30.10.05

Geschafft! Ich bin da!

Wetterbericht Tokio: bunt gemischt, mal bewölkt, mal sonnig, aber so um die 20 Grad herum. Jetzt bin ich also wirklich hier. Nachdem ich nach der Köln-München-Beinahekatastrophe schon fast mit dem schlimmsten gerechnet habe (Gepäckverlust, die Zöllner lassen mich nicht rein usw.) lief alles wunderbar glatt. Zwar sass neben mir die ganze Zeit nur eine Mittvierziger Ingenieurin (die auch so aussah, ich mein, wär trägt denn heute noch karierte Flanellhemden?), es gab kein Inseatentertainment (that's Economyclass for you!), die Filme waren eh mau, schlafen war wie befürchtet nicht so einfach (hab's glaube ich auf 3 Stunden gebracht), hie und da ein paar Turbulenzen, aber am Ende dann ganz sicher in Tokio gelandet. Raus aus dem Flieger, erstmal ein japanisches Klo begutachtet (man kann durch das Klopapier tatsächlich locker Zeitung lesen), dann zum Zoll, relativ flott da durch und bei der Gepäckausgabe wartete auch schon mein Rucksack auf mich. Draußen in der Empfangshalle wartete dann auch wie versprochen Mariko auf mich, bei deren Familie ich heute meine Nacht verbringe. Also erstmal das Gepäck heimbringen. Rein in den Zug. Mein erster Ticketkauf, wenn man weiss, wie es funktioniert, ist es wirklich kinderleicht. Mittlerweile hab ich mir übrigens so ne Art U-Bahn-Prepaidkarte geholt, auf der doch tatsächlich der Kölner Dom zu sehen ist. Fußball-WM, ick hör dir trapsen.Vom Bahnhof dann von Marikos Vater abgeholt und dann gings zur Ishikawa-Residenz. Dort dann noch Frau Muttern und die kleine Schwester (naja, die ist auch schon 23) Saori kennengelernt. Und weil der arme Junge im Flieger ja nix zu futtern gekriegt hat (ja, genau...) gab's erstmal Spaghetti-Japanstyle und gebratene Nudeln. Super nette Familie!

Ach ja, als ich dann mal das Klo betrat, gabs ne kleine Überraschung. Tatsächlich eins dieser Klos mit vielen Knöppen. Erstmal wird der Sitz beim Draufsetzen von alleine warm und dann kann man sich nach erledigten Geschäft noch zwei Arten von ... Reinigungsduschen auswählen. Super Sache, wenn man erstmal weiss, welcher Knopf für was ist. Auch super: die Kombination aus Spülung auffüllen und Handwaschmöglichkeit. Wohl als gewissensberuhigender Ausgleich zur Energierverschwendung für die warme Klobrille.

Dann hieß es also nach Erfrischung und Stärkung: was nun? Da ich mir eh ein Prepaid-Handy dort kaufen wollte, erstmal raus zu den Phoneshops. Aber nix da: hast du keine Adresse hier, gibts wohl auch nix. Aber wir sind ja nicht doof, Mariko macht das auf ihren Namen und ich krieg das Handy (morgen erst). Saori ist mittlerweile zu uns gestoßen und so begeben wir uns mal auf nach Asakusa, da gibts einen dicken Tempel zu sehen. Aber vor dem Tempel wartet eine Straße, die scheinbar jede Fress- und Souvenierbude aufbietet. Falls ich am letzten Tag noch was brauche, fahr ich einfach hier hin...

Beim Tempel angekommen lerne ich dann, warum man sich Rauch auf den Kopf weht (macht schlau!), sich mit Wasser die Finger wäscht (reinigt überraschenderweise) und das man hier für's beten bezahlt. Aber schon imposant, das Ding. Wenn auch, klar, wir haben ja Sonntag, proppenvoll mit Touristen. Also runter zum Fluß, der Sumida-gawa heißt. Hier gibt es wohl im Sommer ein schicket dicket Feuerwerk. Jetzt sieht es nur wie ein Fluß aus. Dafür steht da aber ein Hochhaus der japanischen Brauerei Asahi, welches aussieht wie ein gut gezapftes Kölsch und direkt daneben ein schwarzer Klotz mit etwas drauf, was eine goldene Flamme darstellen soll, aber eher wie ein... urteil selber.

Da noch Zeit bis zum Abendessen blieb, entschieden wir uns noch flott mal in Uedo vorbeizuschauen, wo es einen großen Park gibt. Na gut, groß schon, aber sauber geht auch anders. Dafür gabs auf einem Konzertgelände im Park japanischen Freestyle zu belauschen. Wieder raus aus dem Park und rein in eine Straße namens Ameyoko-cho. Eigentlich sollte man eher sagen "Schnäppchenparadies", was es da alles gibt für (relativ) wenig Geld, meine Herren. Schicke Sneaker, die man zu Hause in Doitsu bestimmt nicht kriegt für nicht mal 9000 Yen. Aber ich bin ja nicht zum Schuhekaufen hier. Am Ende der Straße schauen wir noch in einen Laden rein, der sich auf diverses Spielzeug spezialiert hat. Da schlägt das Sammlerherz aber sowas von höher. Zum Beispiel eine ganze Sektion für "Nightmare before Christmas" gewidmet. Und zu meiner Überraschung fand ich dann noch ein Plakat mit der "Maus" (ja, "die" Maus!) in dem Laden. Da musste ich Mariko und Saori natürlich in meiner Funktion als Kulturbotschafter erst einmal vermitteln, worum es denn da geht. Die Mädels schwer begeistert ("Kawaiiii!") und wir finden dann tatsächlich auch noch diversen Maus-Merchandise. Saori kauft sich eine Vibrationsmaus (keine Ahnung warum die das macht...) und wir verlassen den Laden wieder.

Es wird langsam Zeit wieder nach Hause zurückzukehren, denn Muttern wartet dort mit dem Abendessen (jawoll, Papa geht arbeiten und Mutter steht scheinbar den ganzen Tag am Herd). Es wird dick aufgetischt, Sashimi (roher Fisch), Rindfleisch und diverse Gemüse in der Pfanne gebrutschelt (das hat auch einen tollen jap. Namen, der ist mir nur leider entfallen), Tempura (diverser Kram frittiert), japanisches Bier und zum Schluß noch einen japanischen Whiskey. Dazu Gespräche über Gott und die Welt, in einem Mischmasch von englisch und japanisch. Sehr sehr netter Abend! Und jetzt lieg ich auf meinem Futon und werde mal schlafen, schließlich müssen wir morgen früh raus, das Handy klarmachen und dann noch zum neuen Hotel am anderen Ende der Stadt fahren. Gute Nacht!

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