22.2.06

Museale Odyssee

Bis vor kurzem hätte ich wohl auch nicht im Traum daran gedacht, einen "Lieblingsarchitekten" zu haben. Doch neben den Werken Turrells war es eben die Architektur Tadao Andos, die mich bei meinem Besuch im Chichu-Museum am meisten beindruckt hat. Und aus diesem Grunde versuchte ich seitdem andere Bauwerke von Ando zu finden. Durch Zufall fand ich dann heraus, dass eins der von ihm entworfenen Gebäude ganz in meiner Nähe zu finden sei. Nicht weit entfernt von Neuss hat die "Langen Foundation" auf dem Gelände der Raketenstation Hombroich, einen ehemaligen NATO-Stützpunkt, ein Museum errichtet, das nach den Plänen Andos gebaut werde. Wie sich allerdings herausstellen sollte, war der Weg für uns dorthin gar nicht so einfach zu bewältigen.

Zunächst hieß es für uns von Düsseldorf raus auf's Land zu fahren. Kein Problem soweit, mit dem Zug zum dem Museum nächstgelegenen Ort zu kommen. Von dort an musste man dann mit dem Bus weiter. Da auf den "Überland"bussen allerdings nicht der nächste Halt angezeigt wird und sich die Busfahrer auch nicht die Mühe machen, etwas anzusagen fuhren wir prompt ein paar Stationen zu weit. Was dann bedeutete, bei grandios grauem Winterwetter durch die Einöde zu wandern.

Da wir davon ausgingen, dass das Museum Insel Hombroich und die Langen Foundation zusammengehörten (warum schließlich sonst ein Kombiticket anbieten?) landeten wir als zuerst im Kassenhaus Insel Hombroich. Dort verwies man uns aber dann weiter. Also wieder raus und weitersuchen. Was wiederum nicht wirklich einfach war, denn von vernünftiger Ausschilderung schien man dort draußen auch nicht viel zu halten. Nach einer weiteren Odysee über Feldwege und abgesperrte Bahnübergänge haben wir es dann doch irgendwie geschafft. Von Weitem waren schon die Ando-typischen glatten Betonflächen zu erkennen. Heilfroh erreichten wir also schließlich das vom kalten Wind aufgewühlte Wasser umgebene Glasgebäude.

Zu sehen gab es im Museum eine Ausstellung namens "Graphische Arbeiten der Avantgarde 1918-1934". Gezeigt wurden darin Plakate, Entwürfe und Grafiken aus den 20er und 30er Jahren, im Stile des Dadaismus, Konstruktivismus und ähnlichem. Unter anderem zum Beispiel diverse Sachen von Kurt Schwitters (der durch seine "Merz-Bilder" bekannt wurde. Unglaublicher Zufall: ich höre gerade ein Stück der Band "Merz" von der neuen Spex-CD...), der dem ein oder anderen über den Umweg durch das Stück "Anna" von "Freundeskreis", wo die Zeile "Du bist von hinten wie von vorne A-N-N-A" auftaucht, die ursprünglich aus Schwitters Gedicht "An Anna Blume" stammt.

Sehr interessant waren auch diverse sowjetische Propaganda- und Kinoplakate. Auch bei den typografischen Entwürfen war festzustellen, dass man viele davon problemlos auch heute verwenden könnte und diese noch immer (oder schon wieder?) einen modernen Eindruck machen.

Um aber noch einmal auf die Architektur zurückzukommen: zwar ist das Museum Langen Foundation bei weitem nicht so spektakulär umwerfend, wie das Chichu. Ando hat aber auch hier trotz all dem Beton ein einfaches, leichtes und unaufdringliches Gedäude geschaffen, genau richtig für ein Museum. Beim nächsten Mal muss ich allerdings mal dringend bei besserem Wetter hin, vor allem um dann auch mal das "Insel Hombroich"-Ding anzusehen. Und dann weiss ich auch, wie ich dort hin und auch wieder wegkomme...

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