann in Ruhe den Friedenserinnerungspark ansehen. Nach einiger Sucherei, Flucherei und Fragerei hab ich dann auch ein passendes Schließfach gefunden und dann ging es mit der Bimmelbahn zum Gedenkpark. In Hiroshima gibt es nämlich noch eine gute alte Straßenbahn, teilweise auch richtig alt und rumpelig.

Allerdings muss sich die Bahn auch durch den Verkehr kämpfen und steht eigentlich mehr als das sie fährt. Für japanische Verhältnisse ein echtes Geduldsspiel. Die Bezahlung läuft ziemlich kompliziert: man steigt an bestimmten Türen ein und bezahlt dann beim Rausgehen am Ausgang. Dort steht der Schaffner oder der Fahrer selber und passt drauf auf, dass auch jeder brav bezahlt. Gott sei Dank ist der Betrag in der ganzen Stadt immer gleich, egal wie weit man fährt, man zahlt immer schlappe 150 Yen. Also grad mal einen Euro.

Aus der Bahn ausgestiegen sieht man auch sofort Hiroshimas wohl bekannteste Sehenswürdigkeit: den Atombombendom. Eins der wenigen Gebäude, die nach dem Abwurf der ersten Atombombe stehen geblieben ist und jetzt als Mahnung erhalten wird.

Drumherum liegt der Friedenspark, gefüllt mir diversen weiteren Mahnmalen, zum Beispiel für die Kinder Hiroshimas...

oder im Gedenken an all die Koreaner, die während dem zweiten Weltkrieg in Japan Zwangsarbeit verrichten mussten und in Hiroshima umkamen.

Das zentrale Denkmal ist diese Skulptur, die in einer Achse mit der Friedensflamme und dem Atombombendom steht.

Ebenfalls im Park liegt das Museum. Drinnen wird die Geschichte Hiroshimas vor und nach dem 6. August 1945 erzählt, wie es zum Abwurf der Atombombe kam, die furchtbaren Folgen und wie die Stadt wieder aus den Trümmern wieder auferstand. Teilweise sehr erschütternd was dort zu sehen ist und manchmal auch auch sehr harter Tobak (Bilder von entstellten Opfern, Hautreste, Fingernägel usw.). Aber auch lehrreich und hoffnungsvoll, wenn man sieht, wie die zerstörte Stadt wieder aufblühte und wie dort weiter für den Frieden und die völlige Abschaffung von Nuklearwaffen gekämpft wird. Das neue Hiroshima wirkt nämlich sehr lebhaft, ich bereue es doch etwas, nicht doch etwas länger dort zu bleiben.

Aber jetzt sitze ich schon in der Jugendherberge in Miyajimaguchi. Nach den Warnungen von Javier und Ramon habe ich ja schon mit dem schlimmsten gerechnet, aber es geht noch so. Der alte Herbergsvater ist ein echt lustiger Vogel. Die Einrichtung ist allerdings in der Tat ziemlich alt und teilweise recht dreckig und vor allem herrscht hier ein sehr merkwürdiger Geruch. Und dann führt noch eine viel befahrene Straße vor der Tür entlang. Nun ja, eine Nacht werde ich das schon überleben.

Der Herbergsvater hat mir dann auch einen Tipp gegeben, wo ich hier mal Okonomiyaki im Hiroshima-Stil probieren kann. Der ist nämlich ziemlich anders als der Osaka-Stil. Zwar wird auch mit viel Weißkohl und Pfannkuchenteig gearbeitet, aber da hören die Gemeinsamkeiten auch schon so ziemlich auf. Nun ja, das Endergebnis sieht ähnlich aus, aber es schmeckt schon anders. Mit hat allerdings der Osaka-Okonomiyaki besser geschmeckt, ist aber beides nicht zu verachten.

Übrigens hab ich in dem Mall, in dem das Restaurant ist, ein paar ziemlich coole Fahrräder gesehen. Klappräder sind hier ziemlich hip und in der dortigen Fahrradabteilung hab ich dann auch welche von Airwalk gesehen. Muss mal schauen, ob die auch bei uns zu kriegen sind oder ob man sowas tatsächlich importieren muss. Morgen werde ich mich in aller Herrgottsfrühe auf die Fähre begeben und nach Miyajima rüberschippern. Und danach geht es wieder weiter, diesmal nach Takamatsu. Ich hoffe nur, dass ich da eine günstige Unterkunft finde...

12.11.05

...und danke für den Fisch

Ich hatte es ja schon fast vergessen, aber auch in Japan ist momentan Herbst. Das bekam man gestern schön zu spüren, denn es regnete den ganzen Tag in einem durch. Zumindest war es deshalb eine clevere Entscheidung den gestrigen Tag für einen Besuch des Aquariums in Osaka zu wählen. Von außen bot das Gebäude schon einmal einen bunten Kontrast zu dem Einheitsgrau der Umgebung.

Drinnen angekommen wird man in einer Abwärtsspirale an den verschiedenen Lebensräumen des Pazifiks vorbeigeführt. Und da gibt es einiges zu sehen, kleine Fische, große Fische, bunte Fische, farblose Fische, schnelle Fische, extrem faule Fische, aber auch Pinguine, Otter, Robben, Delfine, Haie und Quallen. Sehr unterhaltsam, manchmal konnte man sich einfach vor ein Fenster sitzen und einfach den Fischen beim Alltagsleben zusehen. Ziemlich nervig allerdings war die nonstop Beschallung mit Weihnachtsmuzak. Grauslich, die Japaner sind da schon extrem verkitscht was Weihnachten angeht.

Übrigens schleppe ich seit ein paar Tagen schon eine leichte Erkältung mit mir rum, ich bin jeden Morgen froh, wenn ich feststelle, dass die nicht schlimmer geworden ist. Aber wirklich besser ist sie auch noch nicht...

Nach dem Besuch im Aquarium haben Rei und ich dann noch die deutsche Abordnung der Kyotoer Uni getroffen. Mit denen sind wir noch durch's verregnete Osaka gezogen, was allerdings die Shoppingfreude ein wenig dämpfte (der Regen). Übrigens stehen in vielen Läden längliche Plastiktüten bereit, in die man doch bitte seinen nassen Regenschirm stecken soll. Ziemliche Abfallquelle das...

Nachdem alle Einkäufe erledigt waren (naja, fast...) ging es dann auf die Suche nach einem Restaurant. Da ich ja bereits gestern schon Takoyaki, die örtliche Spezialität Nr.1, gegessen hatte, war diesmal die Spezialität Nr. 2 dran, Okonomiyaki. Das ganze ist eine Art Mischung aus Pfannkuchen und Pizza, sehr variantenreich. Hauptbestandteil ist Weißkohl und Teig, der Rest kann nach belieben variiert werden. Die ganze Sache wurde wieder am Platz gekocht:

Auf der einen Seite des Tisches sieht man schon Gesichter voll freudiger Erwartung...

während auf der anderen Seite sich die Jungs alle Mühe geben, möglichst blöd aus der Wäsche zu gucken, damit die weibliche Begleitung noch besser da steht:

Anschließend war wieder das große Thema: wann fährt der letzte Zug, kann man noch was trinken gehen? Denn auch am Wochenende heißt es hier: wenn du den letzten Zug um Mitternacht verpasst hast, darfst du auf den ersten Zug am frühen Morgen warten. Da bin ich doch immer heilfroh, es in Köln und Bonn so gut zu haben.

Es blieb noch genug Zeit für ein Bier, also haben wir uns wieder in einem kuschligen Lokal eingefunden. Diesmal gab es sogar kleine "Schließfächer" für die Schuhe, denn innerhalb des Lokals war barfuß (bzw. auf Socken) laufen angesagt. Spart sicher einiges an Reinigungskosten.

