16.4.11

Schlimmer als die Strahlung: Angst

Schon kurze Zeit nachdem das Unglück im AKW Fukushima bekannt wurde, begann man Fragen zu stellen: kann ich hier bleiben (wenn man zum Beispiel gerade in Tokyo war)? Kann ich dahin reisen (und da ging es nicht nur um Japan, sondern auch um den Osterurlaub in Thailand...)? Und vor allem: darf ich noch Sachen aus Japan essen? Mal davon abgesehen, dass Japan ein ziemlich großes - oder sagen wir besser langes Land ist, in dem große Teile weder von Erbeben oder Tsunami noch von der Strahlung aus Fukushima betroffen sind, beeilte sich die EU natürlich zu versichern, das nur geprüfte Waren aus Japan nach Europa kämen. Dann setzte man allerdings die Grenzwerte hoch, worauf logischerweise ein Aufschrei durch Europa ging. Und so setzte man die Grenzwerte selbstverständlich wieder herunter, auf das gleiche Niveau, wie die japanischen.

Beim Zoll, zumindest bei dem in Köln, scheint man es mit den "Einfuhrbeschränkungen" sehr ernst zu nehmen. Meine Frau Miho arbeitet in Köln in einem japanischen Restaurant, wo in der letzten Woche eine neue Köchin aus Japan ihre Arbeit begann. Diese junge Köchin bekam von ihrer Mutter ein Paket geschickt, welches wie zu erwarten beim Zoll landete, wo sie es entgegen nehmen sollte. Inhalt das Pakets: einige Kleidungsstücke und Lebensmittel, darunter von der Großmutter hausgemachte Umeboshi (eingelegte "Pflaumen"). Nur was natürlich fehlte: das Zeugnis der Strahlungsunbedenklichkeit. Mit der Konsequenz, dass das Paket aus der Heimat postwendend zurückgeschickt werden musste. Bitter. Und recht herzlos von den Damen und Herrn beim Zoll. Aber da sind wir Deutschen ja auch gut drin, Vorschriften sind da um eingehalten zu werden...

Ziemlich bitter sind allerdings auch Geschichten aus Japan über die Stigmatisierung von Bewohnern aus der Region um das AKW Fukushima. Aus Angst vor der "ansteckenden" Strahlung werden diese gemieden, gehänselt oder ignoriert. Das erinnert fatal an das Schicksal der Hibakusha, der Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki.
Sorgen machen sich auch Anwohner von Müllverbrennungsanlagen, als Gerüchte die Runde machen, man werde in den Anlagen auch Abfälle und Schutt aus der Sperrzone um Fukushima Daiichi verarbeiten.

Um es mit Franklin D. Roosevelt zu sagen: "The only thing we have to fear is fear itself." Oder noch direkter aus Dune: "Fear is the mind-killer".

Keine Kommentare: