16.11.05

Und wir faaaahrn...

Ich sitze grad im Thunderbird (bzw. wie man es auf japanisch schreibt: Sandaabiido), kurz vor Kyoto, auf dem Weg zu meinem letzten Aufenthalt vor meiner Rückkehr, Kanazawa. Ich hatte schon schlimmeres befürchtet, bezüglich Zugverbindung, diverse Male umsteigen und solche Dinge, aber das klappt völlig unproblematisch, zweimal umsteigen, mit insgesamt nicht mal einer halben Stunde Aufenthalt. Insgesamt bin ich knapp 5 Stunden unterwegs, aber da ich gerne Zug fahre und es draußen eh genug zu sehen gibt, gar kein Problem.

Kurze Abhandlung zum japanischen Zugsystem:

Mittlerweile kann ich mir auch schon denken, warum die japanischen Züge in den meisten Fällen pünktlich. Zum einen sind die Fahrpläne vermutlich großzügig gestaltet, so daß der Zug auch mal langsamere Etappen fahren kann und noch immer pünktlich ankommen. Dann ist der Einstiegsvorgang so gut durchgeplant, das ein reibungsloser Ablauf immer gewährleistet ist. An den Bahnsteigen ist für jeden Zug angezeigt, an welcher Stelle welcher Wagen hält. Und wenn das da steht, dann hält der Zug auch haargenau da. Wenn man also seine Reservierung für Wagen Nr. 5 hat, dann stellt man sich an die entsprechende Stelle (gegebenenfalls in die dort schon stehende Warteschlange) und sobald der Zug dann da ist, hopp, rein und fertig ist. Ich glaube, Züge halten selten länger als eine Minute. Außer vielleicht, wenn sie zu früh am Bahnhof angekommen sind.

Dann ist natürlich auch noch von Vorteil, dass die Shinkansen-Schnellzüge auf eigenen Gleisen fahren. Das heißt, kein Regionalzug muss mal eben anhalten, damit ein Fernzug vorbeikommt oder ähnlicher Quatsch. Tatsächlich habe ich es in den knapp drei Wochen, die ich jetzt hier bin nur ein einziges Mal erlebt, dass ein Zug zu spät kam und da war es auch tatsächlich nur eine Minute. Also, liebe Bahn daheim, versucht das mal nachzumachen...

Die Japaner auf dem Fahrrad

Ich weiss nicht ob ich es schon mal erwähnte, aber die Japaner hocken in 99% aller Fälle auf dem Fahrrad wie der sprichwörtliche Affe auf dem Schleifstein. Jeder stellt seinen Sattel auf die tiefste Einstellung, egal ob es sich um Leute handelt, die so groß wie ich sind oder um Menschen die nur halb so groß wie ich sind, wo das ja noch Sinn macht. Das sieht sehr oft ziemlich albern aus, zum Vergleich denkt mal an Typen auf nem BMX-Rad. Nur das die hier meistens auf stinknormalen Damenrädern sitzen.

Dann kümmern sich die Japaner auf dem Rad einen feuchten Kehrricht darum, ob der Fußweg auf für Radfahrer oder nicht. Da wird ohne Gnade drauflos gefahren, da gibt es noch Kamikaze in Reinform. Die japanischen Räder haben meistens auch keine Rücktrittbremse, was bedeutet, dass wenn man mal abbremsen muss die Handbremse gebraucht wird. Die ist nur häufig nicht im besten Zustand, mit dem Ergebnis, dass beim Bremsen ein extrem schrilles Quietschen entsteht. Das durfte ich gestern wieder in den Einkaufsarkarden (sozusagen eine überdachte Fußgängerzone) von Takamatsu feststellen, wo ich mir fast einen Hörsturz abgeholt habe.

Aber wie bereits schon einmal erwähnt, dafür haben die Japaner eine große Auswahl an sehr coolen Klapprädern. Wie Mobiltelefone sind Klappräder in allen möglichen Designs verfügbar, egal welche Farbe, oder auch im Camouflagelook. Ich hätte am liebsten eines mitgenommen, aber vermutlich gäbe das beim Check-in Probleme.

Das japanische Mobiltelefon

Wo wir grad beim Thema sind, Mobiltelefone gibt es in Myriaden verschiedener Designs. Die vorherrschende Form ist dabei das Klapphandy, die Muschelform. Hier herrscht also nicht der Wettbewerb, wer denn jetzt das kleinste Handy hat, statt dessen liegt besonders viel Wert auf individuelle Gestaltung. Zur eigentlichen Gestaltung der Mobiltelefone spielen dabei vor allem diverse Anhänger eine große Rolle. Kleine Figürchen, Tragebänder oder Talismane baumeln also an so ziemlich jedem Handy. Und bei einigen scheint zu gelten: je mehr desto besser. Übrigens war ich während meiner Sightseeingtouren so ziemlich der einzige, der mit eine Digitalkamera Fotos gemacht hat, die Japaner nutzen fast ausschließlich ihre Mobiltelefone für diese Zwecke. Was ja auch nicht unbedingt verwunderlich, schließlich sind japanische Modelle den unseren ja mindestens eine Generation voraus und locker so leistungsstark wie meine (allerdings auch schon etwas betagte) Digitalkamera.

In Zügen, Bussen und Bahnen wird man übrigens auch immer dazu aufgefordert, doch bitte sein Handy leise zu stellen. Sehr löblich. So geht es in den Bahnen nicht wie bei uns zu, wo alle paar Minuten irgendein Handy düdelt (oder noch schlimmer, die neue Unsitte sich Musik über sein Handy vorzuspielen...).

Neben dem Telefonieren nutzen die Japaner ihr Handy aber vor allem zum schreiben von E-Mails. SMS sind hier eigentlich so gut wie unbekannt, Statt dessen verbringt man die ein oder andere Zugfahrt damit, E-Mails an Freunde zu verfassen. Und die sind dann meistens länger als "Was machst du gerade?".

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