Heute ist dann mein letzter Tag in Kyoto. Irgendwas soll heute abend noch gemacht werden, aber morgen früh geht es ja schon wieder weiter nach Hiroshima, also will ich es auch nicht unbedingt übertreiben. Auf jeden Fall werde ich heute den Tag über mal meine Füße schonen, ich hab schon die ein oder andere Blase...

Den Preis für den besten Restaurantnamen hat aber auf jeden Fall dieser Laden in Osaka sicher:

So schlimm ist es in Osaka allerdings nun wirklich nicht... Arsch der Welt...

11.11.05

Kyoto, der Versuch eines Vergleichs

(*neu* Jetzt auch mit Bildern! *neu*)

Gestern habe ich mal darüber nachgedacht, mit welcher deutschen Stadt Kyoto wohl am ehesten zu vergleichen wäre. Ich bin zu dem Schluß gekommen, dass es vielleicht eine Mischung aus Köln und Bonn am ehesten trifft. Man nimmt also die Großstadt Köln und zwängt sie in das Rheintal, wo Bonn liegt. Der Kyoto Tower ist schon mal mindestens so häßlich wie der Colonius...

allerdings müsste man den Kölner Dom in eine Art riesige Lagerhalle stecken, so wie man das hier mit dem größten Tempel wegen Renovierungsarbeiten derzeit macht.

Dann müssen alle Kabel unter der Straße raus und Kreuz und Quer zwischen den Häusern aufgespannt werden!


Außerdem müssen dann alle U-Bahnausgängen ständig "Bimbam...bimbam... bimbam..." machen und die Ampeln, wenn sie grün sind "piu! piu! piu!". LKWs machen auch brav auf sich aufmerksam, wenn sie abbiegen oder zurücksetzen (in etwa: "Achtung! Ich biege jetzt rechts ab! Bitte passen sie auf sich auf!" Und Radfahrer dürfen noch rücksichtsloser unterwegs sein. In der U-Bahn schläft man entweder oder man tippt auf seinem Handy rum. Naja, zumindest letzteres machen ja eh schon viele.

Aber sonst... ist das schon ziemlich ähnlich...

Silber ist leider gerade aus...

Gestern dachte ich mir, wenn ich ja eh schon in Kyoto bin, muss ich mir doch was von diesen wichtigen alten Dingern geben, von denen es hier ja massenweise gibt. Also beschloß ich mir den Silbernen Pavillion anzusehen. Im Reiseführer stand was von Zengarten und so, das klang auf jeden Fall recht reizvoll... wäre es auch gewesen, wenn ich vermutlich morgens um acht und nicht kurz nach mittag da gewesen wäre. Mit mir schlängelten sich also diverse Schüler-, Rentner- und Touristengruppen durch den an sich schönen Garten. Hier mal ein Beispiel für akkurat gerechten Kies:


Was ich auch endlich mal zu Gesicht bekommen habe, war das berühmte rote Herbstlaub. Ich glaub in diesem Jahr ist das Laub ziemlich spät dran, seine Farbe zu kriegen. Mal sehen, eine Woche Zeit hab ich ja noch um mehr davon zu sehen.


Im Reiseführer stand auch, der Garten sei das eigentliche Highlight und nicht unbedingt der silberne Pavillion. Der ist nämlich, wie ich dann feststellen durfte, nicht mal ansatzweise silbern. Ein Foto hab ich trotzdem gemacht.


Nachmittags bin ich dann kurzentschlossen nach Osaka gefahren, um mich mit Rei zu treffen. Die entspricht so ziemlich keinem der Klischees, die man von Japanerinnen hat: sie spricht sehr gut Englisch, geht sehr schnell (hängt sogar fast mich ab...), ist laut und selbstbewusst. Wir sind einfach relativ ziellos durch Osaka gelaufen, haben in ein paar Geschäften vorbeigeguckt und dann einen Ort gesucht, wo man etwas essen kann. Auf ihre Empfehlung hin sind wir dann in ein Restaurant gegangen, in dem man sich Takoyaki selber machen kann. Takoyaki sind kleine Teigbällchen, standardmässig mit Oktopus gefüllt, man kann sie aber nach belieben variieren. Sowas in der Art wie Poffertjes, nur herzhaft.

Einfach war die Zubereitung nicht, zum Glück haben mir die Profis vom Restaurant ein wenig geholfen. Aber sehr lecker war's, ich denke, das werd ich zu Hause auch mal ausprobieren.

Anschließend wollten wir noch irgendwo etwas trinken gehen. Aber Osaka ist wie jede andere japanische Großstadt, die ich bisher kennengelernt habe, wenn du erstmal im Vergnügungsviertel gelandet bis, kannst du dich vor lauter Auswahl nicht entscheiden. Schlußendlich sind wir dann in einem "australischen" Pub gelandet. Nach einem Bier war allerdings auch schon Zapfenstreich, es war ja auch schließlich schon 23h. Und da das ja auch mit den Zügen hier nicht so einfach ist, ab 24h fährt gar nix mehr, musste ich mich eh wieder zurück nach Kyoto machen.

Heute wollen wir uns mal das Osaka'er Aquarium angucken. Allerdings hat sich Flo auch vorhin mal gemeldet, dass er heute auch nach Osaka wolle. Gleich mal nachhören, vielleicht können wir ja alle zusammen fahren.

10.11.05

Ich bin so schwach...

Gestern abend ist es passiert. Nachdem ich vom Inari-yama zurückgekehrt war und ich mich mit einem Abendessen gestärkt habe, bin ich noch einmal raus auf die Einkaufsmeile(n) Kyotos. Nach einiger Sucherei hab ich dann Tower Records gefunden. Dort hab ich dann mindestens eine Stunde verbracht, habe CDs probegehört (hier hat ja jeder Plattenladen, zumindest alle in denen ich bisher war, dutzende Hörstationen) und am Ende... am Ende hab ich dann CDs für knapp 12.000 Yen (ca. 85 Euro) gekauft. Ich sag's ja, hier in Japan werde ich doch wieder zum CD-Käufer. Aber hier sind schließlich auch zum Beispiel die CDs genau so teuer, wenn nicht billiger als zu Hause. Und dann sinds ja die Japan-Versionen, sprich: Bonustracks. Gekauft habe ich schlußendlich: die neue Broken Social Scene, die neue Franz Ferdinand (man hatte die Wahl zwischen Europa und Japan-Version...), die neue Deerhoof, das Polysics-Album (das was paradoxerweise das teuerste, obwohl das einzige Album einer japanischen Band...) und das Album einer Band namens Tracer AMC, die ich ohne Hörstation wohl nie zu hören gekriegt habe. Jetzt muss ich den ganzen Kram erstmal hören.

Philosophensandwich

Gestern hab ich mir in einem Konbini ein Sandwich gekauft. Beim Auspacken fiel mein Blick auf die Beschriftung der Verpackung. Höchst anspruchsvolle Sandwiches haben die hier...


Und auch aus der Kategorie "R oder L, was ist wohl richtig?", noch ein Fundstück aus Matsuzaki:

Toooriii! Toooriii! Toooriii!

Nein, das Spiel ist noch nicht aus und Japan ist auch nicht Weltmeister. Gestern hab ich mal wieder auf Wanderschaft begeben und diesmal den Inari-yama bestiegen. Das besondere daran: die Wege, die den Berg hinaufführen sind gesäumt von abertausenden (?) der bekannten roten Toris. Das sieht dann ungefähr so aus:

Das geht wirklich immer weiter so, mal größere, mal kleinere, mal gibt es Lücken dazwischen, mal brandneue, viele sichtbar alte. Das hat schon was, wenn das Sonnenlicht so durch die Lücken zwischen den Toren fällt, während sich der Pfad den Berg hinaufschlängelt.


