12.4.11

Fukushima ist NICHT Tschernobyl!

Das war ja abzusehen. Kaum gibt die Japanische Atomaufsichtsbehörde bekannt, dass sie die Kraftwerkskatastrophe von Fukushima auf Stufe 7 der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) gesetzt hat, heißt es direkt in so gut wie allen Nachrichtenkanälen: die gleiche Stufe wie Tschernobyl, also ist der "Super GAU" von Fukushima so schlimm wie Tschernobyl! Wenn nicht sogar noch schlimmer!!!

Nur: so ziemlich das einzige, was Fukushima mit Tschernobyl gemeinsam hat, ist der Umstand, dass ein Unglück in einem Kernkraftwerk passiert ist und Strahlung ausgetreten ist. Das es in Tschernobyl 10x mehr Strahlung war, das der Reaktor explodiert ist und radioaktive Teilchen hoch in die Atmosphäre geschleudert hat, das der Unglücksort nicht betreten werden konnte, das es ganz verschiedene Reaktortypen sind... all das lässt man unter den Tisch fallen, weil man ja "endlich" "zugegeben hat", wie schlimm es wirklich in Fukushima aussieht. Und diese unnötige Panikmache, das Geschäft mit der Angst vor Radioaktivität, dieses Weglassen von wichtigen Hintergrundinformationen, ich muss es so direkt sagen, es kotzt mich einfach nur noch an.

All die wichtigen Unterscheidungspunkte und mehr Informationen, was es mit dieser Bewertungsskala auf sich hat, wurde von Daniel Garcia hier anschaulich zusammengefasst. Bitte bitte, all ihr Journalisten da draussen, bemüht euch doch endlich ein bisschen, den Lesern / Zuschauern / Zuhörern das ganze Bild zu vermitteln!

Auch interessant ist, wer eigentlich die "Drecksarbeit" am Unglücksreaktor in Fukushima machen "darf". Oft war schon die Rede von Leiharbeitern. Bei Japan Probe wurden einige Berichte über die Situation der Arbeiter zusammengefasst. Klar sind auch in Fukushima "einfache" Arbeiter für "einfache" Arbeiten am Werk, aber man kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass das in anderen Ländern auch nicht groß anders aussähe.

Um mit einer versöhnlicheren Note abzuschließen: ab heute ist das "aus Twitter geborene" #quakebook "2:46: Aftershocks: Stories from the Japan Earthquake" erhältlich, als digitaler Download bei Amazon. Der komplette Kaufpreis geht an das Japanische Rote Kreuz, also bitte: kaufen! Nicht nur des guten Zwecks wegen...

2 Kommentare:

kikjar hat gesagt…

Ja, das dort vornehmlich Leiharbeiter verheizt werden sollen, war vor ca. 3 Wochen schon Thema in den Öffentlich Rechtlichen. Dabei ist das sicher vergleichbar mit unseren Verhältnissen bzgl. Zeitarbeit. Ich find's arg frech, wie hier ein Bild von den vermeintlich unqualifizierten Arbeitsumständen vor Ort gezeichnet wird, ohne wirklich Kenntnisse zu besitzen.

Danke übrigens für den Buch-Tip. Ich hoffe es kommt schnellstens auch eine iBook Version?!

Unknown hat gesagt…

Am besten war ja noch immer ARD-Korrespondent Robert Hetkemper, der was von Obdachlosen und Tagelöhnern in Fukushima erzählte.

Was das Quakebook angeht: Kindle-Software gibts doch mittlerweile für so gut wie jedes System. Ich hab bis jetzt noch nix gehört, das man mit Apple in Verhandlung ist, wegen des Vertriebs des Buchs.