10.1.13

Ich und der Kugelfisch

Er darf in keiner Reportage über Essensgewohnheiten in Japan fehlen: der Fugu aka Kugelfisch. Der tödlich giftige, der nur von Profis zubereitet werden darf, die sich nach jahrelanger Quälerei ein Zubereitungserlaubniszertifikat erarbeitet haben. Sozusagen ein Extremsport im Gourmetbereich. Und wie sich das für einen ordentlichen Extremsport gehört, geht regelmäßig auch ein Fuguesser beim Genuß dieser Besonderheit bei drauf (vermutlich, weil er bei jemandem gegessen hat, der kein Zertifikat hat...). Gestern war es dann soweit: ich habe den Helm aufgesetzt, den Fallschirm angeschnallt und bin gesprungen. Da ich die Zeilen hier noch tippen kann, habe ich offensichtlich überlebt.

Das Restaurant sei nur die Filiale einer Kette, sagte meine Frau vorher noch. Wenn allerdings jede Restaurantkette so wundervoll eingerichtet wäre, würden wir in einer besseren Welt leben: schlichtes klassisch-japanisches Interieur, separate Zimmer, man kam sich vor wie in einer traditionellen Herberge. Der Einfachheit halber hatten wir ein festgelegtes Menu bestellt, Fugu, in allen möglichen Variationen. Genug also der Schwaflerei, hier jetzt Gang für Gang in voller Pracht (gut, den Geschmack müsst ihr euch natürlich denken...)!

Zur Eröffnung gab es Fuguhaut in Fuguaspik, dazu Yuba (Tofuhaut) in Sesamsoße.

Als nächstes Fugu in seiner wohl bekanntesten Form, roh und hauchdünn geschnitten. Fugu hat übrigens festes Fleisch, dafür dass das Fleisch so dünn geschnitten ist, hat es deutlich Biss.

Es folgte gebratener Fugu als Sushi, also auf Reis...

und Fugu frittiert...

Als Höhepunkt Fugueintopf, Fugu"rippchen" in Fugubrühe mit Gemüse...

Dazu gab es übrigens Sake, der in einer Bambuskaraffe gereicht und aus Bambusbechern getrunken wurde. Ach ja, und der hervorragend schmeckte...

Das was vom Fugueintopf an Brühe übrig blieb, wurde dann mit Reis und Ei zu einer Art Risotto gekocht. Großartig!

Als Dessert gab es dann doch noch etwas Fugufreies, Sojamilcheis mit schwarzem Zuckersirup und Kinako (Sojabohnenmehl, schmeckt erdnussig). Foto gibt's davon nicht.

Alles in allem ein sehr leckeres Essen! Weniger großartig war leider, dass der Zeitpunkt des Essens mit dem Zeitpunkt der Schlafenszeit unserer Tochter kollidierte. Die war zu Beginn noch gut drauf, dann überdreht und dann so übermüdet, dass sie nicht einschlafen konnte, auch wenn vom Restaurant ein kleines Kinderbett zu Verfügung gestellt wurde. Auch wenn die Schwiegermutter sich mal dem Kind annahm und eine Runde spazieren ging, artete das Ganze dann doch in Streß aus, der leider den Genuß etwas erschwerte. Aber so ist das halt, wenn man mit Kleinkind unterwegs ist: planen kann man da gar nichts, man muss immer mit allem rechnen. Wie jetzt auch, das Kind verlangt nach Aufmerksamkeit, keine Zeit für langweilige Tipperei!

 

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das hört sich klasse an und sieht super lecker aus!
Ich habe nur einmal frittierten Fugu in Yamaguchi gegessen.

Wie war denn der Preis für dieses Bombenmenü? Sicher auch recht saftig?

alex hat gesagt…

ich habe den dünn geschnittenen rohen fugu erst beim zweiten hinsehen gesehen. ich dachte erst, das sieht aus wie ein nudelnest. dann habe ich die gelantineblättchen geshen. hat´s denn auch geprickelt auf dein bauchnabel??? ähhhhh zunge natürlich.

Unknown hat gesagt…

Den Preis musste ich gerade erstmal noch erfragen, die Rechnung haben freundlichsterweise nämlich die Schwiegereltern übernommen... das Menu hat wohl 6.000 Yen gekostet, was ich durchaus für angemessen halte. Meine Frau meinte, in einem "richtigen" Fugurestaurant wäre es noch teurer (allein das Fugu-Sashimi für 10.000 Yen oder so).

Unknown hat gesagt…

Ich habe es mir zumindest eingebildet ;-) Könnte aber auch sein, dass das an dem Zitronenessig lag, in dem man den Fugu dippt...

Conni hat gesagt…

schön,das wir euch begleiten können !Wenn solch ein Highlight ansteht ,sollte man sein Kind anderen überlassen .Ich denke an ein Ereignis in Mimosa ,wo der Spruch kam :Ich bin doch nicht lebensmüde !Groß geworden der Junge !Ich bin stolz auf dich !
Conni und Fuss