Was scheinbar auch eine große Rolle spielt, sind Füchse an diesem Berg. Überall standen Schreine, die links und rechts von Füchsen "bewacht" wurden.


Füchse werden scheinbar immer von Füchsen angezogen, deshalb fand ich wohl den Weg zu diesem Berg, von dem nichts in meinem Reiseführer stand. Oder der Berg fand zu mir, schließlich waren es die zwei Architekturstudenten in Matsuzaki, die mir vom Inari-yama vorschwärmten...

Der Rückweg war dann wieder etwas abenteuerlich, als ich schließlich aus dem Wald herausfand (ich hab wohl eine falsche Abzweigung genommen?) kam ich in einem kleinen Vorort von Kyoto raus. Aber dank meines einzigartigen Navigationssinnes und der unschlagbaren Intuition bin ich schließlich auch wieder am Bahnhof gelandet. Wo ich übrigens mit dem Mythos aufräumen konnte, japanische Züge wären immer pünktlich:

9.11.05

Kitaaaaa!

Puuuh... endlich hab ich es geschafft und habe eins dieser Seattle's Best Coffee-Dingern gefunden. Direkt am Bahnhof. Sehr angenehm hier, ich sitze hier in Ruhe, trinke einen Chai Latte und hole die Einträge der letzten Tage nach (neue Einträge gibt's ab dem 5.11.). Zwei Tische weiter sitzen eine Japanerin und ein Amerikaner, die zusammen einen japanischen Text übersetzen. Sehr niedlich, wie sich der Amerikaner um das Mädel kümmert.

Heute will ich noch raus in die Berge rund um Kyoto, da gibt's wohl einen Pfad mit tausenden von diesen roten Toren, das wollte ich mir mal angucken. Das Wetter ist hier übrigens noch immer voll in Ordnung, Temperaturen um die 20 Grad herum, gestern konnte ich auch locker im T-Shirt rumlaufen, bei dem knalligen Sonnenschein.

Ich mache jetzt mal weiter meinen Frieden mit Kyoto, jetzt weiß ich ja wo ich online gehen kann, das lässt mich beruhigt (in meinem harten Bett...) schlafen.

8.11.05

Es geht doch...

Na gut, werde ich meine Meinung zu Kyoto doch ein wenig revidieren müssen. Nach einem ausgiebigen Ausflug in Downtown-Kyoto (das halt etwas entfernt vom Bahnhof liegt) bin ich doch noch auf diverse interessante Ecken gestoßen. Zum einen habe ich mal wieder einige nette Geschäfte aufgetan. Mittlerweile gehe ich offensichtlich lieber irgendwelche Läden durchforsten, als irgendwelche Tempel anzugucken. Dort in dieser Einkaufspassage habe ich dann auch Florian mitsamt Kommolitonen Bastian getroffen, die mir in "der" Spielhalle Kyotos auch scheinbar übermächtige Japaner in Street Fighter 3 Third Strike (oder was weiss ich) schlagen kann. Danach sind wir noch zu zwei "Bathing Ape"-Shops gegangen, in denen diese Woche eine neue (natürlich extrem limitierte) Kollektion von Sneakern verkauft werden. In Zusammenarbeit mit Marvel kann man dann Donnerstag dann also "Hulk", "Fantastic Four", "Thor" oder "Captain America"-Schuhe kaufen. Nicht das die beiden große Marvelfans oder so etwas werden, da bei solchen Sonderauflagen mit einer hohen Wertsteigerung zu rechnen ist, kaufen sie sich du Schuhe als reines Spekulationsobjekt.

