Im Garten war also noch wenig los, man hatte genug Ruhe sich alles mal anzuschauen und Bilder zu machen. Dafür gibt es dort auch mehr als genügend Gelegenheiten. Viele der Bäume werden derzeit winterfest gemacht, das bedeutet vor allem, dass man über den Bäumen zum Schutz vor den Schneemassen Seile spannt. Gar nicht dumm, aber ohne diese Seilweihnachtsbäume hätte es mir sicher besser gefallen. Sowieso wäre es sehr interessant, diesen Garten mal während einer anderen Jahreszeit zu sehen, vor allem im Frühjahr.
Nach einer Stunde flanieren im Garten hatte ich genug Fotos wie das...

oder das...


Eines der Hauptgebäude innerhalb Kanazawa-jo wurde 2001 aufwändig rekonstruiert. Das Gebäude ist eine der größten Holzkonstruktionen Japans und bei der Sanierung wurde größtenteils nach Plänen und Methoden der Edo-Zeit (1600-1868) gearbeitet. Da natürlich auf heutige Sicherheitsstandards geachtet werden musste, wurden zusätzlich aber auch Dinge wie eine Sprinkleranlage installiert. In einem Holzgebäude sicherlich nicht das verkehrteste. Unter anderem kann man im inneren ein 1/10-Model das Skelett der Holzkonstruktion eines Teils des Gebäudes sehen. Wenn man sich dann noch die verwendeten Techniken zur Verbindung der einzelnen Bauteile ansieht, kann man sich vorstellen, dass die Sanierung eine Heidenarbeit war.

Mittlerweile war es auch schon 10 Uhr durch und das "Kanazawa 21st Century Museum of Contemporary Art" hatte geöffnet. Vom architektonischen Standpunkt kommt das Museum zwar recht modern her, ich fand es aber nicht annähernd so beeindruckend wie die Museen auf Naoshima. Was den Inhalt angeht, hat auch das K21 (ist was kürzer als der volle Name...) auch so einiges zu bieten. In den verschiedenen Gallerien des Gebäudes wurde je ein Künstler vorgestellt. Dabei gab es von Tonskulpturen, Stickereien und Videoinstallationen unter anderem auch die Werke eines Künstlers zu sehen (hab den Infozettel zur Ausstellung schon weggepackt und bin zu faul den jetzt rauszuholen), der mit Stahl und dessen Schwingung experimentiert. Dazu verteilt er auf einer Stahlplatte feinen Staub (Mehl, Magnesium oder was weiss ich) und bringt die Stahlplatte dann an einer Ecke in Schwingung. Durch die Vibration sammelt sich der Staub in einem bestimmten Muster an, je nachdem an welcher Ecke man die Stahlplatte in Schwingung bringt ändert sich auch das Muster.
Im Zentrum der derzeitigen Ausstellung stand die künstlerische Umsetzung der japanischen Teezeremonie. Dabei wurde man einen Pfad entlang geführt, an dem jeder Schritt der Zeremonie ausführlich erklärt wurde und von einem bestimmten Kunstwerk begleitet wurde. Sehr interessante Sachen gab es da zu sehen, zum Beispiel Ledersofas in Form eines flachen Kieselsteins (sozusagen die Luxusausgabe des guten alten Sitzsackes) oder eine Art Wassertropfenkugelbahn.
Im öffentlichen Bereich des Museums gab es dann noch 3 Installationen, die mit der Wahrnehmung spielen. Wie gesagt auch wieder eine Installation von James Turell. Leider war das nicht so beeindruckend wie im Chichu Museum, weil der Rand der Deckenöffnung stark verschmutzt war. Schade.
Im Museumsshop hätte ich am Ende fast noch ein T-Shirt gekauft, aber ich bin dann noch zur Besinnung gekommen und hab es bei einem kleinen Mitbringsel belassen. Ich brauch ja noch was Geld um morgen in Asakusa die Standardsouveniers (Fächer, Stäbchen und so'ne Sachen) zu kaufen.
13 Uhr war es mittlerweile und ich hatte schon alles gesehen, was ich in Kanazawa eigentlich alles sehen wollte. Also bin ich einfach ins Blaue in die Stadt spaziert. Dabei bin ich unter anderem im Samuraihausviertel vorbeigekommen. Wenn man sich die modernen Dinge wie Antennen, Autos und elektrisches Licht wegdenkt, kann man sich schon ganz gut vorstellen, wie es dort vor ein paar hundert Jahren möglicherweise ausgesehen hat.

Auf dem Heimweg fand ich dann noch meinen Weg in den örtlichen Markt. Viel Obst und Gemüse aber vor allem: Fisch! Fisch! Und: Krebse! Ich schätze mal, man kriegt dort so ziemlich alles, was so im Meer herumschwimmt. Sehr interessant. Ich hätte bei 98% der Sachen allerdings auch keinen Schimmer, was ich damit machen soll. Wäre mal ein Anreiz sich damit näher zu beschäftigen.
Wieder im Ryokan angekommen, musste ich mich erstmal setzen, mir schmerzten die Beine doch recht erheblich. Zum Glück wurde auch kurze Zeit später der Tee ins Zimmer gebracht. Sehr angenehm. Jetzt werd ich erstmal Abendessen, versuchen mich schon mal auf Mitteleuropäische Winterzeit einzustellen und dann geht's morgen wieder zurück nach Tokyo. Und dann wieder heim...
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