Die Bathing Ape-Shops sind übrigens a) sehr gut versteckt und b) sehr schick aufgemacht. Man muss schon wissen wo man suchen muss und traut sich dann drinnen kaum die Ware anzufassen, so exklusiv sieht das alles aus. In einem solchen Laden in Deutschland würde ich mit ausnahmslos arroganten Angestellten rechnen, hierzulande sind die Bedienungen aber alle ausgesprochen freundlich. Aber das ist hier ja eh Standard, der Kunde ist hier sowas von König. Beim Betreten des Ladens schallt einem mindestens ein "
Irasshaimaseee!" (sowas wie "Wie kann ich ihnen behilflich sein?") entgegen. Manchmal rufen das die Angestellten auch einfach so in den Raum, oder ein Vorgesetzter kommt zum Beispiel aus dem Lager, ruft erstmal sein "Irasshaimaseee!" und die anderen Angestellten antworten mit dem gleich Ruf. Beim verlassen bedankt man sich artig mit "Arigato gozaimashitaaaa!", auch wieder nur mindestens einmal. Selbst wenn man nur mal kurz geguckt hat.

Nachdem sich Bastian von uns verabschiedet hat, bin ich mit Flo erstmal in ein Ramen-Restaurant eingekehrt. Dort gab's dann zum ersten Mal amtlichen japanischen Ramen. Davon bin ich immer noch pappensatt und lecker war's dazu auch noch. Und schön laut schlürfen macht auch viel Spaß.

Anschließend sind wir noch durch das ehemalige Geishaviertel Gion gezogen. Dort gibt es noch jede Menge Häuser im "alten" Stil, die Straße ist nicht asphaltiert, es gibt keine Neonreklame, alles eher bedächtig. In diesen Straßen sind auch einige ziemlich exklusive Restaurants angesiedelt, 4000 Yen für ein Essen sind da wohl die unterste Grenze. Auf unserem Zug durch Gion sind wir auch zufällig an den Dreharbeiten für einen Fernsehfilm vorbeigekommen. Dabei hatte die Kameracrew die Gasse, in der gedreht werden sollte nicht abgesperrt. Das heißt sie mussten immer brav warten, wenn man wieder noch jemand dringend durch diese Gasse musste (und das mussten irgendwie einige, obwohl es recht offensichtlich war, dass dort gedreht wird). Nachdem die Szene abgedreht war (hat nichtmal ne Minute gedauert) zog dann eine Gruppe Mädels zu den beiden Schauspielern und wollte ein Foto mit den beiden. Der Freude nach zu urteilen, die die Mädels an den Tag legten nachdem ihrer Bitte stattgegeben wurden, sind die beiden Schauspieler wohl doch etwas bekannter. Ich kannte sie auf jeden Fall nicht. ;-)

Unterwegs sind wir noch unter anderem am Kyoto'er Beer Keller vorbeigekommen. Wir konnten gerade noch wiederstehen dort reinzugehen, auch wenn der Werbespruch draussen ziemlich einladend war:


Auch nicht zu verachten ist der Trinkspruch, der eine Wand des Bierkellers ziert:


In diesem Sinne trinke ich mir jetzt noch was, dann geht's ins Bett und morgen, ja morgen stell ich den ganzen Kram wohl hoffentlich endlich online!

Kyoto braucht seine Zeit mit mir

Mist, noch immer nicht weitergekommen in Sachen Internet. Immerhin läßt sich die Suche nach einem WLAN-Hotspot und die Erkundung der Stadt vortrefflich verbinden. Immerhin bin ich schon so weit, dass ich weiss, dass in der Kaffeehauskette "Seattles Finest" (oder so) immer ein solcher Hotspot vorhanden ist. Jetzt muss ich nur noch so einen Laden finden. Nun ja, nachher will ich mal in Richtung Shopping- / Entertainmentdistrikt, da sollte doch so etwas zu finden sein.

Heute war ich dann erstmal im Bereich südlich des Bahnhofs. Kyoto wird durch den Bahnhof in zwei Teile geteilt, den südlichen und den nördlichen Teil. Von meinem Besuch im südlichen Teil war ich allerdings wenig angetan. Ich fühlte mich manchmal an Kleinstädte in Süditalien (die eher heruntergekommenen) oder Los Angeles erinnert. Da muss ich nicht mehr hin. Das einzig ansehbare war To-ji, wieder mal so'n Tempelding mit wieder so nem Pagodenteil. Ganz ehrlich gesagt, mir kommen die Dinger langsam an den Ohren raus. Trotzdem ein Foto:


Viel putziger dagegen war die Gruppe Kleinkinder auf Ausflug:


Unterwegs hab ich auch wieder feststellen dürfen, dass Leute, die sich in Deutschland gerne mal über Radfahrer aufregen, nienienieniemals nach Japan kommen dürfen. Außer sie haben eine extrem hohe Toleranzschwelle. Denn die japanischen Radfahrer fahren wo sie wollen, ohne viel Rücksicht auf Verluste, Radwege werden nur im Notfall benutzt und Licht in der Dunkelheit auch. Die Radfahrer in Deutschland sind wahre Engel dagegen!

Auch aufgefallen ist mir mal wieder, dass die Japaner zwar in Sachen Umweltschutz ordentlich aufholen (Müll wird hier ungefähr so getrennt wie bei uns zum Beispiel), aber von einem absolut nicht lassen können: Dinge einpacken. Zum Beispiel hab ich mir heute mal ein Päckchen Schokolade geholt. Natürlich ist die kleine Pappschachtel in Cellophan eingewickelt. Öffnet man die Packung fallen einem ein Dutzend Stücke Schokolade entgegen. Jedes einzelne natürlich in einem bunten Papierchen verpackt. Bei Kaugummis das selbe, ich meine die in Drageeform. Jedes einzelne artig verpackt. Das Problem ist allerdings: Mülleimer in der Öffentlichkeit sind eine Rarität. Wenn man Glück hat, stehen an einer Bushaltestelle welche. Wenn man noch mehr Glück hat vielleicht auch einem neben den siebzehntrilliarden Automaten hier. Dann aber natürlich nur für PET-Flaschen und Dosen, versteht sich. Meistens darf man den Müll allerdings brav eine Weile mit sich herumtragen.

Meine Anrufe konnte ich gestern abend auch erledigen, ich habe Flo (aka Ramza ausm Maniacforum) erreicht, der hier in Kyoto studiert. Mit dem wollte ich mich auch heute nachmittag mal treffen, ich hoffe der zeigt mir mal interessante Punkte hier. Bisher bin ich von Kyoto nämlich ganz ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht. Aber kann ja noch werden.

Ebenfalls erreicht habe ich Rei, die in der Nähe von Osaka lebt. Die spricht ein lustiges Englisch, einen heftigen australischen Schlag mit einer Prise japanischem Akzent. Dummerweise war sie grade beschäftigt als ich anrief und als sie zurückrief, war es schon Mitternacht, ich grad eingeschlummert und zu spät am Telefon. Naja, das kriegen wir auch noch hin.

Ich werd mich jetzt wieder raus begeben und mal schauen, wie es sich hier shoppen lässt und so...

7.11.05

Bitte einen Moment Geduld...

Schnell einen Gruss aus Kyoto. Muss hier noch einen WLAN-Hotspot auftreiben. Weil sonst komm ich hier nicht ins Internet. Aber das krieg ich auch noch hin. Gibt viiiiel zu berichten, also geduldet euch noch einen Tag und dann gibt neues! Juhu!

Ein kleiner Tiefpunkt

Tja, wer billig reist, der muss ja auch irgendwann irgendwo landen, wo es wirklich billig ist. Wie ich jetzt hier in Kyoto im "Guesthouse Costa del Sol". Keine Ahnung, wie der Besitzer auf den Namen gekommen ist, auf jeden Fall ist von Costa del Sol hier nix zu merken. Ich habe also wieder ein 6-Tatamizimmer für mich, ohne irgendwelche Annehmlichkeiten. Immerhin, ein eigenes Bad und WC. Allerdings kann nur von 8-10h und von 20-23h heiss geduscht werden. Ich werd's überleben. Immerhin kann man unten am Computer ins Internet gehen, da muss ich doch gleich mal rausfinden, wo es hier in Kyoto Hotspots gibt. Sollte ja nicht so schwierig sein. (Ergänzung 2 Tage später: Pff, wat bin ich froh, dass ich das geschafft hab...)

Angefangen hat der Tag eigentlich auch ziemlich gut, nachdem es in Matsuzaki die ganze Nacht wie aus Eimern geschüttet hat, schien heute morgen brav die Sonne. Die Straßen, Hügel und Häuser dampften richtig, als die ersten Sonnenstrahlen darauf fielen. Nach einem mal wieder ausgiebiegen, wenn auch hastig eingenommenen, Frühstück verabschiedete ich mich aus dieser großartigen Jugendherberge und wartete auf den Bus nach Shimoda. Dort lernte ich dann auch, wie im Bus kassiert wird. Bezahlt wird nämlich erst beim Aussteigen. Woher will der Busfahrer allerdings wissen, wo ich eingestiegen bin und wie weit ich dementsprechend gefahren bin? Na gut, bei einem Auswärtigen wie mir sicher kein Problem. Die Sache läuft also folgendermassen: beim Besteigen des Busses zieht man sich ein Ticket. Dort ist eine Nummer aufgedruckt, in meinem Falle eine 8. Vorne beim Busfahrer hängt eine Tafel mit 70 Feldern. In jeden der Felder steht der Fahrpreis für die zurückgelegte Strecke. Beim Einsteigen stand der auf Feld 8 (also "meinem" Feld) noch bei 160 Yen. Mit jeder Haltestelle rückte der Preis immer weiter. Also steht dann zum Beispiel in Feld 8 190 Yen. Und so weiter, und so weiter, bis man an seinem gewünschten Ziel angekommen ist. Beim Aussteigen guckt der Fahrer dann auf die Tafel, liest was bei Feld 8 steht und das darf ich dann bezahlen. Ziemlich einfallsreich.

In Shimoda angekommen, erwischte ich auch gleich den Zug nach Atami. Der Zug fuhr wie auf der Hinfahrt auch an der Küste entlang, diesmal hatte ich allerdings das Glück einen "Superview"-Zug zu fahren. Dort sind die Fenster zur Küste größer und jetzt der Clou: die Sitze sind zu den Fenstern gewandt. Sozusagen die Landschaft als Bühne. Da gab's schon einige schöne Ausblicke, wäre vielleicht mal was für die Rheinstrecke zwischen Bonn und Koblenz.


Leider hatte ich dann das Pech in Atami den Shinkansen nach Kyoto gerade verpasst zu haben. Also hieß es eine Stunde Zeit totschlagen am Bahnhof von Atami. Auch das war kein allzugroßes Problem, also hieß es dann: auf in den Shinkansen. Ist schon flott das ganze. Und man hat eine Beinfreiheit, großartig. Alle Ankunftsansage auch zweisprachig, also alles sehr locker. Das reisen mit dem JR-Pass ist übrigens eine feine Sache, man kriegt problemlos für jeden Zug eine kostenlose Platzreservierung.

In Kyoto angekommen, nach ungefähr zwei Stunden Fahrt, hieß es erst einmal einen internationalen Bankautomaten aufzutreiben. Aber auch wieder kein Problem, direkt neben dem Kyotoer Bahnhof ist die Hauptpost, wo ich ohne großes Aufheben von meinem Konto Geld abheben konnte. Der Weg zu meiner Bleibe war auch ziemlich einfach zu finden, Kyoto ist schön nach einem Raster aufgebaut, zumindest in der Innenstadt. Jetzt geh ich erstmal raus, die Nachbarschaft erkunden und ein paar Leute anrufen. Und vor allem schauen, dass ich diesen ganzen Kram hier ins Internet gestellt kriege...